Adam Bodzek — der heimliche Chef
Adam Bodzek hängt der letzten Saison nicht mehr nach. Er sieht gute Chancen, dass die Fortuna bald wieder aufsteigt — vielleicht schon nächstes Jahr.
Düsseldorf. Adam Bodzek hält sich gerne im Hintergrund, obwohl er einer der wichtigsten Spieler im Mannschaftsgefüge der Fortuna ist. Einige nennen ihn den „heimlichen Chef“. Wir sprachen mit dem 27-Jährigen über die neue Rollenverteilung beim Bundesliga-Absteiger.
Herr Bodzek, zur Mannschaft sind viele junge Spieler dazugekommen. Haben Sie jetzt als Älterer deutlich mehr Verantwortung?
Adam Bodzek: Grundsätzlich müssen wir die Jungs integrieren, damit sie sich nicht als Fremdkörper fühlen und nur mit den Jüngeren rumhängen müssen. Der Wohlfühlfaktor ist für junge Spieler das Wichtigste. Dann können sie auch ihr Potenzial abrufen. Das klappt bisher ganz gut. Ein kleiner Spaß gehört genauso dazu wie der Hinweis, wie sie sich am besten auf dem Platz bewegen müssen.
Wie wichtig ist die Hierarchie im Team?
Bodzek: Für mich kommt Hierarchie durch Leistung zustande. Man muss einige Sachen vorleben. Nur verbal zu agieren, das passt nicht.
Hängt Ihnen die vergangene Saison noch im Trikot?
Bodzek: Nein, es ist wichtig, einen Schlussstrich zu ziehen. Es geht wieder bei Null los, und wir müssen versuchen eine Euphorie zu entfachen, die Leute wieder zu begeistern und für den Gegner unangenehm zu sein.
Wie groß ist die Erwartungserhaltung?
Bodzek: Ich weiß nicht ob wir den Druck haben, aufsteigen zu müssen. Wir versuchen, etwas Neues aufzubauen und haben bis auf Uwe Klein ein ganz neues Trainerteam. Viele junge, entwicklungsfähige Leute wurden geholt. Es ist ein gutes Ziel, oben mitzuspielen. Wir wollen, aber es ist nicht so, dass wir aufsteigen müssen. Der Verein hat auf jeden Fall Perspektive. Wenn sich alles so einspielt, denke ich aber, dass es auch dieses Jahr schon klappen kann. Als gefestigte Mannschaft mit der Qualität und dem Potenzial haben wir eine realistische Chance das zu schaffen.
Und der Druck von draußen?
Bodzek: Es ist doch toll, dass sich die Leute schon 22 000 Dauerkarten geholt haben. Die freuen sich auf uns und auf die Saison. Das ist ein kleiner Neubeginn, und alle sind gespannt. Es ist schön, jetzt Geschichte mitzuschreiben.
Was nehmen Sie mit aus der Bundesliga-Saison?
Bodzek: Zum Schluss ist es natürlich schlecht gelaufen. Aber jeder Spieler, der das miterlebt hat, ist gewachsen in seiner Persönlichkeit. Wenn man einmal da war, möchte man da wieder hin. Und das könnte uns auch zusätzlich antreiben.
Was zeichnet den neuen Trainer aus?
Bodzek: Er führt viele Einzelgespräche. Er beobachtet und sieht viel. Er hat offensichtlich ein Faible dafür, mit jungen Leuten zu arbeiten. Wir tragen dazu bei, indem wir die jungen Spieler fördern, denn wir sind anscheinend die zweitjüngste Mannschaft der Liga.
Sie sind so etwas wie der heimliche Chef. Nehmen Sie diese Führungsrolle an?
Bodzek: Der Verantwortung stelle ich mich. Ich bin nicht derjenige, der über den Platz brüllt. Ich versuche mit Leistung voranzugehen und den Spielern in Gesprächen zu helfen. Erstmal muss die Leistung stimmen. Nach außen muss ich das nicht zeigen. Und ich will ja auch nicht Lumpi (Andreas Lambertz war bisher Kapitän; Anm. der Red.) absägen.
Manchmal zeigen Sie aber auch, dass Sie durchgreifen können, wenn sie im Training zur Sache gehen. Müssen Sie immer volle Pulle spielen?
Bodzek: Ich verliere nun einmal unheimlich ungern. Es liegt in meinem Naturell. Und manchen Jungs hilft das ja auch, dass sie besser auf das Spiel vorbereitet sind. Ich muss mich in der Woche gut vorbereiten, dann habe ich den Elan, den ich auch fürs Spiel brauche.
Zum Abschluss die Frage nach dem Spielsystem. Ist Ihnen egal, in welchem System Sie spielen?
Bodzek. Wir haben die ganze Zeit mit zwei Sechsern agiert, deshalb gehe ich davon aus, dass wir so auch in die Saison gehen. Ich bin für alles offen, wenn die Balance stimmt. Wir werden jedenfalls flexibler sein.