Wolfsburgs „kniffliges“ Personal- und Taktikpuzzle

Wolfsburg (dpa) - So eindeutig, wie selbst Sporting Lissabons Coach die Sache vor dem Europa-League-Spiel beim VfL Wolfsburg sieht, ist die Lage wohl doch nicht. Eigentlich ist der Bundesligazweite gegen den Tabellendritten der portugiesischen Liga der große Favorit.

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Wäre da nicht eine spezielle personelle Problematik, die Trainer Dieter Hecking auch ein taktisches Dilemma beschert. „Das ist natürlich schon eine Einschränkung unserer Möglichkeiten“, sagte VfL-Sportchef Klaus Allofs der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch zur „kniffligen Aufgabe“, im Zwischenrunden-Hinspiel ohne die gesperrten Luiz Gustavo und Josuha Guilavogui antreten zu müssen.

Ob Wolfsburg auch ohne eine komplette Stammbesetzung im defensiven Mittelfeld „einfach nur großartig“ aufspielen kann, wie Sporting-Coach Marco Silva geradezu schwärmte, wird sich zeigen. „Der Trainer wird da schon eine Idee haben“, meinte VfL-Talent Maximilian Arnold, der als einziger Stamm-„Sechser“ für die Partie am Donnerstag verbleibt, obwohl er selbst gar kein gelernter defensiver Mittelfeldspieler ist. Sofern Trainer Hecking am Mittwoch tatsächlich schon eine Idee hatte, verraten wollte er diese nicht. „Ich will mir nicht in die Karten gucken lassen“, sagte Hecking.

Der VfL-Coach sieht zwar offiziell „keine Problematik“ in der Personalsituation, erwartet aber ein schwieriges Spiel gegen Schalkes Champions-League-Vorrundengegner. „Schwächen habe ich keine gesehen, und Stärken haben sie sehr viele. Das wird eine harte Nuss, die Chancen stehen 50:50.“ Gegen die Offensive um Nationalspieler Nani könnte Arnold als einziger „Sechser“ ein Risiko sein.

„Auf der Sechs zu spielen, macht schon Spaß, wenn Luiz neben mir spielt“, beräftigte Arnold. Doch der Brasilianer holte sich beim 3:0 in Lille im letzten Vorrundenspiel in der Nachspielzeit noch seine dritte Gelbe Karte ab und ist damit ebenso gesperrt wie Guilavogui, der in diesem Spiel Gelb-Rot sah. Nach dem tragischen Unfalltod von Junior Malanda in der Winterpause bleibt im ansonsten üppig besetzen VfL-Kader kein gelernter „Sechser“ mehr übrig.

Mögliche Alternativen für Hecking wäre das Vorziehen von Innenverteidiger Robin Knoche ins Mittelfeld. Dafür könnte der gerade erst wiedergenesene Timm Klose in die Verteidigung rutschen. Oder Ex-Nationalspieler Christian Träsch, der auf dieser Position in Wolfsburg selten überzeugte, kommt ins Team. Dessen bislang letzter Auftritt für den VfL datiert vom 22. November.

„Wir sollten zu null spielen, das muss unser Ziel sein“, forderte Abwehrchef Naldo angesichts der brenzligen Personalsituation. Zuletzt beim 5:4-Spektakel in Leverkusen ging dies selbst mit bewährtem Personal gründlich schief. Dagegen klappt es in der Offensive um Torjäger Bas Dost, Superstar Kevin De Bruyne und Neuzugang André Schürrle zur Zeit bestens, so dass auch der erneute Ausfall von Ivan Perisic (Gesäßmuskelzerrung) zu verschmerzen sein sollte.

„Es wird schwer, sehr schwer“, befand daher Sporting-Trainer Silva für sein Team. Zudem scheint Sporting eine Phobie vor deutschen Clubs zu haben. In 20 Spielen gelangen den Portugiesen erst zwei Siege, in zehn Spielen in Deutschland kassierte der Club neun Niederlagen. Auch die Form spricht gegen Lissabon. Zuletzt gab es nur ein 1:1 gegen Belenenses. „Wir müssen in Wolfsburg viel, viel besser spielen, wenn wir die nächste Runde erreichen wollen“, forderte Silva.