Düsseldorfer Kulturgut - Fortuna: Die ersten Schritte zum Erfolg

Sie gehören zum Düsseldorfer Kulturgut, die Begriffe „Fortuna“ und „F 95“. Dabei entstanden beide erst lange nach der offiziellen Gründung im Jahr 1895.

Düsseldorf. Wer die Geschehnisse rund um die Düsseldorfer Fortuna über einen längeren Zeitraum verfolgt, fühlt sich mehrmals pro Saison in der Wortspielhölle gefangen. „Fortuna ohne Fortune“, „Fortuna im Glück“ und „Schicksalsspiel für Fortuna“ gehören in jeder Spielzeit zu den meistgebrauchten Schlagzeilen, wenn die Fußballprofis wahlweise glücklich gewonnen, mit Pech verloren oder ein entscheidendes Spiel vor der Brust haben. Dabei hat der Name der Flingeraner nur entfernt mit der Glücks- und Schicksalsgöttin zu tun. Vielmehr entstand er durch kuriosen Zufall.

Wir schreiben das Jahr 1912. Der aus England stammende Fußball ist längst noch kein Massenphänomen im Kaiserreich. Vielmehr wird er von der konservativen Elite als „undeutsches Spiel“ und „Fußlümmelei“ abgelehnt. Das Konkurrenzstreben im Fußball, der stets Sieger und Verlierer kenne, mache den Körper krank, heißt es von offizieller Seite. Turnen ist mehr nach dem Geschmack der Oberen, weil es Körper und Geist auf den Krieg vorbereite und zur Wehrhaftigkeit erziehe.

Dennoch wird bereits um die Jahrhundertwende in Düsseldorf an zahlreichen Orten wild gekickt. Meist sind es Kaufleute und Intellektuelle, die Kontakt nach England haben und von dort die ersten Bälle, Schuhe und Regeln mitbringen. Den offiziellen Anfang in der Stadt macht der noble DSC, der sich 1899 gründet. Die Arbeiter aus Flingern entdecken den Fußball erst rund ein Jahrzehnt später und gründen den „Fußballklub Spielverein 1908“.

Nur drei Jahre später ist die Fußballeuphorie in Flingern so weit fortgeschritten, dass sich im „Fußballklub Alemannia 1911“ ein Lokalrivale gründet. Dieser legt seine Vereinsfarben erstmals auf Rot und Weiß fest, die bis heute Bestand haben. Doch nur zwei Jahre später gefällt den Mitgliedern der Vereinsname nicht mehr. Ganz aufzulösen sind die Gründe nicht. Historiker gehen davon aus, dass einem Kleine-Leute-Verein aus dem Flingeraner Arbeitermillieu, in dem vor allem die niederländischen Bakkers-Brüdern das Sagen haben, das deutschtümelige „Alemannia“ nicht mehr wirklich zusagt.

Doch wie soll man sich stattdessen nennen? Die Namenslegende, die sich bis heute am Flinger Broich erzählt wird, geht so: Fünf Vereinsmitglieder stehen an der Kreuzung Hoffeldstraße/Ecke Lindenstraße und diskutieren über die Umbennung, als in diesem Moment ein Pferdefuhrwerk einer Brotfabrik vorbeifährt. Darauf steht in großen Lettern das Wort „Fortuna“. Der Name ist gefunden. Nur kurze Zeit später wird der Name auf der Vereinsversammlung ohne Gegenstimme angenommen.

Noch im gleichen Jahr, 1919, fusionieren „Spielverein“ und „Fortuna“, um im DFB aufgenommen zu werden. Die Turner bleiben zunächst unter sich. Nach dem Ersten Weltkrieg stehen dann aber beide großen Vereine aus Flingern vor dem Aus. Zahlreiche Mitglieder sind im Krieg gestorben, dazu sind die Vereinsanlagen nahezu verfallen. So kommt es zu einer weiteren Fusion zwischen dem Turnverein Flingern von 1895 und der Fortuna. Der Verein erhält endgültig seinen heutigen Namen: Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna von 1895.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wappen der Fortuna. Auch dieses ist ein Produkt der Fusionen. Die Turner brachten anfangs das Standard-Wappen eines damaligen Turnvereins mit den vier „F“ mit, die für das Motto von Turnvater Jahn stehen: frisch, fromm, fröhlich, frei. Doch auch das gefällt den Arbeitern nicht mehr, da es für eine deutschnationale Ausrichtung steht. In der Weimarer Republik, in der das kriegsmüde Volk sich immer mehr für den Internationalismus in Kultur und Sport interessiert, ist das alte Wappen schlichtweg nicht mehr zeitgemäß.

So entsteht Anfang der 20er Jahre zunächst als Kompromiss ein Logo mit der Aufschrift DTFSV 1895“. 1925 auf der Festschrift zum 30-jährigen Bestehen, wird zum ersten Mal das neue Logo präsentiert. Es verzichtet auf die Abkürzungen für „Düsseldorfer Turn- und Sportverein“ und zeigt nur noch das „F“ für Fortuna und die „95“ für das Gründungsdatum des Turnvereins. So sind beide Fusionspartner würdig vertreten. Bis heute.