Vorstand reagiert auf Vorwürfe „Das ist eine Kampagne gegen die Fortuna“

Düsseldorf · Der Vorstand des Bundesligisten reagiert auf die Anschuldigungen im am Freitag erschienenen Artikel bei Spiegel online. Die Frage, wer hinter dieser Aktion steht, soll möglichst schnell geklärt werden.

Gespräch mit den Medien um Vorstand Christian Koke, Thomas Röttgermann und Lutz Pfannenstiel.

Foto: Anke Hesse

Am Freitag krachte die Breitseite des „Spiegels“ auf die Festung von Fortuna Düsseldorf. Das passierte rund 90 Minuten vor Anpfiff der Begegnung mit dem VfL Wolfsburg. Aber der Beschuss kam nicht unerwartet. Inhaltlich waren die Waffen auf den Raman-Verkauf gerichtet. Zudem wurde auch die Ernennung des neuen Marketingdirektors Felix Welling, den Röttgermann aus seiner Zeit beim VfL Wolfsburg kennt und auch mit ihm die Idee einer Fußball-App entwickelte, attackiert. Auch die „Marbella-Krise“ um die Vertragsverlängerung von Trainer Friedhelm Funkel wurde angeführt. Das Schlimmste in den Augen der Fans wird in der Höhe der im Text des Spiegel genannten Ablöse von 6,5 Millionen Euro für Benito Raman liegen und der Zweifel daran, dass mit Bonuszahlungen die vom Verein genannte Summe von 13,5 Millionen Euro oder mehr bei weitem nicht erreicht werden könne.

Fortunas dreiköpfiger Vorstand hat am Sonntag die lokalen Medien eingeladen, um eine Stellungnahme abzugeben und die Angriffe abzuwehren:

Der Raman-Verkauf:

Lutz Pfannenstiel: Der Transfer ist genauso aufgebaut wie sehr viele in der Bundesliga. Es gibt eine fixe Transfersumme und einige variable Bonuzahlungen, die – das muss ich betonen – zum Großteil garantiert sind und eine Beteiligung am Weiterverkauf. Dazu muss die Personalie Tekpetey eingerechnet werden. Das gesamte Transferpaket bewegt sich im garantierten unteren zweistelligen Millionen-Bereich. In der Berichterstattung des Spiegel wurden nur zwei Variablen rausgepickt, der entscheidene Teil der garantierten Bonuszahlung wurde ausgelassen. Ich kann nur vermuten, dass man damit unsere Verhandlungsführung bewusst in ein schlechtes Licht rücken wollte.

Thomas Röttgermann: Wir sind überzeugt davon, dass das ein Paket ist, das größer ist als 13 Millionen Euro. Im schlechtesten Fall reden wir von 11 Millionen Euro, realistisch von 14 Millionen Euro und im besten Fall sogar ohne Grenze nach oben. Offensichtlich bewusst wurde nur ein kleiner Teil der Boni genannt, um den Menschen draußen den Eindruck zu vermitteln, die Fortuna hat diesen Spieler verramscht.

„Kampagne“ gegen Fortuna

Röttgermann: Alles, was in den Artikeln des Spiegel und zuvor im Handelsblatt zusammenaddiert wurde, sind offensichtlich Teile einer Kampagne gegen die Fortuna. Diese richtet sich gegen den Verein und gegen handelnde Personen im Vorstand und Aufsichtsrat. Es soll Unruhe geschaffen werden. Das Ergebnis dieser zweifelhaften Berichterstattung ist, dass der Fortuna massiv geschadet wird. Auch der Umstand, dass der Artikel zwei Stunden vor unserem Heimspiel gegen Wolfsburg veröffentlicht wurde, erscheint mir nicht zufällig. Dabei geht es in der Berichterstattung nicht um Inhalte, sondern um das Ziel, unseren Verein und die handelnden Personen in Misskredit zu bringen. Das können und werden wir nicht dulden, da dies unsere Ziele gefährdet.

Wie gelang die Einsicht in die Unterlagen?

Röttgermann: Das sind unterschiedliche Quellen, aus denen Informationen kommen. Jeder einzelnen müssen wir nachgehen. Möglicherweise kommt es aus internen Quellen. Wir müssen die Urheber finden, damit wir wieder in Ruhe arbeiten können. Es gibt Dinge, die ich nicht ausschließen kann, aber einen konkreten Verdacht will und kann ich nicht äußern. In jedem Fall muss derjenige Zugang in unser System gehabt haben. Wir sind mit Hochdruck dabei, das aufzuarbeiten, um den Verursacher zu finden. Ich habe mit keinem Berichterstatter des Handelsblattes oder des Spiegels gesprochen. Mir und dem Aufsichtsratsvorsitzenden wurden eine Frageliste zugeschickt, deren Antworten sich aber nur zu einem minimalen Teil in der Berichterstattung wiederfinden. Die Autoren sind – dieser Verdacht erhärtet sich immer mehr – offensichtlich instrumentalisiert worden. Wir müssen die Personen hinter dieser Kampagne identifizieren.

Der Vorwurf der Vetternwirtschaft

Röttgermann: Wenn man in eine leitende Position kommt, ist es das Normalste der Welt, dass man Mitarbeiter einstellt, von denen man fachlich total überzeugt ist und denen man 100 Prozent vertraut. In unserem Fall ist dies instrumentalisiert worden, weil es zeitlich mit der Freistellung einer Person zusammenhängt.

Austausch mit Aufsichtsrat

Röttgermann: Wir werden im Verein auf allen Ebenen noch enger zusammenrücken. Damit wir besser erkennen können, welche Dinge wir beachten müssen. Das gilt natürlich auch für die App-Geschichte. Die ganze Situation hatte eigentlich kaum einen Nachrichtenwert. Das Problematische steckt darin, dass ich den Aufsichtsrat natürlich hätte informieren müssen. Es ist nicht der Umstand, dass ich Kontakte hergestellt habe. Durch einen Fehler habe ich die Vorlage gegeben.

Persönliche Konsequenzen

Röttgermann:

Ich bin nicht angetreten, um persönliche Meriten zu sammeln. Ich bin gekommen, weil mich diese Aufgabe bei der Fortuna reizt und ich der tiefen Überzeugung bin, den Verein weiter nach vorne bringen zu können. Für den Vorstand und mich zählt die Fortuna. Die Ziele stehen für uns im Mittelpunkt. Ich habe keine Sekunde an einen Rücktritt gedacht. Ich habe übrigens kein Problem, wenn man mir sagt, ich hätte etwas falsch gemacht. Ich will aber nicht beleidigt werden. Leider sehe ich noch keinen Grund, warum die Kampagne jetzt beendet werden sollte. Daran vermag ich nicht zu glauben.