Fan-Beauftragter Jörg Emgenbroich: „Böllerwerfer nerven uns alle“
Fortuna-Fans fielen in Bochum negativ auf. Dabei ist die Stimmung ansonsten grandios.
Düsseldorf. Die Unterstützung der Fans in dieser Saison ist grandios. Fast unvergessen, dass die Fortuna-Anhänger im Hinspiel beim VfL Osnabrück schon vor der Begegnung der 2. Fußball-Bundesliga Trainer und Mannschaft lautstark unterstützten. Obwohl sie zu der Zeit gerade sieben Pflichtspiele in Folge verloren hatten. Umso unverständlicher wirken Szenen wie im Bochumer Ruhrstadion vor einer Woche, als Signalfackeln gezündet und Böller geworfen wurden. Vor dem Rückspiel gegen Osnabrück am Sonntag (13.30 Uhr, Arena) sprachen wir mit Jörg Emgenbroich, der seit April vergangenen Jahres hauptamtlicher Fan-Beauftragter der Fortuna ist.
Herr Emgenbroich, was geht Ihnen durch den Kopf bei solchen Szenen wie in Bochum?
Emgenbroich: Fackeln und Böller vor dem Anpfiff im Stadion habe ich nicht mitbekommen, weil ich da gerade am Einlass zu tun hatte. Das war alles sehr chaotisch, weil die Polizei die Fans erst am Bahnhof gesammelt hatte und dann mehr als 1000 Menschen gleichzeitig am Stadion ankamen. Leider war schon auf dem Hinweg genug passiert, insbesondere die brandgefährlichen Böllerwerfer nerven uns alle maßlos. An der Stelle muss man ausnahmsweise Mal die Polizei loben, die sehr besonnen und deeskalierend gewirkt hat.
Es war lange ruhig, was die verbotene Pyrotechnik angeht. Warum konnte das nicht so bleiben?
Emgenbroich: Auswärts in Oberhausen in der vergangenen Saison gab es die bisher letzten Vorfälle von Seiten unserer Fans. Fast ein Dreivierteljahr ist das her. Dass wieder etwas passieren würde, war leider nie ganz auszuschließen. Gerade bei den Spielen in der Region, bei denen die Masse unübersichtlich wird, und bei den Derbys, wo es besonders heiß hergeht.
Womit müssen denn die Übeltäter und der Verein jetzt rechnen?
Emgenbroich: Die Fortuna ist durch den DFB zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Wir wissen noch nicht, was kommt, aber es dürfte mindestens eine Geldstrafe werden. Die Fans sind fotografiert und gefilmt worden im Stadion, die polizeilichen Ermittlungen laufen.
Im Fernsehen werden solche Szenen mit „Bengalischen Fackeln“ zum einen verurteilt, zum anderen als Synonym für tolle Stimmung benutzt. Wie gehen Sie damit um?
Emgenbroich: Das ist total kontraproduktiv. Die Bilder werden gezeigt oder für Anreißer-Filmchen benutzt, aber die Kommentatoren verhalten sich widersprüchlich. Passiert es bei südeuropäischen Begegnungen, ist es die Mentalität. Gibt es solche Szenen in unseren Stadien, sind es die „bösen Hooligans“.
Vor knapp 20 Jahren wurden diese Signalfackeln im Rheinstadion kontrolliert auf der Laufbahn abgebrannt, ist das wieder denkbar?
Emgenbroich: Es gibt ja eine Initiative, die Pyrotechnik legalisieren will. Aber solche Szenen wie in Bochum oder beim Hamburger Derby zuletzt sind ein großer Rückschritt. Danach hat der DFB ein Machtwort dagegen gesprochen. Bei der Fortuna gibt es immer wieder Gespräche. Aber die Frage ist auch, wie man „kontrolliert“ definiert. Die Fans sagen, mit Abstand abbrennen reiche schon. Die Feuerwehr ist da ganz anderer Meinung. Zudem haben wir durch die Nähe zum Flughafen ganz besondere Brandschutzauflagen in der Arena.
Trotz dieser Szenen war die Anfeuerung in Bochum großartig. Dabei hat die Fortuna verdient mit 0:2 verloren. Wie ist diese Stimmung zu erklären?
Emgenbroich: Im Stadion ist die Stimmung konsequent gut — daheim wie auswärts. Abseits der Spiele wird schon mal über individuelle Fehler diskutiert, aber letztlich sind alle zufrieden mit der jetzigen Situation nach dem doch miserablen Saisonstart.
Die Erinnerung an die starke Anfeuerung vom Hinspiel in Osnabrück ist noch wach. Wie kam das nach so vielen Pleiten zustande?
Emgenbroich: Nach dem 0:3 in Ingolstadt, dem wohl schlechtesten Spiel der Saison, haben sich Fans und der Spielerrat zu Gesprächen getroffen. Vor dem Bochum-Hinspiel haben die Spieler gemerkt, dass der Rückhalt nach wie vor stark ist. Die unglückliche Niederlage gegen Bochum in der Arena hat dann auch nichts daran geändert, weil Kampf- und Spielwille zu erkennen waren. Die Fans haben auch nicht vergessen, wer die zehn Jahre im Niemandsland des Fußballs beendet hat.
Was bewegt die Fans der Fortuna denn in diesen Tagen, in denen sich die Fortuna im Niemandsland der Tabelle wiederfindet?
Emgenbroich: Uns steht mit dem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg noch mindestens ein Höhepunkt bevor. Drei Mal im mobilen Stadion zu spielen, wird sicher ebenso spannend. Es liegt auch an der Motivation der Mannschaft, vielleicht noch die eine oder andere sportliche Überraschung zu schaffen. Der Klassenerhalt dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, deshalb wird schon viel über die kommende Saison nachgedacht.