Innenverteidiger im Fokus So ordnet Fortuna-Trainer Thioune die Aussetzer von Joshua Quarshie ein
Düsseldorf · Joshua Quarshie verschuldet zwei Gegentreffer. Sein Trainer bricht nicht den Stab über Fortunas jüngsten Abwehrspieler.
Joshua Quarshie wäre in dieser Sekunde vermutlich am liebsten im Boden versunken. Irgendwie hatte Fortunas junger Innenverteidiger den hinter ihm postierten Jerome Gondorf übersehen – und so schlug sein Versuch, den Ball nach hinten wegzuköpfen, fehl, und der 20 Zentimeter kleinere Kapitän des Karlsruher SC nickte zum 1:1 ein. Ein bitterer Augenblick, der am Ende mitentscheidend dafür war, dass es am vergangenen Samstag nur zu einem 2:2 reichte.
„Joshua hatte eben diesen Moment, in dem er steht im Kopfballduell mit Jerome Gondorf“, fasst Trainer Daniel Thioune nüchtern zusammen. „Und das hat dann natürlich dazu beigetragen, dass wir wieder mit sehr wenig sehr viel verloren haben. Beide Gegentore waren individuelle Fehler und vermeidbar – und wenn die nicht passieren, dann gewinnen wir Fußballspiele.“ Bitter natürlich, so merkt Thioune an, dass Quarshie auch eine Woche zuvor seine Aktien am Elversberger Treffer zum 1:1 hatte, als er den späteren Torschützen Joseph Boyamba aus den Augen verloren hatte.
Gleichwohl nimmt der Coach den 19-Jährigen sofort in Schutz und liefert Erklärungen. „Wenn Josh dieses Kopfballduell gewinnt, wäre das natürlich fantastisch“, sagt Thioune. „Aber ein Spieler, der 40 Regionalligapartien in den Beinen hat und jetzt drei Profispiele, was kann ich denn von dem verlangen? Natürlich wäre es eine geile Geschichte gewesen, wenn Josh letzte Woche gegen Elversberg das Ding reinköpft statt gegen den Pfosten. Dann feiern wir uns wieder, weil wir einen Superjungen entdeckt haben. So ist es halt auch ein Prozess, das müssen wir lernen.“ Es ist ja beileibe auch nicht Quarshie allein. Derzeit führt beinahe jede Torchance der Düsseldorfer Gegner zu einem Treffer, weil generell zu viele Fehler unterlaufen. „Das hatten wir in der Konstellation noch nicht in meinen zwei Jahren hier“, stellt der Chefcoach fest. „Das sehe ich auch als Arbeitsauftrag, dass wir unfassbar gut verteidigen müssen und dann eben auch die kleinen Fehler abstellen, die aktuell gnadenlos zu Toren führen. Das Momentum ist dann derzeit oft auf Seiten des Gegners.“
Und „leider Gottes“, wie Thioune es ausdrückt, stand dabei zuletzt der jüngste Defensivakteur der Rot-Weißen einige Male im Fokus. „Was man von Josh erwarten kann, ist, dass er Fehler minimiert, dass er Leistung maximiert. Ich finde aber auch, dass er uns in seinen ersten Spielen eine Menge gegeben hat“, betont Thioune. „Wir müssen ihm diese kleinen Momente zugestehen, aber eben auch aufzeigen, dass er noch deutlich besser arbeiten und lernen kann. Er braucht noch mehr von Themen wie ,Wie verteidige ich die Box? Wie orientiere ich mich im Raum?’ Das sind alles Details, die ein 19-Jähriger noch lernen kann und lernen muss.“ Eben – ein 19-Jähriger. Allein diese Zahl verbietet schon, nach ein paar Schnitzern den Stab über Quarshie zu brechen, der doch so gut wie gar keine Zeit hatte, überhaupt anzukommen und sich zurechtzufinden. „Er wurde kalt reingeworfen“, betont auch Thioune. „Man wünscht sich auch, Balance hineinzubringen, ihn heranzuführen wie verletzte Spieler auch. Aber erstmal mussten wir mit Josh einiges abfedern.“
Vielleicht besteht nun die Chance, dass der zweifellos hochtalentierte Quarshie ruhiger lernen und „einiges adaptieren kann“, wie sein Trainer sagt. „Wir haben Tim Oberdorf ja schon in Karlsruhe wieder bringen können“, sagt Thioune, „Jamil Siebert macht Fortschritte, und Jordy de Wijs dürfen wir nach seiner Gelbsperre zurückerwarten. Da darf es noch schwankend sein bei einem jungen Spieler.“
Ohne Frage. Und es wird, wie der Trainer es anklingen lässt, jetzt auch wieder einige Phasen auf der Bank geben. Quarshie darf das nicht als Bestrafung ansehen, sondern als Chance, über das Lernen im Training und kürzere Einsätze erst einmal richtig anzukommen. Dann kann Fortuna noch viel Freude an diesem hochveranlagten Talent haben.