Fortuna: Sensationelle Aufsichtratswahlen
Düsseldorf. Der Umbruch bei Fortuna ist heftig und war in dieser Form nicht erwartet worden. Fast wie eine Art Abstrafung wirkt die Abwahl des "alten" Aufsichtsratsvorsitzenden Burchard von Arnim auf der Jahreshauptversammlung des Fußball-Zweitligisten am späten Donnerstagabend.
Im ersten Wahlgang hatte der Steuer- und Wirtschaftsberater bereits "nur" 373 Stimmen wie auch der Rechtsanwalt Ignacio Ordejon Zuckermaier erhalten. Dass bei 918 stimmberechtigten Mitgliedern ein solches Patt entsteht, ist schon eigen- und wohl einzigartig.
Aber auch eine Stunde später, um kurz vor Mitternacht kam die nächste Überraschung. Ordejon Zuckermaier kam in der Stichwahl auf 193 Stimmen und von Arnim nur auf 103. Dieses Ergebnis beeindruckte den bisherigen Aufsichtsratsboss so sehr, dass er sich Bedenkzeit ausbat, ob er überhaupt als Nachrücker im Falle eines Ausscheidens eines ordentlichen Mitglieds des Aufsichtsrats zur Verfügung steht.
Da auch Günter Karen-Jungen nicht die erforderlichen Stimmen bekam, sind mit Rückkehrer Reinhold Ernst, Ignacio Ordejon Zuckermaier sowie dem eindeutigen Gewinner der Wahl (fast 200 Stimmen Vorsprung), Björn Borgerding drei "Neue" im weiterhin neunköpfigen Aufsichtsrat der Fortuna. Bei der Wahl waren Marcel Kronenberg auf die drittmeisten, Heinrich Woeste auf die viertmeisten Stimmen gekommen. Nicht zur Wahl standen die verbliebenen vier Mitglieder des Kontrollgremiums der Fortuna, Joachim Hunold, Dieter vom Dorff, Christian Veith sowie Heinz-Peter Schlüter.
Die Führungsspitze des Vereins reagierte überrascht, aber auch gelassen. "Wir werden den erfolgreichen Weg der Fortuna fortsetzen", sagte Vorstandsvorsitzer Dirk Kall. Und auch Finanzvorstand Paul Jäger ist sich sicher, "dass dieses Wahlergebnis nichts an der Ausrichtung und den Zielen des Vereins verändern wird".
Mit einem Grußwort vom neuen Fortuna-Mitglied Thomas Geisel hatte die Hauptversammlung von Fortuna Düsseldorf am Donnerstag begonnen. Düsseldorfs Oberbürgermeister versprach, sich um baulichen Maßnahmen zu kümmern, um den Balkon des Rathauses so zu gestalten, dass man dort den Aufstieg feiern kann. Falls die Mannschaft den Aufstieg nicht schafft, muss das Stadtoberhaupt sich als Radschläger über die gesamte Mittellinie der Arena bewegen.
Im Anschluss wurde Aufsichtsratsmitglied Albrecht Woeste gefeiert. 929 erschienene Mitglieder gratulierten zum 79. Geburtstag, bevor die Versammlung mit der Rede des Vereinsvorsitzenden Dirk Kall in die Tagesordnung startete. Das Dankeschön für den Ex-Vorsitzenden Peter Frymuth wurde mit großem Applaus der Mitglieder begleitet. Auch die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Wolf Werner und Thomas Allofs wurden gewürdigt. Kall lobte die Zusammenarbeit des neuen Vorstandes, der die in seinen persönlichen Stärken ergänzt.
Der Vorsitzende ging noch einmal mit sehr persönlichen Worten auf seinen Wechsel aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand ein. „Schließlich war es ganz wichtig für mich, dass die Frage nicht Kall oder Jäger heißt, sondern die Antwort Kall und Jäger lautet. Die Ziele des Vereins brachte Kall auf einen Nenner: „Wir wollen ein wirtschaftlich gesunder und etablierter Erstligist werden.“
Schritt für Schritt werde man die Rahmenbedingungen verbessern, wobei sich ein Dank an Trainer Oliver Reck und seine Mannschaft anschloss. „Wir sind sehr glücklich über diese sportliche Leitung, und der heutige Kader hat die Qualität, um die kurzfristigen Ziele zu erreichen.“ Dazu habe Helmut Schulte zuletzt maßgeblich beigetragen.
Die Ziele der Fortuna formulierte Kall mit klaren Worten: „Wir wollen mit systematischer und strukturierter Arbeit, verbesserter Kommunikation den Verein weiterzuentwickeln. Auf dem Wege wollen die Mitglieder und Fans mitnehmen.“ Damit sei klar, dass der wirtschaftliche dem sportlichen folgen soll.
Einen weiteren Bericht zur Jahreshauptverammlung lesen Sie in der Samstagsausgabe der Westdeutschen Zeitung.