„Papa ist nicht besser als Messi“ Ginczek: Was hinter seinem Jubel steckt

Düsseldorf · Gegen Kiel feierte der Stürmer seinen Treffer mit einer speziellen Geste. Den Hintergrund dazu gibt er nun preis.

Daniel Ginczek (l.) präsentiert nach seinem Tor gegen Kiel einen ganz speziellen Jubel.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Daniel Ginczek fällt nicht nur auf, weil er an seinen Armen komplett tätowiert ist. Er ist einer, der im Profifußball einfach so auffällt. Man kann ihm indes nicht absprechen, mit seinen Möglichkeiten alles für den Erfolg zu versuchen. Ob er dabei immer glücklich aussieht? Eine andere Geschichte.

Bei dieser geht es vor allem um einen Torjubel, der für Irritationen gesorgt hat. Denn eigentlich war es ein Arbeitstag, wie man ihn sich besser nicht hätte malen können: 3:0 im Heimspiel gegen Holstein Kiel. Die Zuschauer aus dem Häuschen. Die Spieler liegen sich in den Armen.

Nur in Ginczek grummelte es. Und so deutete er mit einem Finger auf sein Ohr, mit dem anderen überdeckte er seinen Mund – zu viel gehört, lieber Mund halten, so vermutlich die Botschaft. Es war sein erstes Tor seit dem 26. August 2022 beim 4:0 gegen Jahn Regensburg. Dazwischen erlitt er eine schwere Verletzung, die den 32-Jährigen über Monate außer Gefecht gesetzt hatte.

„Wenn du als Stürmer über so viele Monate nicht triffst, fällt dir schon gewaltig Druck ab. Das war die längste Durststrecke in meiner Karriere. Da sind dann ganz viele Emotionen im Spiel. Es wurde viel erzählt, viel geredet, viel berichtet in den vergangenen Wochen und Monaten“, sagt er. „Das geht auch nicht spurlos an einem vorbei. Schlussendlich bin ich froh, dass ich Leistung bringen konnte.“

Ginczek ist zu eine einer Art Symbol geworden. Er ist mit hohen Erwartungen nach Düsseldorf gewechselt. Er ist ein erfahrener Spieler. Er hat oben mit gespielt,kennt auch die Schattenseiten des Geschäfts. Er weiß, wie viel Druck im Spiel ist. Bei ihm selbst, aber auch den Menschen drumherum. „Ich weiß nicht, ob wir ungerecht behandelt worden sind. Wir haben unsere Matchbälle nicht verwandeln können, um wirklich ganz vorne dabei zu sein. Und dennoch spielen wir eine verdammt gute Saison. Jetzt geht es am Samstag wieder um einiges, wir können den Hamburger SV ordentlich unter Druck setzen. Ganz Fußball-Deutschland wird auf unser Spiel gegen den FC St. Pauli schauen. Wir wollen dem HSV natürlich schon etwas Angst machen.“

Ginczek sagt aber auch selbstkritisch: „Ich will gar nicht sagen, dass ich jedes Spiel gut gespielt habe, denn so ist es nicht. Ich bin mein größter Kritiker. Mit den letzten Spielen bin ich zufrieden.“ Er habe solange auf dieses Tor gewartet, so lange diesen Moment herbeigesehnt. Dann waren es plötzlich soweit und viele Gedanken sind durch seinen Kopf gekreist. Nicht nur die Medien ließ er das spüren, auch seine Familie musste für wenige Momente einmal auf ihn verzichten. „Meine Kinder kommen nach dem Spiel normalerweise immer in die Kabine und gehen mit auf die Ehrenrunde. Denen habe ich das auch verboten, weil ich einfach meine Ruhe haben wollte“, sagt er.

Ginczek musste einiges einstecken. Besonders viele im Umfeld des Vereins wird er auch nicht durch dieses Tor aus elf Metern als Kritiker überzeugt haben. „Als Fußballer stehst du in der Öffentlichkeit. Es gibt Leute, die da oben sitzen und dich bewerten. Von den Fans sind in dem Moment alle Trainer und wissen es besser. Damit muss man lernen zu leben“, sagt er. „Aber man muss das Große und Ganze sehen. Wir haben als Mannschaft schon wirklich einiges geleistet. Wir haben auch sicher auf die Fresse bekommen. Aber einige Kritik war nicht gerechtfertigt.“ Ginczek will seinen Weg bei Fortuna weitergehen. Und vielleicht führt dieser doch noch in diesem Jahr in die Bundesliga. Im Optimalfall auch dank seiner Tore.