Gala-Auftritt in Nürnberg Fünf Treffer in zwei Spielen – Fortuna-Knipser Vermeij erklärt sein Tor-Geheimnis
Nürnberg · Erst ein Doppelpack gegen Schalke, nun sogar drei Treffer in Nürnberg – für den Angreifer von Fortuna läuft es wie am Schnürchen. Seinen persönlichen Aufschwung begründet der 29-Jährige unter anderem mit Vertrauen und Respekt.
Wer geglaubt hatte, dass ein Dreierpack der Schlüssel zum vollkommenen Glück sein müsste, lag falsch. Ein wesentliches Detail fehlte Vincent Vermeij nämlich, als er nach dem 5:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg in die Interviewzone kam: der Spielball. „Den habe ich noch nicht“, sagte der Matchwinner ein wenig frustriert. Mit seinen drei Treffern hatte der Niederländer den wesentlichen Teil zur Fortuna-Gala im Frankenland beigetragen – und zum Glück stand Pressesprecher Tino Polster in unmittelbarer Nähe, um gleich zu versichern, dem Angreifer sein Anliegen noch zu erfüllen.
Vermeij selbst hatte zuvor keinen Wunsch offen gelassen, und natürlich trübte der fehlende Ball seine Stimmung höchstens wenige Augenblicke. Vielmehr freute er sich völlig zurecht darüber, sein Konto auf sieben Saisontore hochgeschraubt zu haben und im internen Ranking mit Christos Tzolis, dem bisher alleinigen Top-Torjäger, gleichgezogen zu sein. Das Geheimnis seiner jüngsten Erfolgssträhne? „Die Gehirnerschütterung“, sagte Vermeij und lachte verschmitzt. „Nein, im Ernst: Ich habe keine Ahnung.“
Vermeij richtet jetzt den Blick
auf das Pokalspiel in Magdeburg
Tatsächlich platzte der Knoten just, nachdem der 29-Jährige seine gegen Wehen-Wiesbaden erlittene Kopfverletzung auskuriert hatte: Schon gegen Schalke war Vermeij ja ein Doppelpack gelungen. Und dann versuchte er sich doch an einer Erklärung: „Ich bin jetzt in der Zweiten Liga angekommen, fühle mich einfach gut und merke, dass ich wichtig sein kann für die Mannschaft. Man muss sich in einem neuen Team immer erstmal zurechtfinden und den Respekt verdienen, das ist normal im Fußball.“
Respekt – das war für Vermeij grundsätzlich ein wichtiger Begriff. „Ich merke, dass ein paar Jungs jetzt noch einen Ticken mehr Respekt vor mir haben. Das tut mir gut“, betonte er. „Sie wissen, dass ich immer im Sechszehner bin.“ Auch das gegenseitige Verständnis wuchs zuletzt beständig, vor allem zwischen dem Niederländer und Ao Tanaka, der in Nürnberg seinen zweiten Treffer aufgelegt und ausgiebig mit ihm gejubelt hatte. „Ao ist einfach ein richtig guter Fußballer. Er sucht mich immer. Das ist, was ich meine, wenn ich sage, man muss sich Respekt verdienen.“
Dies gelang Vermeij zuletzt eindrucksvoll, uns so konnte er am Samstag hinter einen wesentlichen Punkt auf seiner fußballerischen „Bucket List“ einen Haken setzen. „Ein Dreierpack zu erzielen, ist ganz schwierig. Umso besser, dass ich es bei Fortuna jetzt schon so schnell geschafft habe“, sagte er. Auf dieser Liste stehen allerdings noch ein paar weitere Ziele: „Vor der Südkurve möchte ich noch treffen, und ein Bundesliga-Tor fehlt auch noch.“
Sollte es Vermeij und Fortuna gelingen, ihre momentane Form zu konservieren, könnte sich der Stürmer letzteren Wunsch vielleicht schon in der kommenden Saison erfüllen. „Das kann sein, ja“, formulierte er zurückhaltend. Der Rückstand auf den Hamburger SV und Platz zwei beträgt jedenfalls nur noch zwei Punkte. Der Aufstieg, betonte der Mann des Tages, sei möglich: „Aber es ist auch brutal eng. Wir müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Wenn wir so weitermachen, ist in dieser Saison allerdings schon etwas möglich.“
Auch im DFB-Pokal, weshalb Vermeij seinen Blick unmittelbar nach dem Sieg in Nürnberg schon auf das Achtelfinale am Dienstag in Magdeburg richtete, auf das sich Fortuna nun in Herzogenaurach vorbereiten wird. „Der Trainer hat vor dem Spiel gesagt: Wir hocken in den kommenden Tagen viel aufeinander. Da ist es natürlich mega, dass wir mit einem solchen Sieg ins Hotel zurückkommen und uns alle mit einem Lächeln anschauen können“, erzählte er. „Zu viel freuen dürfen wir uns zwar nicht, weil wir am Dienstag im Pokal noch etwas vorhaben und eine Runde weiterkommen wollen, aber heute ist es in Ordnung.“
Erst recht, sollte Pressesprecher Polster seine Versprechung gehalten und dafür gesorgt haben, dass Vermeij vor der Abreise aus Nürnberg noch an seinen Spielball kam.