Vorwurf der Vetternwirtschaft Skurrile Posse um Clubbosse macht Fortuna nervös - Funkel: „Bösartig“

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf hat ein Problem. Nicht sportlich, aber im Verein. Offenbar trägt ein Maulwurf interne Unterlagen, Mails und Informationen nach außen. Das ist das eigentlich Bemerkenswerte an aktuellen Medienberichten. Noch beeinflusst dies die Mannschaft kaum.

Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel (Archivbild).

Foto: dpa/Marius Becker

Friedhelm Funkel scheint besorgt. Sportlich läuft auch in dieser Saison bei Fortuna Düsseldorf bislang vieles nach Plan. Der Abstiegskandidat trotzte dem Europacup-Teilnehmer VfL Wolfsburg am Freitag ein 1:1 (1:1) ab, auch ein Sieg wäre drin gewesen. „Das gibt uns viel Zuversicht für die kommenden Wochen“, lobte der Fortuna-Coach. Die wird auch nötig sein. Denn was Funkel beunruhigt, ist eher eine skurrile Posse um die Clubbosse um vermeintliche „Vetternwirtschaft“, die auch sportlich gefährlich werden kann für die erneute Mission Klassenverbleib.

„Natürlich wird in der Mannschaft darüber gesprochen“, räumte Funkel bereits vor dem Spiel gegen den VfL angesichts medialer Vorwürfe gegen Clubchef Thomas Röttgermann ein und erkannte anschließend fürs Erste erleichtert: „Die Mannschaft lenkt das zum Glück nicht ab. Das schweißt uns zusammen.“ In der „Bild am Sonntag“ ergriff der 65-Jährige aber noch einmal vehement Partei für Röttgermann und Aufsichtsratschef Reinhold Ernst: „Das ist eine Kampagne gegen Röttgermann und Ernst. Das hat wenig Inhalt. Es geht um völlig harmlose Dinge.“ Funkel sprach von „bösartigen“ Dingen insbesondere gegen Röttgermann, der im April Vorstandschef geworden war. „Er tut Fortuna gut. Ist unaufgeregt, uneitel“, sagte Funkel.

Nur offenbar sieht das nicht jeder im Club so. Zunächst dem „Handelsblatt“ und nun auch dem „Spiegel“ wurden interne Unterlagen und Mails zugespielt. Dies ist das eigentlich Bemerkenswerte an diesem Vorgang. Die auf den Unterlagen basierenden Berichte bieten kaum Skandalöses. Zunächst berichtete das „Handelsblatt“ über eine App, an der Röttgermann unter anderem mit dem inzwischen zum Fortuna-Direktor berufenen Felix Welling gearbeitet und den Aufsichtsrat darüber nicht informiert habe. Röttgermann räumte dies als Fehler ein. Er sei aus dem Projekt aber ausgestiegen, als er Clubchef in Düsseldorf wurde. Verein und Aufsichtsrat erklärten das Thema damit für beendet.

War es aber nicht. Der „Spiegel“ legte vor dem Spiel am Freitag nach und warf Röttgermann unter anderem wegen der bekannten Einstellung von Welling „Vetternwirtschaft“ vor. Fortuna sah sich am Rande des Spiels zu einer Stellungnahme bemüßigt und zeigte sich darin „überrascht und irritiert“. Der im Raum stehende Vorwurf der „Günstlingswirtschaft“ sei absurd. „Fortuna Düsseldorf stellt klar, dass der Vorstand bei der Personalbesetzung ausschließlich fachliche Qualitäten als Kriterium zugrunde legt“, hieß es weiter. Röttgermann das Gegenteil zu beweisen, dürfte schwer sein. Ein Geschmäckle hat die Verpflichtung seines früheren Geschäftspartners und Bekannten sicher, ein Skandal ist dies aber kaum.

Auch veröffentlichte Details über den Transfer von Benito Raman zum FC Schalke 04 scheinen nicht mehr als eine Schmonzette. Bei der Ablösesumme war stets die Rede von rund 13 Millionen. Röttgermann sprach laut „Spiegel“ öffentlich gar von einer Summe „nördlich“ davon, was auch Gelsenkirchen irritierte. Widersprochen wurde zumindest öffentlich aber nicht. Der Transfervertrag, der dem Nachrichtenmagazin offenbar zugespielt wurde, soll aber eine fixe Ablöse von lediglich 6,5 Millionen enthalten. Fortuna habe den Deal zu ihren Gunsten schön gerechnet. Das ist gang und gäbe in der Branche und dürfte Röttgermann kaum zu Fall bringen, auch wenn es ihn nicht gut dastehen lässt.

Problematisch ist eher, dass aus dem Verein heraus eine Intrige gesponnen wird. Solange der Informant nicht gefunden ist, droht eine Kultur des Misstrauens beim Bundesligisten, der in der Vergangenheit extrem vom Zusammenhalt lebte. Und es könnten weitere Interna nach außen dringen. „Das ist alles Wahnsinn“, urteilte Funkel dazu.

(dpa)