Last-Minute-Siegtorschütze Unterwegs auf der Achterbahn der Gefühle
Düsseldorf · Jordy de Wijs hat zuletzt einiges mitgemacht. Wenig Einsätze, häufige Kritik. Sein Siegtreffer zum 3:2 gegen den KSC war deshalb besonders für den Innenverteidiger extrem wichtig.
Es ist bislang nicht überliefert, ob der Besuch von Freizeitparks und Volksfesten zu den Lieblingsbeschäftigungen von Jordy de Wijs gehört – sofern er nicht gerade Fußball spielt, natürlich. Doch falls der niederländische Profi tatsächlich gern Achterbahn fährt, so war der letzte April-Tag des Jahres für ihn wirklich wie geschaffen. Zumal, da die wilde Fahrt mit dem 3:2-Sieg der Fortuna gegen den Karlsruher SC tatsächlich noch ein gutes Ende nahm.
De Wijs war daran alles andere als unbeteiligt. Schließlich war er es, der zu einem Zeitpunkt, als Schiedsrichter Timo Gerach seine Armbanduhr schon sehr genau betrachtete, noch einmal den letzten Willen mobilisierte. Die angezeigten drei Minuten Nachspielzeit waren beinahe abgelaufen, als der Innenverteidiger in den Karlsruher Strafraum stürmte, der von Shinta Appelkamp geschlagene Flankenball eben dorthin segelte und de Wijs ihn mit dem Kopf in die linke Ecke wuchtete.
Fortunas Mannschaft feierte
vor der Südtribüne
Was dann folgte, war förmlich eine Explosion des Jubels. Nahezu die komplette Fortuna-Mannschaft feierte vor der ausrastenden Südtribüne. Nur nahezu, weil es Marcel Sobottka nach seinem enormen Laufpensum in den 93 Minuten nicht mehr dorthin geschafft hatte. „Ich bin an der Mittellinie hängengeblieben, weil ich echt nach Luft geschnappt habe“, berichtete der Vizekapitän schmunzelnd. „Mittendrin war ich also nicht, aber wenn du nach zweimaligem Rückstand mit der letzten Aktion gewinnst, irgendwie noch das Ding drehst, mit einem Spieler, der es nicht einfach hatte in den letzten Wochen – dann freut es einen auch persönlich einfach für diesen Typen. Das ist schon etwas Emotionales.“
Ganz ähnlich dachte offenbar Daniel Thioune, denn der Trainer sprintete fast im Stile eines Norbert Meier seiner Feiertruppe hinterher und begab sich mitten in die Jubeltraube. „Das war auf emotionaler Ebene sehr, sehr flashend, auch für mich“, erklärte der Chefcoach hinterher. „Es ist schon ganz geil, dass wir das hintenraus mit Shinta und Jordy finishen. Das ist dann auch der Grund, warum ich dann auf den Platz humple, auch wenn das nicht immer so schön aussieht. Dann kann ich auch nicht an mich halten.“
Und de Wijs selbst? Der mischte für den Moment kräftig mit, feierte natürlich seinen großen Augenblick. Aber schon wenig später wirkte der Niederländer wieder sehr nachdenklich. Ob er denn so kurz vor dem Abpfiff überhaupt noch an den Sieg geglaubt habe, wurde er gefragt. „Sicher“, antwortete er knapp, „deswegen bin ich ja nach vorne gelaufen.“
Rundum glücklich schien er da so kurz nach dem furiosen Ende eines lange Zeit nicht nach Plan gelaufenen Spiels nicht. „Es gab genug Positives“, merkte de Wijs zunächst einmal an. „Wieder ein Heimsieg, ganz wichtig für uns, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.“ Selbst dieser Satz kam aber ziemlich nachdenklich herüber. Erst recht das Folgende: „Manchmal muss Fußball einfach so sein, dass der Ball genau da hinfällt, wo ich mit meinem Kopf stehe. Ein schöner Moment für die ganze Mannschaft und für die Fans und auch persönlich für mich. Es war keine einfache Zeit für mich, dann ist es einfach schön, der Mannschaft wieder helfen zu können.“
Und noch einmal zur Achterbahnfahrt: Wieder einmal hatte der 28-Jährige zu Beginn auf der Bank gesessen, kam nur ins Spiel, weil Kapitän Andre Hoffmann mit Schwindelgefühlen zu kämpfen hatte. Bei seiner ersten Aktion gab es gleich die Gelbe Karte von Gerach, die fünfte obendrein, so dass de Wijs am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Holstein Kiel gesperrt ist. Zudem führte der Freistoß nach diesem Foul zum 2:1 für den KSC. Es sah alles nach einem gebrauchten Tag aus für de Wijs, wieder einmal – wenn da nicht sein Lucky Punch in letzter Sekunde gewesen wäre.
Zum kuriosen Gesamtbild passte ein kurioser Fakt wunderbar: Die offizielle DFL-Statistik wies den Innenverteidiger mit 32,7 km/h als den schnellsten Sprinter der Düsseldorfer in dieser Partie aus. Eine Kategorie, in der de Wijs sicher noch nicht allzu oft die Nase ganz vorn hatte. Aber wie geht man nun mit all dem um? „Wir haben mit Jordy viele Gespräche geführt“, berichtete Sportdirektor Christian Weber. „Wir sind nach wie vor von seiner Qualität überzeugt.“