Fortuna Düsseldorf Explodiert der Fortuna-Kessel?
Düsseldorf · Der Fußball-Bundesligist aus Düsseldorf kommt nicht zur Ruhe. In der Affäre um Vorstandschef Thomas Röttgermann prognostiziert Aufsichtsratschef Reinhold Ernst einen „nahen Abschluss“.
Eine interne Sitzung jagt die nächste, die Protagonisten beim Fußball-Erstligisten Fortuna Düsseldorf sind getrieben, Entscheidungen stehen unmittelbar bevor: Wenn der Verein auf dem Rasen mit vier Punkten aus den ersten vier Spielen in der Bundesliga nicht geschafft hat, in die Negativschlagzeilen zu geraten, gelingt das der Vereinsführung umso besser. Die Affäre um den erst seit April dieses Jahres amtierenden Vorstandschef Thomas Röttgermann wird immer detailreicher – und auch undurchsichtiger. Letztlich tut sich gerade die Frage auf, wen sie in den Abgrund reißen wird.
Im Mittelpunkt: Thomas Röttgermann. Der Vorstandschef aus Neuss wehrt sich mit dem Verein derzeit massiv gegen Medienberichte vor allem des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, wonach er einer geschäftlichen Nebentätigkeit nachgegangen und dem Aufsichtsrat dabei die Unwahrheit gesagt haben soll. Der Fußball-Bundesligist hat sich inzwischen Beistand von Medienanwalt Christian Schertz gesucht, will gegen die Medienberichterstattung vorgehen – aber auch die internen Vorgänge weiter durchleuchten.
„Wir arbeiten aktuell intensiv an der Aufklärung der Vorgänge und möchten zeitnah zu einem Abschluss kommen“, sagte Fortunas Aufsichtsratschef Reinhold Ernst am Donnerstagnachmittag unserer Zeitung. Zu hören ist, dass gerade die IT im Club von Experten durchleuchtet wird: Die Clubführung will jene dingfest machen, die vertrauliche Mails lanciert haben könnten, aus denen der „Spiegel“ großzügig zitiert hat.
Laut „Spiegel“ soll Röttgermann – anders als dem Aufsichtsrat dargelegt – auch nach seinem Amtsantritt als Clubchef beim Bundesligisten im April dieses Jahres weiter an der Entwicklung der App „MySport“ beteiligt gewesen sein, die er zusammen mit dem Finanz-Geschäftsführer von Hertha BSC, Ingo Schiller, und Felix Welling vom VfL Wolfsburg vorangetrieben habe. Dass Röttgermann an dem App-Projekt gearbeitet hat, wurde von ihm nie bestritten. Nach eigener Aussage sei er aber aus dem Projekt rechtzeitig ausgestiegen. Angeblich sollen diese Version Welling und Schiller bestätigen. Bei Fortuna, heißt es aus dem Umfeld, ist man sich ziemlich sicher, dass Röttgermann damit sachlich aus der Schusslinie gelangen kann. Klar ist aber auch, dass das aktuelle Krisenmanagement des Vorstandschefs vielen sauer aufgestoßen ist.
Der Grund: Röttgermann soll am 7. September nach Bekanntwerden der App-Affäre vor dem Aufsichtsrat abgestritten haben, seit April operativ an der App-Idee mitzuarbeiten. Er habe, so soll er gesagt haben, nur noch vermittelnde Funktion eingenommen, Mails seien von ihm in Panik gelöscht worden. Gleichwohl aber soll Röttgermann laut Spiegel auch danach Mails geschrieben haben, die eine durchaus operative Tätigkeit im Nebengeschäft vermuten lassen.
Zuvor hatte Röttgermann Welling, der seinen Job in Wolfsburg nach Informationen der Deutschen Presse Agentur bereits im Frühjahr dieses Jahres gekündigt haben soll, als seinen Ex-Kollegen ohne Kenntnis des Düsseldorfer Aufsichtsrats für eine Tätigkeit ab Januar 2020 nach Düsseldorf gelotst und sich schon damit angreifbar gemacht – zumal beide die private Unternehmensplanung verband. Der „Spiegel“ hatte Röttgermann deshalb „Vetternwirtschaft“ vorgeworfen, was der Fortunas Vorstandschef vehement zurückwies. Lediglich fachliche Gründe seien für Wellings angehendes Engagement in Düsseldorf ausschlaggebend. Die angedachte Fußball-App soll den Fans aufzeigen, welche Spiele gerade bei welchen Anbietern im Fernsehen oder Internet zu sehen sind.
Wie sehr sich die Angriffe allein auf Röttgermann beziehen, ist offen. Insider vermuten, dass auch der Aufsichtsratschef Reinhold Ernst mit den Angriffen auf den von ihm installierten Vorstandschef getroffen werden soll. Wirklich geschickt hatte Röttgermann auch schon vor der App-Affäre nicht agiert: Sein in der Liga ziemlich einsamer Angriff auf den Schalker Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies in dessen Rassismus-Affäre wirkte etwas gekünstelt, auch der Angang auf den designierten DFB-Präsidenten Fritz Keller hat so recht niemand verstanden. „Wir wollen doch einen Verband, der international agiert und auch den Anspruch hat, internationales Gewicht zu entwickeln. Es wird sich zeigen, ob Fritz Keller diese Herausforderung meistern und den deutschen Fußball so repräsentieren kann, wie das in diesen Zeiten erforderlich ist, in denen gravierende grundsätzliche und auch strukturelle Probleme zu lösen sind“, hatte Röttgermann gesagt. Keller hatte ansonsten Zustimmung erhalten.