Fortuna vor dem Mainz-Spiel Hinter Hennings klafft im Fortuna-Sturm eine Lücke
Düsseldorf · Der 32-jährige Rouwen Hennings steht gegen Mainz vor seinem 100. Ligaspiel für die Rot-Weißen. Einen weiteren, vergleichbaren Stürmertypen gibt es im Kader nicht.
In Düsseldorf jagt derzeit ein Jubiläum das andere. Nachdem Friedhelm Funkel in Berlin sein 500. Bundesligaspiel als Fußballtrainer mit einer Niederlage feiern musste, darf Rouwen Hennings noch auf ein besseres Ende seines Ehrentages hoffen.
Denn sollte der Angreifer am Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Mainz 05 zum Einsatz kommen, absolviert er sein 100. Ligaspiel für die Fortuna. Nach 63 Einsätzen in der 2. Liga steht der 32-Jährige vor seiner 37. Partie im Oberhaus für die Rot-Weißen. Hinzu kommen sechs Pokalspiele. Eine stolze Zahl. Und es gibt nicht wenige in der Landeshauptstadt, die hoffen, dass in Zukunft noch einige Spiele hinzukommen.
Schließlich hat sich Hennings seit seiner Ankunft im Jahr 2016 zu einem zuverlässigen sowie meinungsstarken Führungsspieler entwickelt, dessen Wort nicht nur in der Kabine, sondern auch außerhalb Gewicht hat. Hinzu kommt sein sportlicher Wert fürs Team. Allein in der vergangenen Spielzeit hatte er mit sieben Toren sowie fünf Vorlagen einen großen Anteil am vorzeitigen Klassenerhalt. Und auch in dieser Saison liefert der gebürtige Bad Oldesloer regelmäßig ab. Seine vier Treffer in sieben Einsätzen werden in der Bundesliga nur von Bayerns Robert Lewandowski (elf Tore), Dortmunds Paco Alcacer und Leipzigs Timo Werner (beide fünf) getoppt.
Eine vergleichbare Alternative zu Hennings gibt es im Kader nicht
Nicht auszudenken, was passieren würde, sollte der schussstarke Hennings mal verletzungsbedingt ausfallen. Denn blickt man in das aktuelle Aufgebot von Cheftrainer Funkel, fällt auf, dass hinter dem Routinier eine gewaltige Lücke klafft. Einen vergleichbaren Stürmertypen, der vorne mit seinem Körper die Bälle festmacht und als Prellbock für die nachrückenden Mitspieler auftritt, gibt der Kader nämlich nicht her.
Während Kenan Karaman eher der Kategorie Halbstürmer zuzuordnen ist und beispielsweise in Gladbach als einzige Spitze leistungsmäßig untertauchte, fiel die naheliegendste Alternative Dawid Kowancki zuletzt mit einem Muskelfaserriss aus. Allerdings wurde der polnische Nationalspieler, der gegen die Rheinhessen wieder zum Kader gehören wird, davor von Funkel auf der linken Außenbahn eingesetzt. Dies geschah einerseits wegen Kownackis Stärken im Eins-gegen-Eins sowie seiner Fähigkeit, mit Tempo von Außen in den Strafraum zu ziehen. Andererseits weil die anderen Flügelstürmer Bernard Tekpetey und Nana Ampomah noch mit den höheren Anforderungen in der Bundesliga zu kämpfen haben.
Notfalls könnte zwar Oliver Fink den Part in vorderster Reihe übernehmen, doch der mittlerweile 37-Jährige muss immer öfter den langen Profijahren Tribut zollen. Zuletzt musste der Kapitän wegen einer leichten Einblutung im Oberschenkel mit dem Training aussetzen. Am Wochenende wird Fink nicht zur Verfügung stehen. Bedeutet unterm Strich: Ohne Hennings fehlt der Fortuna etwas.
Natürlich muss an dieser Stelle auch konstatiert werden, dass beim ehemaligen U 21-Nationalspieler in den bisherigen Spielen neben viel Licht auch Schatten dabei war. Eine Zweikampfquote von lediglich 28,8 Prozent bei 80 geführten Zweikämpfen ist für einen Stürmer ein schwacher Wert. Aber seine Trefferquote sowie sein Fleiß beim Anlaufen der gegnerischen Vereidiger — im Schnitt spult er 8,87 Kilometer pro Spiel runter — kaschieren diesen Makel ein wenig.
Nichtsdestotrotz werden und müssen sich die Verantwortlichen um Sportvorstand Lutz Pfannenstiel spätestens zur Winterpause Gedanken machen, wie sie die Lücke zu Hennings wieder schließen können. Entweder mit einem jungen Herausforderer oder einem routinierteren Akteur. Das heißt aber nicht, dass die Fortunen Hennings über kurz oder lang vom Hof jagen wollen — im Gegenteil. Erst kürzlich kündigte Pfannenstiel auf dem Mitgliederforum gegenüber den Fans an, dass man sich eigentlich darauf verlassen könne, „dass Rouwen Hennigs nächste Saison bei uns spielt“. Knackpunkt sei laut mehrerer Medienberichten einzig die Laufzeit.
„Rouwen ist jetzt seit dreieinhalb Jahren bei uns. Ich wünsche mir, dass er noch lange bei uns bleibt“, sagt Funkel. „Dass er schon so lange bei der Fortuna ist, zeigt, dass er sich zu 100 Prozent mit dem Verein identifiziert. Er ist ein Führungsspieler, der auch nie meckert, wenn er mal auf der Bank sitzt. Rouwen ist ungeheuer wichtig für die Mannschaft, und er wird noch weit mehr als diese 100 Spiele für die Fortuna machen.“
Am Samstag soll Hennings seinen Teil dazu beitragen, dass es nach sechs Spielen ohne Sieg endlich wieder drei wichtige Punkte für den Klassenerhalt gibt. Schließlich soll nach Funkels 500. Spiel nicht auch das zweite Jubiläum binnen weniger Wochen in die Hose gehen. „Dazu brauchen wir viel Arbeit, Zweikampfstärke und Bereitschaft“, sagt der Fortuna-Trainer. Attribute, die der fleißige Rouwen Hennings stets mitbringt. Und das bereits seit 99 Pflichtspielen im Trikot der Rot-Weißen.