Bei Hertha tobt der Machtkampf
Michael Preetz steht im Zentrum der Kritik. Und der Präsident widerspricht dem Anwalt des Berliner Chaos-Klubs.
Düsseldorf. Paul Jäger versteht die Welt nicht mehr. Was sich 48 Stunden vor der wegweisenden Entscheidung des Bundesgerichts des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Tauziehen um den Bundesliga-Aufstieg von Fortuna Düsseldorf in Berlin abspielte, trieb dem Fortuna-Finanzvorstand die Zornesröte ins Gesicht. „Da habe ich kein Verständnis mehr für. Ich hätte das für unseren Klub jedenfalls nicht gemacht“, sagte Jäger am Mittwoch.
In Berlin geht es drunter und drüber. Vor dem am Freitag anstehenden Urteil kündigte Hertha BSC an, im Falle einer erneuten Niederlage die unsägliche Geschichte bei der Mitgliederversammlung am Dienstag zum Thema zu machen. Wie Präsident Werner Gegenbauer unterstrich, ist ein Gang vor das Ständige Schiedsgericht der Lizenzvereine im Profifußball nicht mehr ausgeschlossen. Gegenbauer steht vereinsintern heftig in der Kritik, seine Wahl ist umstritten.
Und seine Andeutungen stehen im völligen Gegensatz zu den Äußerungen von Anwalt Christoph Schickhardt. Der hatte „Bild“ gesagt, dass man sich mit Hertha darauf geeinigt habe, die Entscheidung des Bundesgerichts zu akzeptieren: „Sollte nichts Außergewöhnliches passieren, werden wir nicht vors Schiedsgericht ziehen.“ Das Sportgericht hatte den Protest der Hertha gegen die Wertung des Relegationsspiels bei Fortuna Düsseldorf abgewiesen. Wegen möglicher Verfahrensfehler erhoben die Berliner danach Einspruch gegen das Urteil.
Schickhardt will Videobeweise präsentieren, die zeigen, dass die Umstände in Düsseldorf zu einer Schwächung der Hertha geführt haben. Das Sportgericht hatte Fotos und Videos nicht zugelassen. Das Bundesgericht unter Vorsitz des ehemaligen Justiziars Götz Eilers steht nun vor der Frage, das Material auszuwerten. Oder eben nicht. Paul Jäger hofft endlich auf Klarheit: „Wir könnten endlich den Aufstieg feiern.“ Ärger gibt es unabhängig vom Urteil ohnehin für beide Vereine. Die Staatsanwaltschaft nahm gegen Zuschauer und Spieler beider Teams Ermittlungen auf.
Bei der Hertha eskaliert inzwischen der Machtkampf. Im Zentrum steht Michael Preetz. Der Manager gilt als Hauptschuldiger für die Talfahrt. Berliner Medienberichten zufolge soll eine Mehrheit der Präsidiumskandidaten nicht hinter Preetz stehen. Gegenbauer verknüpft seine Kandidatur aber mit dem Verbleib von Preetz im Amt und will ohnehin nur bei einer absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang Präsident bleiben. Der Ex-Herthaner Michael Sziedat, der für einen Posten im Präsidium kandidiert, sagte der „B.Z.“: „Die Außendarstellung des Vereins, für die Preetz verantwortlich ist, ist eine Katastrophe. Ganz Deutschland lacht sich über Hertha tot. Preetz kann es einfach nicht.“