Die Fortuna-Ultras ziehen sich zurück
Hardcore-Fans stellen ihre Aktivitäten ein. Durch den Aufstieg sei die Gruppe an ihre Grenzen gestoßen. Auch intern soll es kriseln.
Düsseldorf. Nur drei Tage sind es noch bis zum Rückrundenstart der Fortuna am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den FC Augsburg. Doch der Sport interessierte einen Großteil der Fortuna-Fans am Mittwoch nur am Rande. Nicht einmal die Ausleihe von Robert Tesche bestimmte die Diskussionen. Vielmehr sorgen die Fans diesmal selbst für den Gesprächsstoff.
Wie die Fangruppe „Ultras Düsseldorf“ (UD) über ihre Internetseite ankündigt, zieht sie sich nach 13 Jahren aus dem Stadion zurück. „Bis auf weiteres“ wird sie ihre „organisierten Gruppenaktivitäten im Stadion“ einstellen und nur noch als „Einzelpersonen“ kommen.
Als Grund nannten die „UD“ die durch den Bundesliga-Aufstieg „veränderten Rahmenbedingungen wie die massiv gestiegenen Zuschauerzahlen“. Diese Entwicklung habe sie „klar an unsere Grenzen gebracht“.
Deswegen seien „dringend notwendige strukturelle Veränderungen“ und „interne Unstimmigkeiten“ in den vergangenen Monaten nicht mehr zu regeln gewesen.
Der Rückzug sei keine Verlängerung des „12:12-Boykotts“. In den vergangenen Spielen hatten die Ultras geschwiegen, um gegen das neue Sicherheitspapier der DFL sowie das Abstimmungsverhalten des Fortuna-Vorstands zu protestieren.
Nach einem klärenden Gespräch seien die Differenzen mit der Vereinsführung aber weitestgehend ausgeräumt. Inwiefern der Gegenwind des restlichen Publikums beim Spiel gegen Hannover (2:1), als die Ultras das Stadion nach zwölf Minuten verließen und dafür beschimpft sowie beworfen wurden, mit der Ende zu tun hat, ist unklar.
Die Gründe sind wohl eher intern zu finden, was durch den Rückzug des langjährigen Vorsängers Niko Offert vor einigen Wochen auch nach außen sichtbar wurde.
Mit dem Ende der Ultras verliert die Fortuna ihren Stimmungsmotor. Seit Jahren organisieren die Ultras die Unterstützung für das Team aus dem selbst verwalteten Block 42. Durch die Gruppe entstand seit 2000 eine völlig neue Fankultur in Düsseldorf mit eigener Musik, Zeitungen, Partys, Fanartikeln, sozialen Initiativen und vor allem Gesängen, die längst nicht mehr nur auf die Südtribüne beschränkt sind.
Obwohl die Gruppe durch ihre Leidenschaft für Pyrotechnik und ihr teils martialisches Auftreten häufig die Kritik des übrigen Publikums auf sich zog, hofft der Fanbeauftragte Dominik Hoffmeyer, dass der Rückzug nicht von Dauer ist: „Wir wünschen uns die Rückkehr“, sagt Hoffmeyer, der mehr vom Zeitpunkt als vom grundsätzlichen Rückzug überrascht ist.
„Natürlich haben wir im Verein mitbekommen, dass es Strukturgespräche gibt.“ Hoffmeyer nennt den Schritt mutig: „Dass eine Gruppe öffentlich zu einer Schwäche steht, ist schon etwas Besonderes in der hiesigen Ultrakultur.“