Fortunas Misere ist die des Trainers Norbert Meier
Warum für Düsseldorf am Montagabend gegen den VfL Bochum so viel auf dem Spiel steht.
Düsseldorf. Die Fortuna hat in Düsseldorf schon viele stürmische Zeiten erlebt. Aber selten traf sie eine Krise so unvorbereitet wie gerade jetzt, nach einer so erfolgreichen ersten Zweitliga-Saison nach dem Aufstieg. Ausschließlich Niederlagen in den ersten sechs Pflichtspielen dieser Saison - die viel beschworene Ruhe und die Euphorie in Düsseldorf sind dahin.
Als sich Fortuna-Trainer Norbert Meier nach der 0:3-Niederlage am Mittwoch beim Tabellenletzten in Ingolstadt enttäuscht über einige seiner Spieler äußerte, wurde deutlich, wie tief der Karren im Dreck steckt. Das Dilemma: Fortuna kann sich weder einen Trainerwechsel noch einen Abstieg leisten.
Und doch trauen alle Beteiligten gerade Meier zu, dass er die Fortuna wieder in die Spur bringt. Die Fans haben ein feines Gespür: Sie verspotteten zwar die Mannschaft mit deftigen Schmähgesängen, "Trainer-Raus"-Rufe erschallten jedoch keine. Doch braucht Meier so dringend wie nie ein Erfolgserlebnis: Am Montagabend kommt ausgerechnet Bundesliga-Absteiger VfL Bochum in die Arena (20.15 Uhr), 22 000 Zuschauer sollen nur kommen, Düsseldorf kriselt, das Publikum wird skeptisch. "Das Wort heißt Vertrauen, ich werde nicht fünf oder sechs neue Leute bringen", sagt Fortunas Trainer. "Es geht um die Ehre und die Herausforderung, diese Situation als Team zu meistern."
Eine erneute Niederlage würde freilich nicht das Ende für den Trainer bei der Fortuna bedeuten, mit dem der sportliche und wirtschaftliche Aufstieg so eng verknüpft sind. Allerdings wäre die Lage noch bedrohlicher - und die Auswärtsaufgabe beim heimstarken VfL Osnabrück würde ein Ende der Leidenszeit nicht wahrscheinlicher machen.
Treueschwüre in Krisenzeiten sind meist das erste Anzeichen, dass nicht allein über eine Trennung vom Trainer nachgedacht wird, sondern es auch schon Überlegungen für die Zeit danach gibt. Doch arbeitslose Trainer wie Rudi Bommer, Ralf Loose oder Jörn Andersen, die Beobachter der beiden letzten Fortuna-Pleiten waren, sind keineswegs vom Verein auf den Plan gerufen worden. Der Klub wird so lange wie möglich an Meier festhalten. Und doch gilt es irgendwann, das Projekt Fortuna, mit dem es in den vergangenen drei Jahren nur nach vorne ging, nicht zu gefährden. "Ich kümmere mich nicht um Dinge, die ich nicht beeinflussen kann", sagte Meier zu den Treuebekenntnissen der Führung.
Gelingen die Wende und der Klassenerhalt nicht, ist der Fußball-Standort Düsseldorf gefährdet. Meier hofft, dass seine Mannschaft nach einem kurzfristig einberufenen Trainingslager in Goch Willen, Leidenschaft und Kampfkraft mitbringt, um ein Licht am Ende des Tunnels zu entzünden. Die Spieler stehen ohnehin in der Pflicht, ihren Trainer nicht im Regen stehen zu lassen. Denn Meier hat den größten Anteil daran, dass sie sich noch vor vier Monaten im Erfolg sonnen konnten.