Ex-Fortuna-Profi Emmerling: „Das wirkt sehr harmonisch“

Ex-Profis der Fortuna sprechen über den Aufstieg 2017/18. In unserer Serie nimmt heute Stefan Emmerling (52) Stellung. Er wirkte auch unter dem Trainer Friedhelm Funkel.

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Herr Emmerling, was machen Sie derzeit?

Stefan Emmerling: Im Moment wird in Erfurt meine Vertragssituation geklärt. Ein neuer Sportdirektor ist gekommen, der auch einen neuen Trainer mitgebracht hat. Ich sitze jetzt zu Hause in Bochum und genieße die Freizeit.

Haben Sie die Fortuna in letzter Zeit verfolgt?

Emmerling: Natürlich verfolge ich das. In meiner Zeit in Paderborn haben wir ja auch mit dem SCP in der Winterpause gegen die Fortuna gespielt. Und weil mein ehemaliger Trainer Friedhelm Funkel bei Fortuna tätig ist, beobachte ich das Geschehen ohnehin sehr aufmerksam.

Spielt da auch eine gewisse Sympathie für Fortuna und Friedhelm Funkel mit?

Emmerling: Ich habe in Düsseldorf gespielt und fünf Jahre mit dem Trainer zusammengearbeitet. Da ist viel Sympathie für den Verein und den Trainer.

Ist Fortuna also für Sie auch ein besonderer Verein?

Emmerling: Ich denke, ja. Als Trainer von Kickers Emden habe ich erlebt, dass die treusten Fans der Fortuna es nicht davon abhängig machen, in welcher Liga der Verein gerade spielt. Irgendwann werden aber die Ansprüche größer, gerade wenn man höher kommt, werden sie größer, was nicht immer gesund ist.

Hätten Sie vor der Saison damit gerechnet, dass Fortuna so erfolgreich sein würde?

Emmerling: Viele Experten hatten andere Vereine an vorderer Stelle. Aber Fortuna musste man immer im Hinterkopf behalten, aber sie ist nicht als Toppfavorit gestartet. Aber das war Kiel auch nicht, und die sind Dritter geworden. Letztlich hat es Fortuna souverän gemeistert.

Worauf führen Sie den Erfolg zurück?

Emmerling: Auf den Kader. Die Mannschaft war eingespielt und ist punktuell verstärkt worden. Friedhelm Funkel und das Team drumherum haben für Ruhe gesorgt. Die leichten Schwächephasen sind normal, alle haben auf die eigene Stärke vertraut. Unter dem Strich stand der Aufstieg, also wurde alles richtig gemacht.

WZ-Serie: So sehen es

die Ex-Fortuna-Profis

Inwieweit war der Teamgeist entscheidend?

Emmerling: Das hat eine Rolle gespielt. Es gibt ja ein schönes Sprichwort: Mentalität schlägt Qualität. Ich denke, du brauchst einen brutal guten Teamspirit in der Mannschaft. Da kannst du noch so gute Spieler in der Mannschaft haben. Wenn sie nicht harmonieren, läuft es nicht. Man kann davon ausgehen, dass es Friedhelm Funkel wieder einmal geschafft hat, aus den einzelnen Individualisten zu einem Team zu formen.

Das heißt, sie schätzen den Anteil des Trainers hoch ein?

Emmerling: Wie ich das aus eigener Erfahrung weiß. Wir waren damals in Duisburg auch der Underdog und konnten für die eine oder andere Überraschung sorgen. Das funktioniert nur, wenn man als Trainer genau weiß, wer mit wem funktioniert. Da hat er ein gutes Händchen und Auge für. Seine Ruhe und Gelassenheit, sowie seinen speziellen Humor muss man hervorheben. Und er hatte den Mut, nach dem Abgang von Peter Hermann mit zwei jungen Co-Trainern nach der Winterpause einen riskanten Weg zu gehen. Auch das hat er gemeistert, weil er offen für neue Ideen ist. Mit seiner Erfahrung kann Friedhelm Funkel jeden Spieler besser machen.

Wie entscheidend war die Ruhe innerhalb des Vereins?

Emmerling: Von außen wirkt das alles sehr harmonisch. Alle wissen, dass sie in einem Verein arbeiten, der in der Lage ist, unruhig zu werden. Die jetzige Führung schätzt das jetzt gut ein, so dass sich alle einbringen, den richtigen Weg nicht zu verlassen.

Wie viele neue Spieler braucht die Fortuna für die Bundesliga?

Emmerling: Punktuell wird es darauf ankommen, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Wichtig ist, dass die Aufstiegsmannschaft nahezu zusammenbleibt. Der Fortuna wird es deshalb gelingen, in der Liga Fuß zu fassen und zu Beginn die nötigen Punkte zu holen.

Sie sehen also gute Chancen, dass Fortuna die Klasse halten kann . . .

Emmerling: Die Qualität ist vorhanden — auch mit den Spielern, die jetzt dazu geholt werden. Man kann zudem die Euphorie mitnehmen, und die Fans sind ein wichtiger Faktor. Auf die kann sich der Verein auch auswärts verlassen. Das sollte dazu führen, dass Fortuna drei Mannschaften hinter sich lassen kann.