Überblick: EM-Teams schalten in Turniermodus
Paris (dpa) - Das Warten hat ein Ende, alle Tests sind gespielt. Am Freitag beginnt mit dem Eröffnungsspiel Frankreich gegen Rumänien die Fußball-Europameisterschaft. Die Deutsche Presse-Agentur macht den Formcheck der 24 EM-Teams.
Gruppe A:
FRANKREICH: Der Gastgeber ist bereit, alle sind fit. Auch Kingsley Coman, der zu Wochenbeginn leicht angeschlagen war. Zur ersten Elf wird er gegen Rumänien beim Auftakt aber nicht zählen. Die Mannschaft hat sich zwei Tage zurückgezogen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Die Anspannung ist da, die Vorfreude erst recht.
RUMÄNIEN: Das 5:1 in der Generalprobe über Georgien schürt die Hoffnung auf eine erfolgreiche EM. Zur Eröffnung gegen Frankreich will sich das beste Defensivteam der Qualifikation nicht verstecken. Coach Anghel Iordanescu lässt offen, ob er mit einem oder zwei Stürmern spielt. Angreifer Florin Andone meldet sich rechtzeitig fit.
SCHWEIZ: Vor dem brisanten EM-Auftakt gegen Albanien am Samstag steigen bei der Nati Spannung und Vorfreude. Alle 23 Mann im Kader sind fit, Coach Vladimir Petkovic muss nun entscheiden, wen er von Beginn an spielen lässt. Elf Bundesliga-Profis stehen im Aufgebot, als Startelf-Kandidat gilt auch Jungstar Breel Embolo vom FC Basel.
ALBANIEN: Der EM-Neuling geht das Turnier mit großer Euphorie an. Und die Schweiz als erster Gegner hat Respekt vor dem vermeintlichen Außenseiter und spricht vom „schwersten Gegner“. Zwar hat Albanien Probleme in der Offensive. Das Manko könnte aber durch die dank des italienischen Trainers sehr stabile Defensive wettgemacht werden.
Gruppe B:
ENGLAND: Die Three Lions starten zuversichtlich in die EM - wieder einmal. Coach Roy Hodgson kann aus einem großen Offensiv-Repertoire wählen, muss aber einen Platz für Kapitän Wayne Rooney finden. Linksverteidiger Ryan Bertrand ist angeschlagen, Danny Rose steht bereit. Gegen Russland soll der erste EM-Auftaktsieg überhaupt her.
RUSSLAND: Die zweitälteste EM-Mannschaft ist personell gebeutelt. Nach den Ausfällen der Mittelfeld-Schlüsselspieler Alan Dsagojew und Igor Denissow konnten zuletzt auch Denis Gluschakow, Dmitri Torbinski und Wasili Beresuzki nicht mit der Mannschaft trainieren. Möglich, dass Schalkes Roman Neustädter gegen England in die Startelf rückt.
WALES: Die Generalprobe der walisischen Nationalmannschaft ging völlig daneben. Der EM-Neuling verlor gegen Schweden 0:3. Immerhin sind alle zuletzt angeschlagenen Spieler fit und können am Samstag gegen die Slowakei eingesetzt werden. Angreifer Hal Robson-Kanu konnte in Dinard ebenso trainieren wie Joe Allen und Joe Ledley.
SLOWAKEI: Im Trainingscamp in Vichy stimmen sich die Slowaken zurzeit auf das erste EM-Spiel gegen Wales am Samstag ein. Der überraschende 3:1-Testspielsieg gegen Deutschland hat den Osteuropäern Hoffnung gegeben, die schwere Vorrundengruppe zu überstehen. Das letzte Vorbereitungsspiel gegen Nordirland endete torlos.
Gruppe C:
DEUTSCHLAND: Nach dem Ausfall von Rüdiger muss Löw das Abwehrzentrum neu besetzen, vermutlich mit Mustafi an der Seite von Boateng. Noch arbeitet Löw an der körperlichen Frische seiner Auswahl. Die Tests gegen Slowkai und Ungarn waren durchwachsen. Kapitän Schweinsteiger ist zum Start nur Ergänzung, Hummels fehlt gegen die Ukraine noch.
UKRAINE: Das erste Training am Mittwochabend war eine lockere Angelegenheit. Deutschlands Auftaktgegner hat die vergangenen vier Spiele gewonnen. Angeblich rumort es zwischen Spielern aus Kiew und Donezk - doch das sei längst erledigt, sagt Co-Trainer Andrej Schewtschenko. Er und das Team glauben an eine Chance am Sonntag.
POLEN: Vom Verletzungspech blieben auch die Polen nicht verschont. Vor dem wegweisenden Auftakt gegen die Nordiren bangt das Team von Robert Lewandowski um den so wichtigen Mittelfelddampfmacher Kamil Grosicki (Sprunggelenk). Auch wenn aus den beiden EM-Testspielen kein Sieg geholt wurde, ist Nationalcoach Adam Nawalka zuversichtlich.
NORDIRLAND: Seit zwölf Spielen hat Nordirland nicht mehr verloren, eine längere Serie hat kein anderer der 24 EM-Teilnehmer. Der kleine Schock vom Dienstag, als Topstürmer Kyle Lafferty das Training abbrechen musste, ist verdaut. Gegen Polen soll er dabei sein können. Als Ersatz stünde Fan-Liebling Will Grigg bereit.
Gruppe D:
SPANIEN: Ausgerechnet das erste Testspiel mit den Spielern der Champions-League-Finalisten Real und Atlético Madrid ging schief. Das 0:1 gegen Georgien sorgte für Verunsicherung. Verletzungssorgen hat Trainer del Bosque nicht. Im Teamquartier in Sainte-Marie-de-Ré hat nun der Feinschliff für die Partie gegen Tschechien begonnnen.
TSCHECHIEN: 40 Jahre nach dem Titelgewinn sind die Erwartungen in der Heimat gering. In der Offensive ruhen die Hoffnungen einzig auf Altstar Tomas Rosicky, obwohl der ein Jahr lang nicht mehr für den FC Arsenal gespielt hat. Defensiv muss es hinter einer wackeligen Innenverteidigung Torhüter Peter Cech richten.
TÜRKEI: Nach nur einer Niederlage in 15 Spielen ist das Selbstvertrauen der „Milli Takim“ vor dem EM-Auftakt gegen Kroatien groß. Von den Bundesliga-Legionären hat es Hakan Calhanoglu in die Stammelf geschafft. Große Hoffnungen ruhen auf Kapitän Arda Turan und dem von Borussia Dortmund verpflichteten Talent Emre Mor.
KROATIEN: Gemächlicher ging es in der Vorbereitung kein anderes Team an. Die Gegner hießen Moldau (1:0) und San Marino (10:0). Eine Aussagekraft haben diese Tests kaum. Trotzdem: Die Stars wie Luka Modric, Ivan Rakitic oder Mario Mandzukic sind alle fit, das Team ist heiß. „Wir sind von unserer Qualität überzeugt“, sagte Mandzukic.
Gruppe E:
BELGIEN: Mitfavorit Belgien tat sich im letzten Testspiel schwer, gewann aber gegen Norwegen 3:2 (1:1). In der Offensive zeigten die Belgier vor der Partie gegen Italien eine gute Leistung. Die Abwehr war hingegen anfällig. „Ich habe meine erste Elf schon im Kopf“, sagte Trainer Marc Wilmots, verriet sie aber nicht.
ITALIEN: Die Azzurri sind nach den Testspiel-Siegen gegen Schottland und Finnland vorsichtig optimistisch zur EM gereist. Allerdings fehlt Nationalcoach Antonio Conte weiter ein echter Torjäger, möglich wäre zum EM-Auftakt gegen Belgien ein Sturmduo aus Graziano Pellè und Simone Zaza. Große Stärke ist die Abwehr um Kapitän Gianluigi Buffon.
IRLAND: Als eines der letzten Teams trafen die Iren am Mittwochabend in Frankreich ein. „Träum davon. Glaub daran. Verwirkliche es.“, steht auf dem Mannschaftsbus der Boys in Green. In der schweren Gruppe mit Belgien, Italien und Schweden als erstem Gegner muss die Auswahl von Trainer Martin O'Neill an ihre Außenseiterchance glauben.
SCHWEDEN: Nationaltrainer Erik Hamrén ist bislang hochzufrieden. Nach den Vorbereitungsetappen Stockholm und Båstad bereiten sich Kapitän Zlatan Ibrahimovic & Co. nun in Saint-Nazaire auf den EM-Ernstfall vor. „Wir beginnen jetzt, uns auf die EM zu konzentrieren. Wenn du zu früh damit anfängst, wirst du müde im Kopf“, erklärte Hamrén.
Gruppe F:
PORTUGAL: Die wichtigste Nachricht: Die Oberschenkel-Probleme von Cristiano Ronaldo scheinen abgeklungen zu sein, der Superstar schoss beim 7:0 im letzten EM-Test gegen Estland zwei Tore. Mit der Vorbereitung war Trainer Santos sehr zufrieden. „Wir haben viel Talent, Qualität und einen fantastischen Teamgeist“, sagte er.
ISLAND: In den jüngsten zwölf Länderspielen gelangen nur drei Siege, im letzten EM-Test gab's immerhin ein 4:0 gegen den Fußball-Underdog Liechtenstein. Das Team um zwei Deutschland-Legionäre bereitet sich nun in Annecy auf das Portugal-Match vor. Schon die EM-Teilnahme an sich ist für die 300 000-Einwohner-Nation eine kleine Sensation.
ÖSTERREICH: Das Koller-Team kam mit etwas Verspätung in Frankreich an, weil der Stuttgarter Harnik seinen Reisepass vergessen hatte. Der Aufgalopp am Donnerstag war noch locker, Trainer Koller nahm das Team aber bereits in die Pflicht. Alle Spieler sind fit, der Fokus liegt nun voll auf dem Auftaktspiel gegen Ungarn.
UNGARN: Der deutsche Trainer Storck verliert in Frankreich keine Zeit. Seit der Ankunft am Dienstag bittet er sein Team zwei Mal täglich zum Training. Personell kann er aus dem Vollen schöpfen, den Ungarn fehlt es aber an Erfahrung. Dieses Manko will Storck mit viel Arbeit wettmachen.