Michael Liendl: Ein Freistoßtor zum perfekten Glück
Michael Liendl wartet noch immer auf ein Standard-Tor. Zum Nationalteam reist er nicht mehr nach.
Düsseldorf. Diese Extraeinheit lag Michael Liendl am Herzen. Mit seinem kleinen Sohn kickte der Mittelfeldspieler der Fortuna spontan mit dem Plastikball — die Familie hatte den Berufsfußballer Freitagmittag von der Arbeit abgeholt. So eine Länderspielpause eigne sich eben bestens dafür, Zeit mit Frau und Sohn zu verbringen, sagte der 28-Jährige. „Wir sind ja sonst relativ viel unterwegs.“ Zumal er in diesen Tagen nicht weiß, ob er am nächsten Morgen vielleicht ins Flugzeug steigen muss, um zum österreichischen Nationalteam zu fliegen. Teamchef Marcel Koller hatte den Düsseldorfer „auf Abruf“ nominiert.
Österreich hat den ersten Teil der Länderspielpause schon hinter sich. In der Qualifikationsgruppe G zur Europameisterschaft 2016 gab es ein 2:1 in Moldawien. Am Sonntag geht es gegen Montenegro. Michael Liendl richtet sich auf einen Fernsehabend mit seinem Sohn ein: „Es sieht nicht danach aus, als ob ich angerufen werde. Keiner auf meiner Position ist verletzt, auch keiner gesperrt.“
Somit dürfen sich neben der Familie auch die FortunaFans und Verantwortlichen des TSV Urdenbach freuen, weil sie am Sonntag auch diesen Fortunen im Testspiel (siehe Kasten rechts) erleben dürfen. Ob Liendl mitmischen kann auf dem Platz, ist allerdings offen. Am Freitag drehte er mit Christian Weber und Andreas Lambertz einige schonende Runden um den Trainingsplatz, während die Kollegen nach einer Radtour noch Gymnastik machten. Michael Liendl will nach leichten Adduktorenproblemen am Samstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Es galt insgesamt, die Muskeln und Knochen nach dem Testspiel tags zuvor gegen Twente Enschede (0:1) wieder locker zu machen. Da war der anschließende Autogramm-Parcours am Freitag noch die anspruchsvollste Übung — die Ferien nutzen traditionell viele junge Fans zum Trainingsbesuch.
Man darf es in diesen Tagen schon mal lockerer angehen, findet Michael Liendl auch angesichts der jüngsten Erfolgsgeschichte. „Wir wollten im oberen Drittel dabei sein, das hat jetzt geklappt, und dann sind wir wohl auch eine gute Mannschaft.“ Sechs Ligaspiele ohne Niederlage sprechen für sich. Nach der Länderspielpause wollen Liendl und Co. den guten Lauf gegen St. Pauli (20. Oktober) fortsetzen: „Wir wissen, was wir können, dass wir gut sind und jeden schlagen können.“
Etwas fehlt Michael Liendl aber noch zu seinem Glück, und Manager Helmut Schulte hatte es kürzlich schon einmal angemahnt: ein Freistoßtor. „Ich weiß, dass ich es kann. Auch wenn es momentan nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle. Aber noch ein bisschen mehr trainieren, dann wird schon noch einer reinfallen.“