Effenbergs Suspendierungen in Paderborn ein Rätsel

Paderborn (dpa) - Am Ende eines verkorksten Fußball-Jahres 2015 wurde es für die sportliche Leitung des Zweitligisten SC Paderborn bei der Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit auch noch peinlich.

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Die Profis konnten sich keinen Reim auf die Suspendierungen von Trainer Stefan Effenberg in der Woche vor dem Kellerduell gegen Fortuna Düsseldorf machen. Dabei brachte der gesperrte Süleyman Koc die Verantwortlichen mit seinen Statements in der Halbzeit des Spiels, das torlos endete, ins Schwitzen. „Ach so? Uns wurde nichts gesagt. Dass sie für Unruhe gesorgt haben, glaube ich nicht“, sagte Koc im Sky-Interview über seine „Freunde“ Daniel Brückner, Mahir Saglik und Srdjan Lakic. Das Trio war von Effenberg nach dem 0:4 in Bochum suspendiert worden.

Die folgende fieberhafte Suche nach der Wahrheit vor laufenden TV-Kameras hatte komödiantische Züge. „Natürlich wissen sie das. Unter dem Strich steht die Suspendierung. Das ist eine ganz klare Aussage. Wer das nicht versteht, dem kann ich auch nicht helfen“, sagte Effenberg. Über die Gründe ließ der einstige Star die Öffentlichkeit weiter im Unklaren.

Die TV-Reporterin ließ daher nicht locker und brachte damit Sportdirektor Michael Born in Erklärungsnot. „Vielleicht hat Sülo das so verstanden“, sagte er zu den Äußerungen von Koc. „Wir haben die Spieler bewusst ausgewählt.“ Die Frage nach dem Warum ging Born dann sichtlich gegen den Strich. „Ich habe keine Lust mehr, auf das Thema zu antworten.“

Die Krönung der Wahrheitsfindung ohne Ergebnis war der Kamerawechsel zu Kapitän Marvin Bakalorz. Der steckte just in einem Gespräch mit dem Paderborner Pressesprecher, der möglicherweise eine Sprachregelung weitergab. „Äh, das war was Privates“, sagte Bakalorz mit einem Grinsen und bewies Linientreue: „Das ist von den Verantwortlichen so entschieden worden, da können wir als Spieler nichts ausrichten.“ Fakt ist: Brückner, Saglik und Lakic sind die ältesten Spieler im Kader, deren Verträge 2016 auslaufen.

Sportlich zeigten sich die Ostwestfalen zwar gegen Düsseldorf verbessert, aber mit der selben Penetranz, die die TV-Reporter gezeigt hatten, hätte es möglicherweise einen Sieg gegeben. Nach den zwei Erfolgen zum Einstand von Effenberg ist der SCP nunmehr seit sieben Spielen ohne Sieg und hat auf den 15. Fortuna drei Punkte Rückstand.

Klarheit bekam man von den Düsseldorfern in der dortigen Trainerfrage übrigens auch nicht. Sportdirektor Rachid Azzouzi erklärte, dass man sich in „Gesprächen“ befinde. Interimscoach Peter Hermann kehrt jedenfalls nach vier Spielen zurück ins zweite Glied - mit Humor: „Ich habe mal bei Jupp Heynckes angerufen, aber der ist nicht ans Telefon gegangen.“