Gegner Bochum: Mit asiatischem Lächeln zu neuer Energie

Tae-Se Jong („Chong Tese“) verhalf dem VfL Bochum zum 3:1 gegen Bielefeld.

Düsseldorf. Im Gegensatz zu Fortuna Düsseldorf konnte der VfL Bochum seine Talfahrt in der 2. Fußball-Bundesliga am Mittwoch durch ein 3:1 gegen Arminia Bielefeld stoppen. Und das obwohl erneut sichtbar wurde, dass Trainer Friedhelm Funkel auf der Torwartposition eine erhebliche Baustelle zu schaffen macht.

Zwar hatte Funkel dort am Mittwoch Philipp Heerwagen nach seinen groben Patzern gegen Augsburg (0:2) und in Oberhausen (1:3) durch Andreas Luthe ersetzt. Doch auch der griff daneben und ermöglichte den Gästen aus Ostwestfalen durch Oliver Neuville so den zwischenzeitlichen Ausgleich. "Das Gegentor nehme ich ganz klar auf meine Kappe. Bei einem Schuss aus dieser großen Entfernung muss ich anders reagieren", sagte Luthe.

Dass der 23-Jährige diese Selbstkritik recht gelassen äußern konnte, hatte er dem Mann zu verdanken, der einen Hauch Fußball-WM in die "Blume vom Revier" bringt. Tae-Se Jong, der in Bochum die japanische Schreibweise Chong Tese auf dem Trikot gewählt hat, stand erstmals nach überwundenen Kniebeschwerden wieder in der Startformation. Der Nordkoreaner bereitete sofort ein Tor vor und erzielte später den dritten Treffer selbst. "Ich bin so glücklich, dass ich dem Team neue Energie verleihen konnte", sagte Jong.

Der 26-Jährige ist der erste Nordkoreaner im deutschen Fußball. Der bullige Stürmer, der in seiner Statur an Englands Wayne Rooney erinnert, fiel Bochums Talentspäher Christos Orkas bereits vor der WM in Altach (Österreich) auf, wo Nordkorea ein Testspiel gegen Griechenland bestritt. "Eigentlich wollte ich ein paar Griechen beobachten, aber dieser Bursche hat mit seinen beiden Toren beim 2:2 allen die Schau gestohlen", sagt Orkas.

Bochum machte Nägel mit Köpfen und verpflichtete Tae-Se Jong für 250000 Euro Ablöse vom japanischen Klub Kawasaki Frontale. In Japan, genauer gesagt in Nagoya, wurde der Nordkoreaner auch geboren. Sein abgeschottetes Heimatland kennt er nur von wenigen Besuchen für Trainingslager und Länderspiele und wagte dabei sogar, die Trainingsbedingungen im Staat des Diktators Kim Jong Il als rückständig zu kritisieren.

Dennoch vergoss er vor dem Spiel gegen Brasilien dicke Tränen, als die Nationalhymne gespielt wurde. "In dieser Situation wurde mir erst so richtig bewusst, dass mein großer Traum, bei einer WM dabei zu sein, wahr geworden ist. Ich habe dann an meine stolzen Eltern gedacht und da sind mir einfach die Tränen gekommen." Mit dem VfL hat der höfliche Asiate, der schnell Deutsch lernen will, einiges vor. "Ich möchte in die Bundesliga aufsteigen und dazu viele Tore beisteuern." Am besten schon gleich wieder am Montagabend in Düsseldorf.