Der Gegner: HSV setzt finanziell auf volles Risiko
Die Hamburger reagierten auf den Fehlstart mit Einkäufen für 24 Millionen Euro.
Düsseldorf. Am 21. Oktober ist beim Hamburger SV die Zeit stehen geblieben. Zumindest läuft seit diesem Tag die Uhr in der Arena am Volkspark nicht mehr, welche die Verweildauer des einzigen noch nie abgestiegenen Gründungsmitglieds in der Fußball-Bundesliga anzeigte. „Die Uhr ist schlicht und einfach kaputt gegangen und lässt sich nicht mehr reparieren. Sie ist ein Einzelstück und daher gibt es leider keine Ersatzteile“, sagte Stadionchef Kurt Krägel.
Das Hamburger Abendblatt hat deshalb auf seiner Internetseite gefragt, was nun passieren soll, und bis Mittwoch Mittag gaben 825 Personen ihre Stimme ab. Mit 76 Prozent ist die Mehrheit für eine neue, digitalisierte Uhr. Rund einen Monat, bevor der legendäre Chronometer seinen Dienst quittierte, hätte dieses Ergebnis sicher anders ausgesehen.
Der HSV war mit drei Niederlagen in die Saison gestartet und hatte dabei vor allem in der Defensive derart untauglich agiert, dass die Zeit der „Rothosen“ in der Bundesliga eh abzulaufen schien. Inzwischen ist der HSV Neunter, und eine gewisse Stabilität ist eingekehrt. Doch der Preis dafür ist hoch.
Rund 25 Millionen Euro Schulden plagen den Bundesliga-Dino, der seit zwei Jahren rote Zahlen schreibt. Um neue Spieler holen zu können, mussten im Sommer also zunächst welche abgegeben werden. Sportchef Frank Arnesen aber blieb auf „Ladenhütern“ wie Rajkovic, Drobny, Tesche oder Skjelbred sitzen.
Durch den sportlichen Offenbarungseid zu Saisonbeginn schrillten die Alarmglocken jedoch derart laut, dass der qualitätsarme Kader kurz vor Transferschluss noch mit Paul Scharner, Petr Jiracek, Milan Badelj und allen voran Rafael van der Vaart verstärkt wurde. Der Niederländer kostete 13 Millionen Euro, insgesamt belaufen sich die Ausgaben für Einkäufe auf 24 Millionen Euro.
Gönner Klaus-Michael Kühne gab dem HSV zwar ein Darlehen in Höhe von acht Millionen Euro, um Publikumsliebling van der Vaart zurück zu holen. Dennoch werden die Transfer-Ausgaben ein weiteres großes Loch in die Kasse sprengen. „Ja, ich fürchte, das wird uns tief in die roten Zahlen reißen“, sagte der Vorsitzende Carl-Edgar Jarchow. Von zehn Millionen Euro ist beim neuen Minus die Rede. „Ein Abstieg wäre erheblich teurer geworden“, sagte Jarchow.
Von dieser Gefahr will sich der HSV am Freitag in Düsseldorf ein weiteres Stück entfernen. Zwar muss Trainer Thorsten Fink bei der Fortuna auf Marcell Jansen (Kapselverletzung im Knie) verzichten, sagt aber: „Es muss unser Anspruch sein, dort zu gewinnen.“
Das Selbstvertrauen resultiert vor allem aus der inzwischen starken Abwehr, die in den vergangenen sieben Spielen fünfmal ohne Gegentreffer blieb. In erster Linie ein Verdienst von Torhüter René Adler, der dem HSV die Hoffnung gibt, dass die Bundesliga-Zugehörigkeit weiter andauern wird. Beim Anpfiff in Düsseldorf beträgt sie übrigens 49 Jahre, 92 Tage, vier Stunden und 30 Minuten.