Fortuna in der Krise: Nicht an allem ist der Trainer schuld
Die Lage bei Fortuna Düsseldorf hat sich zugespitzt. Auch der Vorstand hat zu den aktuellen Problemen beigetragen.
Düsseldorf. Mike Büskens ist es leid, Kommentare über seinen Gemütszustand oder die schwierige sportliche Situation abzugeben. Am Montag nach dem Vormittags-Training fragte er die anwesenden Journalisten, ob sie tatsächlich wissen wollten, wie es ihm gehe.
„Ihr kennt das Geschäft doch besser als ich. Was soll ich groß dazu sagen“, erklärte Fortunas Trainer und ging schnellen Schrittes in seine Kabine im Mannschaftsquartier an der Arena.
Büskens darf gereizt sein, denn eigentlich ist er bereits entlassen worden. Das allerdings nur von einem Boulevardmedium. Büskens leidet, denn er ist Fortune durch und durch. Die sportliche Situation des Vereins ärgert den aktuellen Trainer wohl am meisten. Und er weiß, dass ihm nur noch eine Galgenfrist eingeräumt wird.
„Mike Büskens sitzt auf jeden Fall noch beim Spiel gegen Sandhausen auf der Fortuna-Bank.“ Das hatte Vorstandsboss Peter Frymuth erklärt. Verliert die Mannschaft gegen Sandhausen und/oder enttäuscht sie, wird Büskens nicht mehr zu halten sein. Nicht weil er ein schlechter Trainer ist, sondern weil der Druck auf den Verein von außen für die Führung dann nicht mehr auszuhalten ist.
Mike Büskens ist anzulasten, dass er es nicht schafft, die Blockaden bei gleich einer Reihe von Spielern zu lösen. Es ist kein Leben in der Mannschaft, weil die meisten Profis so sehr mit sich selbst und ihrem Leistungsloch beschäftigt sind.
Andreas Lambertz ist so ein Beispiel. Der Kapitän kämpft und rackert, findet aber einfach nicht zu seinem Spiel. Ähnlich sieht es bei einigen anderen Profis aus. Die Hoffnungen, die auf Levan Kenia als Spielgestalter ruhten, sind bisher völlig enttäuscht worden.
Natürlich kann der Trainer auch die große Zahl an Verletzungen anführen, die nicht auf schlechtes Training, sondern unglückliche Umstände wie Pressschläge, Zusammenstöße oder Fouls im Spiel zurückzuführen sind.
Trotz aller gegenteiligen Behauptungen der Verantwortlichen erscheint der Spielerkader nicht so bestückt, dass man Vergleichen mit Mannschaften wie dem 1. FC Köln und Kaiserslautern standhalten könnte. Da war im Vorfeld der Saison in Sachen Spielerverpflichtungen mehr möglich. Und das hat Mike Büskens nicht allein zu verantworten.
Es bleibt die Problematik des Systems. Büskens wird vorgeworfen, dass keinerlei Konzept im Spiel der Fortuna zu erkennen sei. Es scheint weder besondere (typische und eintrainierte) Spielzüge noch ein taktisches System zu geben, worauf die Mannschaft in den Begegnungen zurückgreifen könnte.
Das ist für einen Trainer auch schwer umsetzbar, wenn er einerseits ohne Not, andererseits durch Verletzungen immer wieder die Mannschaft umbaut. Bislang hat Büskens nicht einmal die gleiche Elf wie in der Vorwoche aufbieten können. Dass er außerdem nie seine eigentliche Wunschelf aufs Feld schicken konnte, hilft in der Diskussion um die großen spielerischen Mängel allerdings auch nicht weiter.
Am Dienstag findet eine (turnusmäßige) Sitzung des Aufsichtsrates statt. Dabei wird wohl auch die Krisenbewältigung des Vorstand diskutiert werden. Denn ein gutes Bild gibt dieses Gremium derzeit nicht ab. Es ist der Eindruck entstanden, dass in der Führung des Clubs nicht mehr miteinander, sondern gegeneinander gearbeitet wird.
Der eine will am Trainer festhalten, der andere bringt einen Nachfolger ins Spiel, der auch der Vorgänger (Norbert Meier) war. Die Vereinspolitik spielt natürlich auch für Mike Büskens eine wichtige Rolle. Der 45 Jahre alte Fußballlehrer war beim Bundesliga-Absteiger im Sommer angetreten, um das Projekt Fortuna nachhaltig wieder auf das richtige Gleis zu bringen. Ihm waren Zeit und Geduld versprochen worden, was sich allerdings nicht in den darauf folgenden Äußerungen des Vorstandes widerspiegelte.
Denn Frymuth, Werner, Jäger & Co. sprachen unisono von dem Ziel, um den Aufstieg oder zumindest im oberen Bereich mitzuspielen. Der Fortuna und dem Trainer wünschen die Büskens-Fans, dass dieses Ziel noch erreicht wird. Seine Körpersprache im Training macht deutlich, dass Fortunas Chefcoach selbst noch an die Wende glaubt.