Bulykin: Erster Tag des Hoffnungsträgers
Der Russe reiht sich in das Fortuna-Ensemble ein – und will nun vor allem spielen.
Düsseldorf. Er ist da. Donnerstagmorgen absolviert Dmitri Bulykin sein erstes Training mit den Fortuna-Kollegen an der Arena, trägt die knallrote Trainingskleidung des Fußball-Zweitligisten. Das ist also der Hoffnungsträger, der mit seinen Toren den Klassenerhalt ermöglichen soll: Schlank und athletisch, 1,93 Meter groß, eine Kreuzung der Schauspieler Owen Wilson ("Nachts im Museum") und Dolph Lundgren ("Universal Soldier").
Glatte blonde Haare bis in den Nacken, klassischer Mittelscheitel. Eine Handvoll weiblicher Fans schaut verzückt. Doch dann ist Bulykin erst mal weg: Zum Trainingsbeginn flitzt der 29-Jährige mit Betreuer Aleks Spengler im Auto zum Arena-Hotel, die Laufschuhe holen.
Noch weiß der Russe mit belgischem Pass nicht genau, wo es lang geht. Spengler steht ihm zur Seite, Bulykin spricht kaum Deutsch, gebrochen Englisch. "Mein Serbisch ist so ähnlich wie das Russische, wir verstehen uns", sagt Spengler.
"An das knallige Rot muss ich mich erst einmal gewöhnen", sagt der als "Torbulle" bezeichnete Angreifer. Anderlechts Vereinsfarben sind Violett und Weiß. Mit etwas Verspätung reiht sich Bulykin in der Leichtathletikhalle in den Gymnastik-Kreis ein - nimmt zwischen Johannes van den Bergh und Deniz Kadah seinen Platz ein. Kaum aufgewärmt, ist Bulykin - jetzt zweitgrößter Feldspieler neben 1,96-m-Mann Robert Palikuca - schon wieder außer Sicht. Ausgerechnet am Einstandstag des Russen bittet Trainer Norbert Meier auf das hinterste Feld des Vier-Plätze-Geländes. Rund 20 Fans schauen in die Röhre, besser: in die Ferne.
Dabei passiert nichts Außerordentliches: Während die am Mittwoch im Testspiel beim DSC 99 aktive Mannschaft um Kapitän Andreas Lambertz am Rhein ausläuft, lässt Meier die andere Hälfte mit Bulykin viel am Ball arbeiten. Immer wieder flanken, auflegen, Torschuss. Alles ohne Gegenspieler. Um 11.36 Uhr ballert Bulykin erstmals die Kugel ins Netz, vier Minuten später das erste Kopfballtor. Alles noch etwas unsicher und behäbig. Obwohl der Zugang die Vorbereitung mit dem RSC Anderlecht (bezahlt das Jahresgehalt von rund 750 000 Euro) absolvierte.
Doch das Kapitel Belgien ist abgehakt, auch für Berater Andrej Golowasch: "Wir sind froh, dass es endlich geklappt hat, ich bin fertig und müde von diesem Transfer." Mal habe es aus Anderlecht die eine Aussage gegeben, am nächsten Tag eine andere. 46 Tage dauerte es von der ersten Nennung in der Öffentlichkeit bis zur Unterschrift.
"Ich hatte eine gute Zeit in Leverkusen (15 Bundesligaspiele/2 Tore) und Anderlecht, doch am Ende saß ich meist auf der Bank, dabei will ich vor allem wieder viel spielen", sagt Bulykin, dessen Ehefrau Katya Polyanskaya mit den drei Töchtern (anderthalb, acht und neun Jahre) bald von Moskau an den Rhein kommen soll.
Denn der russische Nationalspieler (15 Länderspiele zwischen 2002 und 2004) will offenbar länger bleiben, spricht von einer Wohnung in der Nähe der Arena. Schließlich liebt er auch den Kontakt zu den Fans: "Das braucht jeder Fußballer und mag es auch."