Funkel übernimmt in Kaiserslautern Warum Fortuna-Keeper Kastenmeier dem Ex-Trainer seine Karriere zu verdanken hat
Düsseldorf · Fortunas Ex-Trainer hielt an seinem Torwart auch nach einem folgenschweren Patzer fest.
In der Profi-Laufbahn von Florian Kastenmeier gibt es einen Tag, den er vermutlich nie vergessen wird: den 18. Januar 2020. Allerdings handelt es sich dabei um ein Datum, das der Torhüter wohl am liebsten umgehend aus seinen Erinnerungen gestrichen hätte. Zumindest damals. Nun, vier Jahre später, sieht das anders aus. Der kapitale Fehler, den Kastenmeier bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Werder Bremen (0:1) begangen hat, markiert in der Rückschau nicht nur den Beginn seiner Zeit als Fortuna-Stammkeeper, sondern auch den Start einer enormen persönlichen Entwicklung.
Wie so oft im Leben kommen an jenem Tag mehrere unvorhergesehene Faktoren zusammen, die Friedhelm Funkel, den damaligen Trainer, zu einer mutigen Entscheidung führen. Zack Steffen, die bisherige Nummer eins der Düsseldorfer, fällt kurzfristig aus und absolviert in der Folge keine einzige Partie mehr für die Fortuna. Michael Rensing, die etatmäßige Nummer zwei, ist nach einer langen Verletzung erst kurze Zeit vorher wieder ins Training eingestiegen. Kastenmeier, eigentlich als Nummer drei aus Stuttgart geholt, steht hingegen voll im Saft – und deshalb gegen Bremen zwischen den Pfosten. Bis weit in die zweite Hälfte hinein läuft seine Premiere auch ziemlich gut. Dann segelt allerdings eine Flanke auf den zweiten Pfosten, und der damals 22-Jährige schätzt sie völlig falsch ein. So kommt Niklas Moisander am hinteren Strafraumeck völlig frei zum Kopfball; die Kugel klatscht erst an den Rücken von Kastenmeier und fliegt dann ins Tor. Eine Woche nach der Partie gegen Werder reisen die Düsseldorfer zu Bayer Leverkusen, und anstatt Kastenmeier sofort das Vertrauen zu entziehen, entscheidet sich der Coach wieder gegen Rensing und für ihn. „Flo hat über 90 Minuten eine tadellose Leistung gebracht und in einem Moment mal gepatzt. Ihn dann rauszunehmen, das mache ich nicht“, sagt er. Anders als Funkel im Kreis der Chefetage des Klubs. Nach der 0:3-Pleite in Leverkusen entlässt Fortuna ihren Aufstiegstrainer, der mit seinem Team in der Vorsaison noch souverän den Klassenerhalt gefeiert hat.
Funkel stellt sich anschließend vor die Kameras und erklärt seine Trainerlaufbahn für beendet, er spricht Worte, die ihm längst auf die Füße gefallen sind. Vor einiger Zeit hat er den 1. FC Köln durch die Relegation und zum Ligaverbleib auf den letzten Drücker geführt, und seit Mittwoch ist er neuer Coach des abstiegsbedrohten 1. FC Kaiserslautern. Kastenmeier, inzwischen unangefochtener Stammtorwart von Fortuna, sagt: „Ich bin Friedhelm Funkel sehr dankbar, weil ich ohne ihn nicht hier stehen würde. Es war damals nicht selbstverständlich, dass er sich für mich entschieden hat.“
Und über die meisten Zweifel erhaben ist der gebürtige Regensburger in Düsseldorf auch erst seit etwa anderthalb Jahren. Auf dem Platz hat er seine aufreizend lässige Art längst abgelegt, seine entscheidenden Fehler auf ein Minimum reduziert, sich zu einem der fußballerisch besten Keeper der ersten beiden Ligen und zu einem sicheren Rückhalt entwickelt. Und auch neben dem Platz ist er gewachsen, nahbarer, deutlich offener im Umgang mit Fehlern und zu einer absoluten Führungsfigur geworden.
Nur Funkel, seinen Fürsprecher in zwei der wichtigsten Momente seiner Karriere, hat Kastenmeier zuletzt ein wenig aus den Augen verloren. „Ich habe ihn jetzt einige Zeit gar nicht beobachtet, weil er ja länger von der Bildfläche verschwunden war, auch wenn er sich immer mal wieder als Experte hingestellt hat“, erzählt der Fortuna-Torhüter.
Neben dem Duell in der Liga am Osterwochenende könnte es zwischen Fortuna und Funkel übrigens ein weiteres Wiedersehen geben: im DFB-Pokal-Finale. Vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC (Samstag, 20.30 Uhr) will der Torhüter davon aber nichts wissen.