Bei Fortuna brennt es lichterloh

Der nächste Schuss muss sitzen: Verliert der Zweitligist gegen Bochum, wird es auch für Trainer Norbert Meier ungemütlich.

Düsseldorf. Es war alles andere als eine fröhliche Heimfahrt von Ingolstadt zurück nach Düsseldorf. Im Fortuna-Bus befand sich nicht nur eine Kiste mit den verschwitzten Trikots, sondern unsichtbar, aber für jeden fühlbar der Ballast einer erneuten, der sechsten Pflichtspiel-Niederlage in Folge. Der Trainer, der sich sonst schützend vor seine Spieler gestellt hatte, ging ganz bewusst auf Abstand, denn er war "abgrundtief genervt".

Das lag vor allem daran, dass diesmal auch die Einstellung nicht stimmte, bei fast allen Spielern. Meier machte dabei schon einen Unterschied, hatte beispielsweise das Bemühen von Marco Christ erkannt, das unermüdliche Lückenstopfen von Jens Langeneke und vielleicht noch das Auftreten von Michael Melka, der sich nach dem Spiel als Einziger den Fragen der Journalisten stellte, positiv zur Kenntnis genommen.

Fakt ist: Erstmals ist ein deutlicher Bruch zwischen Trainer und Mannschaft zu erkennen. Das willenlose Agieren, der "Schlaf der Gerechten" bei den Gegentoren und das fehlende Aufbäu-men sind unerklärlich. Vier Gelbe Karten in fünf Ligaspielen sind für eine Mannschaft ziemlich bezeichnend, die eigentlich als kampf- und willensstark gilt. Der Trainer kann und will das nicht mehr akzeptieren. Dass der Kader nicht seinen Vorstellungen entspricht, macht er nicht mehr nur zwischen den Zeilen deutlich.

Damit schiebt er auch Verantwortung ein wenig ab, auf Geschäftsführer Wolf Werner ebenso wie auf die entscheidenden Vereinsgremien, die weitere Verpflichtungen ausgeschlossen hatten, obwohl Meier zumindest noch einen Abwehrspieler forderte. "Es gibt einige Spieler, die weit unter ihrem Leistungsvermögen agieren", sagt Meier. "Aber wir haben keine anderen, das ist der Kader, der die Kohlen aus dem Feuer holen muss."

Der Verein bewahrt noch Ruhe, doch die Mechanismen des Profi-Fußballs sind trotz der unbestreitbar großen Verdienste von Norbert Meier längst in Gang gekommen. So saßen bereits in Rudi Bommer, Jörn Andersen und Ralf Loose arbeitslose Trainer in Ingolstadt auf der Tribüne. Auf die Frage, ob Meier jetzt eine Trainerdiskussion oder Schritte des Vereins erwarte, antwortete er äußerlich gelassen und wie immer nach den Spielen sachlich und analytisch: "Das sind Dinge, die ich nicht beeinflussen kann und um die ich mich deshalb nicht kümmere."

Eine gewisse Ratlosigkeit ist Fortunas Trainer anzumerken. Denn seine Maßnahmen haben bislang nicht gegriffen. "Ich muss die Gangart verschärfen und alle immer wieder erinnern, dass wir uns mitten im Kampf um den Klassenerhalt befinden", erklärte der Trainer. "Vielleicht sollte ich einem Spieler eine Flasche an den Kopf werfen, wie das andere Trainer in ihrer Wut schon getan haben." Doch das ist nicht die Art von Norbert Meier, der seine Spieler im Bus in Ruhe ließ.

Die Enttäuschung des Trainers über den Vertrauensbruch war auch so bis in die letzte Reihe des Busses zu spüren. Meier weiß, was ihm blüht, sollte seine Mannschaft auch das sechste Ligaspiel in Folge verlieren. Der 52-Jährige bekommt aber Rückhalt aus dem Vorstand. "An eine Trainerentlassung ist noch nicht einmal ein Gedanke verschwendet worden", sagt Vorstandsmitglied Paul Jäger. "Denn man sieht, dass die Chemie stimmt." Vorstandssprecher Peter Frymuth geht noch einen Schritt weiter und kritisiert die Mannschaft hart: "Wir befinden uns im Abstiegskampf. Den Abstieg gegenüber dem Vorjahr haben wir in Ingolstadt gesehen, von Kampf war allerdings nichts zu spüren." Die Spieler sollen die Ärmel hochkrempeln und möglichst schnell mindestens drei Mannschaften hinter sich lassen.