Löws Spitze: „Gut, wenn man Jérôme als Nachbarn hat“
Lille (dpa) - Diesen kleinen Seitenhieb gönnte sich Joachim Löw nach dem Auftaktsieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der EM.
Angesprochen auf die spektakuläre Rettungstat von Weltmeister Jérôme Boateng auf der eigenen Torlinie, erklärte der sonst nicht politisch auftretende Bundestrainer: „Es ist gut, wenn man einen Jérôme als Nachbarn hat in der Abwehr.“ Das war eine feine verbale Spitze gegen AfD-Vize Alexander Gauland, der im Vorfeld der Europameisterschaft gesagt hatte, dass Deutsche zwar Boateng als Nationalspieler schätzen würden, aber nicht neben ihm wohnen wollten.
Die Aussage des Politikers war auf breite Ablehnung gestoßen. Viele solidarisierten sich mit dem Münchner Fußball-Profi, dessen Vater aus Ghana kommt und dessen Mutter Deutsche ist. Boateng ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Löw konzentrierte sich im Übrigen nach dem einleitenden Satz wieder ganz auf eine sportliche Beurteilung der Abwehraktion. Als Nebenmann von Boateng in der Abwehr wisse man, „dass er manchmal gefährliche Situationen vom Gegner entschärfen kann. Das hat er schon klasse gemacht, weil er sofort auf die Linie zurück ist. Der Ball war eindeutig nicht im Tor“, äußerte Löw.
Boateng selbst war froh, dass ihm kein Eigentor unterlaufen war. „Wir haben da nicht gut gestanden. Der Ball kam scharf in die Mitte, ich hab ihn berührt, fast ins eigene Tor gelenkt. Das war knapp, und ich bin froh, dass es noch geklappt hat. Ich musste mich irgendwie schnell drehen und ihn rausschlagen. Vielleicht hat es auch nur geklappt, weil ich so lange Beine habe“, schilderte Boateng seine Rettungstat beim Stand von 1:0 für Deutschland. „Ich war selbst erschrocken. Zum Glück hat's geklappt. Hauptsache kein Tor.“