Fortuna - Der Versuch einer Analyse
Ein bisschen Lumpi und Bellinghausen reichten nicht
1970 sagte ein kanadischer Zukunftsforscher den Tod des gedruckten Buches für 1980 voraus. 1980 starb aber nicht das Buch, sondern der kanadische Zukunftsforscher. Vorhersagen sind also schwierig. Auch und gerade in Bezug auf die ewige Fortuna. So hoffnungsvoll war sie in die nun endende Saison gestartet, so fröhlich waren wir alle wegen der offensichtlichen Qualität des Kaders. Lagen wir falsch? Die Analyse der Enttäuschung ist knifflig.
Zu verworren, zu vielschichtig, zu vernebelt scheint die Situation. Schuldige sind schwer auszumachen, für alles und jeden gibt es gute Für- und Gegenargumente. Sicher ist nur, dass sich diese Mannschaft im Laufe des Winters aufgelöst hat. Mal wieder. Kaum noch zu sehen, nicht zu greifen oder gar begreifen. Zu wenig echte Typen im Team fanden im Nebel kein Ruder zum Herumreißen. Ein bisschen Lumpi und ein bisschen Bellinghausen reichten nicht. Dazu ein Ich-mache-alles-neu-Manager, ein sympathisch-glückloser Trainer, der dann durch einen emsig-glücklosen Nachfolger ersetzt wurde.
Ich bleibe dabei: Das Team war personell gut genug für einen vorderen Tabellenplatz. Doch seien wir ehrlich: Alles ging viel früher los. Als an einem sonnigen Samstag im Februar 2013 der Erstligist Fortuna gegen den sicheren Absteiger Augsburg antrat, hing der Himmel noch voller Bundesliga. Im oberen Mittelfeld gesichert hätte man den Letzten locker angehen können. Doch irgendwas machte klick und Fortuna verlor. Denn sie war plötzlich ängstlich, verwirrt und irgendwie neben sich. Und das ist bis heute geblieben, zumindest teilweise.
Das Seltsame ist, dass die Mehrzahl der handelnden Personen inzwischen ausgetauscht worden ist. Dennoch gilt bis heute: Spieler tauchen weg, Taktiken sind gut gemeint, Pläne gehen nicht auf und Bälle rauschen am langen Pfosten vorbei.
Doch es gibt Hoffnung: Alle Beteiligten haben begriffen — und so wird der nächste Kader emotionaler, widerstandsfähiger, erkennbarer, fortuniger und vielleicht sogar besser sein. Und eine Weisheit aus den 90ern besagt, dass man für ein schönes Fortuna-Erlebnis mit zwei schlechten bezahlen muss. Wenn diese Regel noch gilt, ist es wieder Zeit für eine tolle Saison 2015/16. Es ist zu früh, die Fortuna-Flinte ins Zweitliga-Korn zu werfen. Dafür ist die Liebe zu rot und die Weste der neuen (guten) Trainer noch zu weiß.