TSV 1860 München Das gefährliche Spiel mit Hasan Ismaik
Der TSV 1860 München hängt am Tropf seines Investors. Der aber wird immer mehr zum großen Ärgernis.
Auch im dritten Jahr in Folge kämpft der TSV 1860 München gegen den Abstieg aus der 2. Liga. Zwar beträgt der Vorsprung auf Platz 16 aktuell fünf Punkte, allerdings bestreiten die Blau-Weißen fünf der letzten neun Saisonspiele auf gegnerischen Plätzen — und auswärts präsentierten sich die „Löwen“ mit fünf Zählern aus zwölf Partien bislang ziemlich zahnlos. „Diese Bilanz nervt unseren Trainer. Aber mit dem Abstieg werden wir trotzdem nichts mehr zu tun haben“, sagt Präsident Peter Cassalette.
Der Optimismus des 64-Jährigen begründet sich darauf, dass der zur Rückrunde geholte Trainer Vitor Pereira dem Team Stabilität und Struktur gegeben hat. Besonders der von Alanyaspor geholte Senegalese Abdoulaye Ba überzeugt als Abwehrchef und wäre ebenso eine separate Geschichte wert wie Eigengewächs Felix Uduokhai. Doch wegen des nicht tolerierbaren Verhaltens von Club-Boss Hasan Ismaik verdienen die „Löwen“ derzeit sportlich nur eine nachrichtliche Berichterstattung. So verfährt selbst der „Kicker“.
Auslöser waren pauschale Beschimpfungen von Journalisten und Medien, der Entzug von Arbeitskarten sowie die Aussperrung einer Reporterin. „Der TSV 1860 München hat ein Problem mit kritischer Berichterstattung. Da steckt Politik dahinter“, meint Jörg Jakob vom „Kicker“. Das Fass zum Überlaufen brachte Ismaik beim Heimspiel gegen St. Pauli, als er der offiziellen Delegation der Gäste den Jubel über deren Treffer verbot und sie aufforderte, ihre Plätze zu verlassen.
Seit 2011 hat Ismaik mehr als 60 Millionen Euro in den maroden Verein gepumpt. Durchaus auch sinnvoll in Form von Trainingsanlagen, Funktionsgebäuden und besonders dem Verhindern der drohenden Insolvenz. Das aber kann den von früheren Mitarbeitern als diktatorisch bezeichneten Führungsstil des 39-jährigen Jordaniers nicht rechtfertigen. „Du darfst in diesem Verein nur arbeiten, wenn du bedingungslos machst, was er will“, sagte ein ehemaliger Angestellter.
Gegenwind jedoch bekommt Ismaik nur marginal von einem harten Kern der Ultras. Auch in Deutschlands Fan-Szenen regt sich kaum Widerstand, weil Investoren in Traditions-Clubs anders als bei ungeliebten Emporkömmlingen offenbar Narrenfreiheit besitzen. Die Löwen selbst allerdings haben gar keine Wahl, sie müssen sich von Ismaik an der Leine führen lassen. Ohne dessen Geld nämlich würde der TSV 1860 seit Jahren gegen DFL-Auflagen verstoßen und müsste dafür Konsequenzen fürchten — bis hin zum Lizenzentzug.