Düsseldorfs Konzept „Wo Fortuna draufsteht, soll Fortuna drin sein“

Düsseldorf · Fortunas Marketing-Vorstand Christian Koke erläutert, warum sich der Bundesliga-Verein ab der kommenden Saison selbst vermarkten wird. In den vergangen Jahren soll die Garantiesumme der bis Juni noch aktiven Agentur Infront übertroffen worden sein.

Christian Koke ist als Marketing-Vorstand von Fortuna Düsseldorf noch nicht lange im Amt. Jetzt steht er vor einer arbeitsreichen, aber auch spannenden Aufgabe bei der Selbstvermarktung des Vereins.

Foto: Wolff/CHRISTOF WOLFF

Fortuna Düsseldorf hat sich eine große Aufgabe gestellt. Statt den Spezialisten der Firma Infront die Vermarktung weiterhin zu überlassen, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war, wird die Fortuna dies nun selbst übernehmen. Auf Fortunas Marketing-Vorstand Christian Koke wird also viel Arbeit zukommen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Koke, warum hat sich Fortuna Düsseldorf dazu entschieden, die Vermarktung in die eigenen Hände zu nehmen?

Christian Koke: Es war ein längerer Prozess der Bewertung im Vorstand und im Aufsichtsrat, um zu entscheiden, ob wir diesen Schritt gehen wollen. Diese Bewertung, das ist uns von außen bestätigt worden, war hochprofessionell vorbereitet und sehr detailliert. Alle Fakten haben wir uns angeschaut. Die Angebote der Agenturen waren nicht schlecht, aber wir glauben, dass wir die Emotionalität, die im Fußball, aber insbesondere auch in unserer Fortuna steckt, besser transportieren können als ein externer Dienstleister. Dabei wollen wir natürlich auch die vorhandenen Ressourcen, wie unsere Vermarktungs-, Marketing- und Strategie-Abteilung, voll nutzen. Kurz gesagt: Wo Fortuna draufsteht, soll auch Fortuna drinstecken.

Fortuna traut sich das also ohne Probleme zu?

Koke: Ja, wir trauen uns das zu. Jeder Verein, mit dem wir darüber gesprochen haben, hat uns dazu gratuliert. Das sei der richtige Schritt.

Hätte sich Fortuna bei den Agenturen Lagadere und Infront letztlich unter Wert verkauft?

Koke: Nein, nicht unter Wert. Die Angebote waren gut, als Verein können wir aber auch in einer schwierigen Phase mit Selbstvertrauen und Emotion besser auf die Partner zugehen. Und zwar zielgenauer als die Agenturen, die nicht so individuell lokal am Markt agieren können. Wir sind Infront für die Hilfe in den letzten Jahren sehr dankbar, aber irgendwann musst du als Verein da selbst ran, auch wenn es ein mutiger Schritt ist.

Die Garantiesumme, die bisher Infront vertraglich zugesichert, wird Fortuna selbst also realisieren können?

Koke: Diese Summe wurde zuletzt immer in der Zusammenarbeit mit Infront übertroffen. Deswegen ist diese Garantie nur eine gefühlte Sicherheit. Infront verdiente da immer mit. Jetzt geht alles ab dem ersten Euro auf unser Konto.

Was bedeutet der Begriff Emotionalität in diesem Zusammenhang?

Koke: Man kann als Verein im direkten Gespräch direkter sein und besser überzeugen. Die Leute, die bei uns arbeiten, leben Fortuna. So können wir den Verein weiter nach vorne bringen.

Wo liegt denn noch das Risiko?

Koke: Ich sehe das nicht als Risiko. Warum soll es uns nicht gelingen, zumindest die Garantiesumme zu erreichen? Punktuell werden wir auch mit Agenturen zusammenarbeiten. Wenn ich in unsere treue Sponsoren-Pyramide schaue, werden uns bei den Werbe-Einbuchern die Agenturen unterstützen. Karlsruhe, St. Pauli und Eintracht Frankfurt gehen auch seit der letzten Saison den Weg der Eigenvermarktung. Obwohl alle Klubs gute Angebote von Agenturen hatten.

Gibt es denn ein bestelltes Feld, so dass man die Agentur vom Hof jagen kann?

Koke: Wir jagen niemanden davon. Es gibt ein professionelles und gutes Verhältnis zu Infront. Der Vertrag läuft aber aus, und wir haben uns entschieden, etwas Neues im Sinne der Fortuna zu machen. Vermarktung ist ein Geschäft, in dem man die Partner pflegen und gut bedienen muss. Da muss ein starker Dienstleistungsgedanke sein, trotz einer starken Bindung. Wir müssen neue Vermarktungsmodule aufbauen, aber niemand kann Düsseldorf besser beurteilen als wir. Wir wollen kreativ sein und haben längst noch nicht alles angestoßen, was möglich wäre.

Wo sind die Grenzen der Vermarktung?

Koke:  Es gibt mögliche Werbeformate oder -flächen, die wir per se ausschließen und dementsprechend erst gar nicht anbieten. Um ein Beispiel zu nennen: Die Fangnetze hinter den Toren werden auch in Zukunft nicht mit Werbung versehen. Trotzdem müssen wir in der Vermarktung wachsen, um selbst eine gesunde wirtschaftliche Basis zu legen und gegenüber der Konkurrenz aufzuholen.

Wie wird mit den Klein-Sponsoren künftig umgegangen?

Koke: Darauf werden wir ganz viel Wert legen. Jeder unserer Partner soll adäquat betreut werden. Das ist elementar wichtig. Auch das kann man als Verein intensiver machen als ein Vermarkter.

Welche Rolle spielt der sportliche Erfolg bei dieser Fragestellung.

Koke: Unsere Aufgaben müssen wir zunächst unabhängig vom Sport erledigen. Wir machen es aber auch für den Sport, damit die Mannschaft wettbewerbsfähig auftreten kann. Wenn du als Verein sportlich gut stehst, hilft das natürlich.

Wie wichtig ist ein guter Ruf des Vereins für die Vermarktung?

Koke: Wenn man die letzte Spielzeit und sich das aus der Vogelperspektive anschaut, bin ich sicher, dass Fortuna einen sehr guten Ruf hat. Wir sind ein lebendiger Verein und das ist stark rausgekommen, das ist gut für die Fortuna. Aber wir müssen hier natürlich auch einen seriösen Job machen.

Fußballverein oder normales Unternehmen – was ist gleich, was ist anders außer der Emotions-Komponente?

Koke: Prozesse, die man im Hintergrund aufbaut, um erfolgreich zu arbeiten, sind unabhängig davon. Natürlich hat der Sport seine Besonderheit. Und aus dieser Besonderheit müssen wir für die Vermarktung unsere Kraft ziehen.