Fortuna nach Pokal-Aus im Schockzustand Alles schon mal dagewesen

Düsseldorf · Blamagen wie die beim Pokal-Aus in Völklingen gibt es bei Fortuna immer wieder. Entscheidend ist der Umgang damit.

 Hängende Köpfe — wie bei Kevin Stöger — gab es bei der Fortuna in dieser Woche zahlreich. Das soll und muss sich bereits in Mainz wieder ändern.

Hängende Köpfe — wie bei Kevin Stöger — gab es bei der Fortuna in dieser Woche zahlreich. Das soll und muss sich bereits in Mainz wieder ändern.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Die Signale waren unübersehbar: So ein 3:3 nach 3:0 gegen eine schwer angeschlagene Hertha aus Berlin kommt ja nicht von ungefähr. Das sollte vier Tage später noch Warnung genug sein. Doch unabhängig davon, welcher Spieler, Trainer oder Funktionär in 120 Jahren Vereinsgeschichte das rot-weiße Wappen auf der Brust oder am Revers trug — Fortuna Düsseldorf wäre nicht Fortuna Düsseldorf, wenn es nicht doch wieder passiert wäre. Schon wieder. Die nächste große Chance blieb ungenutzt.

Diesmal ging es um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Etwas, das es zuletzt 1996 gegeben hatte. Jeder Fan oder als Angestellter gar beruflich mit dem Fußball-Bundesligisten Verbundene mag am späten Dienstagabend aus unterschiedlichen Gründen in die sprichwörtliche — oder echte — Tischkante gebissen haben. Ob der vertanen sportlichen Chance, der versäumten Zusatzeinnahmen oder weil sich die Fortuna national einmal mehr aufs heftigste blamiert hatte.

Was das Ausscheiden im Pokal-Viertelfinale beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken mit Blick auf den Abstiegskampf in der Bundesliga mit der Mannschaft von Trainer Uwe Rösler macht? Darüber werden erst die kommenden Wochen Aufschluss geben. Ein erstes Indiz ist fraglos das Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 am Sonntag (18 Uhr). Wie gelingt der Übergang zur Tagesordnung? Und welche bleibenden Schäden hat die Dienstreise nach Völklingen angerichtet?

Zu sagen, dass das Aus den entscheidenden Knacks in der Liga verursacht hat und es am Saisonende definitiv eine sportliche Etage nach unten gehen wird, ist ebenso blauäugig und voreilig, wie nach der Viertelfinal-Auslosung bereits Hotelzimmer für das Endspiel in Berlin zu reservieren. Das 3:3 gegen Hertha und das 7:8 nach Elfmeterschießen beim Tabellenführer der Regionalliga Südwest haben in einer komplizierten, weil von vielen Nebenschauplätzen dominierten Spielzeit aber zweifellos altbekannte Fragen aufgeworfen.

Durchhalteparolen und Schockzustand

Dass die vom im Sommer scheidenden Sportvorstand Lutz Pfannenstiel geholten Zugänge nur zu einem geringen Prozentsatz die erhoffte Qualität mitgebracht haben, war im bisherigen Saisonverlauf zur Genüge erkennbar. Stimmen, die eine vorzeitige Trennung vom 46-Jährigen fordern, gab es bereits vor dem Hertha-Spiel. Nun haben diese neue Nahrung erhalten. Ebenso wie die Friedhelm-Funkel-Befürworter, die den aus sportlichen Gründen nachvollziehbaren Rausschmiss des beliebten Aufstiegstrainers bis heute kritisieren. Ob der in der längst überladenen Fußball-Medien-Landschaft zuletzt beinahe omnipräsente Neusser die aktuelle Lage bei seinem ehemaligen Arbeitgeber mit einer wie auch immer gearteten „An-mir-lag-es-wohl-doch-nicht-Einstellung“ verfolgt, ist nicht überliefert. Und selbst wenn dem so wäre, würde Funkel es unter keinen Umständen preisgeben. Es wäre nicht sein Stil.

Dessen Nachfolger Uwe Rösler angesichts des Status quo nun zur „ärmsten Sau“ zu machen, weil die Mannschaft in der Verlängerung konditionell abbaute oder generell nicht ideal zusammengestellt ist, wäre auch falsch. Der Trainer hat ebenso wie die Spieler seinen Anteil an den Ärgernissen der zurückliegenden Tage.

Dass die Beteiligten in Rot und Weiß nun zu Durchhalteparolen greifen, ist ein im Fußball typischer Reflex. „Wir sind noch nicht tot und müssen das schnell abhaken“, sagte Pfannenstiel nach dem Pokal-Desaster. Der erste Teil stimmt, der zweite funktionierte schon nach dem Hertha-Spiel nicht richtig. Öffentliche Schuldzuweisungen wären in dieser Phase selbstverständlich kontraproduktiv. Fortuna muss den Schockzustand schnellstmöglich beenden. Nach Möglichkeit vor der Fahrt nach Mainz. Wer sagt, nach den Spielen gegen Berlin und Saarbrücken gibt es wenig Ermutigendes mit Blick auf den Klassenerhalt, der vergisst eins: Fortuna kann auch anders. Auch das war schon immer so. Eine Wende zum Guten — auch in kürzester Zeit — darf bei diesem Klub nie ausgeschlossen werden.