Fortunas „Junge Wilde“ müssen warten
Vergangene Saison gehörten Timm Golley und Tugrul Erat zu den Entdeckungen. Nun sitzen sie meist draußen, sind aber in Lauerstellung.
Düsseldorf. Für Tugrul Erat zählt jede Minute auf dem Fußballplatz. „Ich würde auch als Torwart spielen, wenn der Trainer mich da haben möchte.“ Immerhin war der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler der Fortuna schon zwei Mal eingewechselt worden in dieser Saison — wobei die Hereinnahme in der Schlussminute in Nürnberg gerade mal statistischen Wert hatte. Die gute Viertelstunde beim jüngsten Auswärtsspiel des Fußball-Zweitligisten in Darmstadt weckt da schon eher Hoffnungen auf weitere Einsatzminuten bei dem aserbaidschanischen Nationalspieler.
Seine Flexibilität hat er schließlich auch in den Testspielen während der Länderspielpause unter Beweis gestellt: Rechtsverteidiger gegen Twente Enschede (0:1), auf der mittleren Offensivposition gegen den TSV Urdenbach (11:0). Kein Problem für Erat: „Das ist ja kein Wunschkonzert.“
Der Mittelfeldspieler merkt auch, dass es gerade nicht die Zeit der „jungen Wilden“ aus der vergangenen Saison bei der Fortuna ist. Mannschaftskollege Timm Golley war sogar bislang kein einziges Mal im 18er-Kader. Wobei der 22-Jährige wegen einer entzündeten Patellasehne und einem anschließenden Infekt länger ausgefallen war.
„Durch die Verletzung, die Krankheit und die Reha kommen da schnell ein paar Wochen zusammen“, sagt der Stürmer, der seit knapp zwei Wochen wieder trainiert. Das Testspiel gegen Urdenbach war nach der Verletzungspause der erste Einsatz über 90 Minuten. Ob es schon für eine Kader-Nominierung am Montag gegen den FC St. Pauli reicht? „Das habe ich nicht zu entscheiden, das werden wir intern besprechen.“
Während Golley mit seinen vier Toren gegen den Kreisligisten auf sich aufmerksam machen konnte, bewies sich Tugrul Erat als flexibel einsetzbarer Akteur gegenüber Fortunas Cheftrainer Oliver Reck. Die Rückmeldung kommt prompt, sagt Erat: „Der Trainer signalisiert mir, ob etwas gut und ob etwas schlecht war.“ Möglicherweise reicht es auch wieder für den 18er-Kader für Montag, aus dem Reck seine elf Stammkräfte sowie die möglichen Einwechselspieler auswählen wird. Dann steht Samstag in einer Woche auch noch das Auswärtsspiel in Kaiserslautern auf dem Plan, und Tugrul Erat lächelt in Erinnerung an den Betzenberg.
Bei seiner Premiere als Interimstrainer hatte ihn Oliver Reck im vergangenen Dezember überraschend in der Startelf platziert und damit seine Erfolgsgeschichte mit den „jungen Wilden“ verknüpft. Erat stand nach dem Kaiserslautern-Spiel zwölf Mal zu Spielbeginn auf dem Platz, ehe er sich einen Muskelfaserriss zuzog. Von der Verletzung profitierte indirekt auch Timm Golley, der zum Saisonende regelmäßig als Mittelfeldspieler eingesetzt wurde — drei Mal in der Startelf.
In dieser Saison müssen sich Erat und Golley allerdings wieder ganz hinten anstellen. Der Vorfreude auf das Montagsspiel gegen St. Pauli, für das bereits 32 000 Karten verkauft sind, schadet das aber nicht, bestätigt Golley: „Wir sind alle heiß auf das Spiel und wollen dafür sorgen, dass wir weiter oben dranbleiben.“
Schließlich habe die Fortuna erst einen Heimsieg, sagt Erat, „da sollten wir mal den zweiten nachlegen“. Und persönlich würde Erat gerne noch die eine oder andere Minute im Einsatz für die erste Mannschaft nachlegen — für seinen Mannschaftskollegen Golley als „junger Wilder“ wäre nach der Erfolgsgeschichte der vergangenen Spielzeit die erstmalige Berufung in den 18er-Kader zum Duell mit St. Pauli schon ein erster Erfolg.