Fortunas Vorstandsvorsitzender Peter Frymuth: "Wir müssen Geduld haben"
An der Last des Abstiegs haben Mannschaft und Verein noch zu kauen. Selbstvertrauen und Teamgeist müssen jetzt her.
Düsseldorf. Peter Frymuth (56) ärgert sich darüber, dass in Düsseldorf ein zu großes Anspruchsdenken herrscht. Der Vorstandsvorsitzende der Fortuna erklärt in unserem Interview, warum der Start in die Zweitliga-Saison keine glanzvolle Erfolgsgeschichte sein kann.
Herr Frymuth, wie haben Sie den 1:0-Sieg gegen den VfL Bochum am Sonntag aufgenommen?
Peter Frymuth: Ich war sehr erleichtert. Im Spiel war es eher eine größere Anspannung, denn unsere Mannschaft hat sich das Leben selbst schwergemacht. Insgesamt habe ich jetzt nach dem fünften Spieltag gemischte Gefühle. Deshalb sollte man auch diesen Erfolg nun nicht zu hoch hängen.
Warum läuft es nicht so, wie es sich vielleicht viele Fans wünschen?
Frymuth: Ich sehe das ganz nüchtern. In den vergangenen Monaten und auch zum Schluss der Bundesliga-Saison sind der Mannschaft elementare Eigenschaften verloren gegangen, die sie sich jetzt erst wieder erarbeiten muss. Es funktioniert nicht so einfach, dass der erste Spieltag startet und alles läuft eine Liga tiefer wieder perfekt. Wer gedacht hätte, dass alles so läuft wie bei Frankfurt oder Hertha BSC, der wäre einer Fehleinschätzung unterlegen.
Welche Eigenschaften sind das?
Frymuth: Das Selbstvertrauen ist auf der Strecke geblieben, da muss man sich nur an das Spiel gegen Nürnberg erinnern. Aber auch der nötige Teamgeist muss wieder aufgebaut werden, da noch immer zu viele Spieler mit sich selbst genug zu tun haben. Jetzt gilt es, die nächsten Schritte zu machen.
Die „brandgefährliche Stimmung“, die für Fortuna im Falle einer Niederlage gegen Bochum angeblich geherrscht hätte, haben Sie nicht befürchtet?
Frymuth: Wenn ich so einen Schwachsinn lese, dann scheinen einige Leute in den vergangenen sechs bis sieben Jahren in dieser Stadt nichts gelernt zu haben. Das ist absurd überdreht. Wir gehen in die nächste Aufbauphase des Vereins und der Mannschaft. Damit will ich die Situation nicht schönreden, aber man muss nur ein paar Jahre zurückdenken.
Aber das Spiel in Berlin hat Ihnen sicherlich nicht gefallen, oder?
Frymuth: Wäre das Pokal-Aus in Wiedenbrück nicht gewesen, hätte man Berlin als den Ausrutscher zu Beginn einer Saison werten können. So aber hat es die Mannschaft zumindest emotional zurückgeworfen.
Und was passiert jetzt?
Frymuth: Wir müssen Geduld beweisen und uns noch sorgsamer auf die 2. Bundesliga einstellen. Es läuft jedenfalls nicht alles automatisch wieder in Richtung Bundesliga. Und die Fans haben am Sonntag vorgemacht, dass sie die augenblickliche Schwäche der Mannschaft akzeptieren und ein riesiger Rückhalt auf dem Weg nach oben sein können. Und es wäre sehr hilfreich, — der Trainer erwähnt es gar nicht — wenn wichtige Spieler, wie Martin Latka, Stelios Malezas, Heinrich Schmidtgal, Axel Bellinghausen und Charlison Benschop nicht verletzt ausfallen würden. Damit will ich diejenigen, die eingesprungen sind, allerdings nicht schlecht reden. Sie sind nicht dafür verantwortlich, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Die Erfahrenen müssen vorangehen.
Wenn man Sie fragt, wie die kommenden Wochen für die Fortuna laufen — was antworten Sie?
Frymuth: Wir verfügen sicherlich über die Perspektive und das Potenzial. Nur die Qualität passt noch nicht. Ich bin überzeugt davon, dass die Mannschaft immer stabiler auftreten wird. Wir werden deutlich besser mit der 2. Liga klarkommen, vor allem dann, wenn wir wieder alle Spieler zur Verfügung haben werden. Wir müssen schauen, dass sich die Mannschaft für ihre Arbeit auch angemessen belohnt.