Das Führungschaos bei Fortuna
Am Dienstag musste der Vorstand dem Aufsichtsrat die sportliche Krise und die schlechte Außendarstellung erklären.
Düsseldorf. Selbst die Erinnerung verursacht bei vielen Fans noch Gänsehaut. Als am 2. Oktober 2010 in Osnabrück der Abpfiff durchs Stadion an der Bremer Brücke schallte, wollten die 2000 mitgereisten Düsseldorfer nur noch Norbert Meier feiern. Der Fortuna-Trainer hatte mit dem 3:2 die bis dato größte Krise nach dem Wiederaufstieg in den Profifußball überwunden.
Sechs Wochen lang hatte die Fortuna in der zweiten Liga nur verloren. Fans, Mannschaft und vor allem die Vereinsführung hatten diese dunkle Zeit überwunden. Zusammen. Als Einheit. Ohne Trainerdiskussionen. Drei Jahre und einer durchtanzten Hinrunde in der Bundesliga später läuft es wieder nicht. Trainer Mike Büskens liefert mit seiner Elf leblose Auftritte ab, die gewachsenen Ansprüche von Fans und Funktionären bleiben unerfüllt. Enttäuschung und Wut breiten sich aus.
Der „Express“ schreibt nach einer Äußerung von Finanzvorstand Paul Jäger nach dem desaströsen 0:1 beim VfR Aalen Ex-Trainer Norbert Meier zurück ins Amt. Noch-Vorstandschef Peter Frymuth bekennt sich zu Büskens — erst einmal bis zum nächsten Spiel am Sonntag gegen den SV Sandhausen. Vorstand Sven Mühlenbeck und mehrere Aufsichtsräte verweisen eine Rückkehr Meiers ebenfalls ins Land der Fabeln: „Das wird es auf keinen Fall geben!“
Der eine pro Meier, die anderen pro Büskens? Fortunas Führung gibt ein trauriges Bild ab. Zumal Jäger, dessen enge Beziehungen zum „Express“ seit Jahren ein offenes Geheimnis sind, schließlich im Winter Peter Frymuth als Fortuna-Boss beerben will.
Jetzt, so ist aus dem Aufsichtsrat zu hören, wird Jäger sich rechtfertigen müssen. „Sollte sich der Aufsichtsrat tatsächlich für ihn als Vorstandsvorsitzenden entscheiden, dann werden wir diesbezüglich mit ihm reden müssen“, heißt es. In Zukunft soll gewährleistet sein, dass der Club in den Medien mit einer Stimme spricht. Auch in Zeiten, in denen durch die personellen Veränderungen im Vorstand ein Machtvakuum herrscht.
Am Dienstagabend um 20 Uhr trafen sich Aufsichtsräte und Vorstand in der Arena. Eigentlich hatte man bei diesem Treffen nur die Personalie Helmut Schulte (siehe Kasten) fix machen und Jägers Ernennung zum Vorsitzenden auf den Weg bringen wollen. Doch in dieser Lage war der Vorstand erst einmal Erklärungen schuldig: Wolf Werner musste Antworten liefern, warum es sportlich nicht läuft, Peter Frymuth die misslungene Krisenbewältigung aufarbeiten.
„Ich hoffe, dass wir danach endlich wieder zur Ruhe kommen“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied vor der Sitzung. Jäger fehlte am Dienstag, er kommt am Mittwoch aus dem Urlaub, soll sich bei den Kollegen in Fortunas Führungsteam aber schon entschuldigt haben.
Dass die Querelen in der Vereinsspitze auch die Mannschaft belasten, machte Torwart Fabian Giefer, Mitglied des Mannschaftsrates, deutlich. „Da werden Dinge nach außen getragen von Personen, die sich nicht auf das besinnen, was ihr Job im Verein ist.“ Ein klares Bekenntnis zu Trainer Büskens sei notwendig. Denn das, so Giefer, „ist auch das, was alle Spieler denken“. Büskens selbst ist der Einzige, der der Forderung, „noch enger zusammenzurücken“ Taten folgen ließ. Er traf sich am Montagabend mit Fans der Ultras Düsseldorf zur Aussprache.