Abstiegsschock sitzt tief bei Fortuna

Hannover (dpa) - Die Tränen nach dem fünften Abstieg aus der Fußball-Bundesliga waren bei den Spielern noch nicht getrocknet, da platzte Fortuna Düsseldorfs Manager bei der Frage nach der Zukunft der Kragen.

Mit möglichen personellen Konsequenzen will sich die in der Rückrunde so glücklose Fortuna in Ruhe beschäftigen, wie Wolf Werner deutlich zum Ausdruck brachte: „Sie brauchen aber keine personellen Fragen zu stellen. Wir werden uns sicherlich auch damit auseinandersetzen und uns über die Rückrunde unterhalten. Aber drei Minuten nach dem Abpfiff beantworte ich diesen Scheiß nicht.“

Sachlicher machte Fortuna-Boss Peter Frymuth nach dem 0:3 in Hannover klar, dass Norbert Meier trotz des zwölften sieglosen Spiels in Serie, nur neun Pünktchen in der Rückrunde und dem daraus resultierenden fünften Bundesliga-Abstieg des Clubs vorerst Trainer bleibt. „Norbert Meier hat einen Vertrag bis 2014. Wir haben nicht vor, heute oder morgen - so wie das ja bereits spekuliert wurde - eine andere Entscheidung zu treffen“, bekräftigte Club-Präsident Frymuth: „Es wird keine Kurzschlussreaktion geben.“

Bereits vor dem Saisonfinale war Meier in einigen Düsseldorfer Medien arg kritisiert und über dessen Ablösung für den Fall der Relegation spekuliert worden. Verständlich, dass nun, da die Fortuna gar direkt nach nur einem Jahr wieder zurück in die 2. Liga muss, nach Meier gefragt wurde. „Das ist normal. Das habe ich unseren sportlich Verantwortlichen auch gesagt: Wenn ihr in der Rückrunde nur neun Punkte holt, dann müsst ihr auch damit leben, dass darüber diskutiert und geschrieben und auch kritisiert wird“, bekannte auch Frymuth, der das „Unfassbare“ (Werner) nun aber erstmal „zwei, drei Tage“ sacken lassen und dann mit Werner und Meier analysieren will.

Der Trainer selbst bekräftigte, seinen Vertrag auch in der 2. Liga trotz seines ersten Abstiegs überhaupt erfüllen zu wollen: „Fortuna ist für viele mehr als ein Fußballverein. Wenn man die Fans hier heute wieder erlebt hat, da kommt so etwas nicht im Ansatz infrage.“

Den beispiellosen Absturz nach 21 Punkten in der Vorrunde, als den Aufsteiger die Euphorie nach der Bundesliga-Rückkehr nach 15 Jahren getragen hatte, konnte am Samstag aber niemand so recht erklären. „Wir haben den Fehler gemacht, dass wir auch bei schlechten Ergebnissen immer nur das Gute gesucht haben. Das ist falsch“, meinte Werner, der vor allem mit der Verpflichtung des für Hannover verletzt ausgefallenen tschechischen Abwehrspielers Martin Latka im Winter noch einmal für mehr Qualität gesorgt hatte.

Im Angriff und im Spielaufbau, das wurde nicht nur am Samstag wieder deutlich, fehlte diese aber zu oft. Angreifer Robbie Kruse trat nach einer starken Vorrunde und in der Gewissheit eines Wechsels zu Bayer Leverkusen in den vergangenen Wochen kaum noch in Erscheinung. Auch Torhüter Fabian Giefer, der nach einer ebenso famosen ersten Halbserie schon von größeren Clubs träumte, patzte zuletzt immer öfter. Wiederholte Raufereien im Training ließen zudem den Schluss zu, dass es im Team nicht immer stimmte.

Für solche Analysen war am Samstag aber kein Düsseldorfer in der Lage. Zu sehr standen vor allem die Spieler noch unter dem Eindruck des Dramas, das sich kurz vor und vor allem nach dem Abpfiff abspielte. Tausende Düsseldorfer Fans in der Gäste-Kurve - unter ihnen „Tote-Hosen“-Sänger Campino - brachen auf einmal in Jubel aus, als sie vom vermeintlichen Ausgleich Dortmunds gegen Hoffenheim erfuhren, der Fortuna zumindest die Relegation beschert hätte. „Von den Hannoveraner Spielern bekamen wir dann die Nachricht, dass das Tor nicht gegeben wurde“, berichtete Abwehrspieler Christian Weber.

„Absolut furchtbar“, bewertete dies Antreiber Axel Bellinghausen, der wie viele andere Mitspieler hemmungslos weinte: „Wo Worte fehlen, sind Tränen manchmal das richtige Ausdrucksmittel.“ Dies fanden einige hundert Fortuna-Chaoten nicht. Sie rasteten nach dem Spiel aus, lieferten sich über zwei Stunden lang Ausschreitungen mit der Polizei und verletzten mehrere Beamten.

Bereits zum fünften Mal muss Fortuna Düsseldorf aus der Fußball-Bundesliga absteigen. Der direkte Wiederaufstieg gelang danach nie. 1993 wurde die Fortuna ein Jahr nach dem Bundesliga-Abstieg sogar in die Drittklassigkeit durchgereicht. Alle Abstiege Fortunas und das Abschneiden im Folgejahr im Überblick:

* Die 2. Bundesliga wurde erst 1974 eingeführt.