Fortuna Düsseldorf „Ich will eine konkurrenzfähige Mannschaft“

Friedhelm Funkel wird sich nicht zurücklehnen können, um die EM zu genießen. „Noch ist zu viel zu tun“, sagt Fortunas Trainer.

Fortuna Düsseldorf: „Ich will eine konkurrenzfähige Mannschaft“
Foto: Wolff

Düsseldorf. Der erste neue Spieler hat bei der Fortuna unterschrieben. Jerome Kiesewetter vom VfB Stuttgart hat einen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten. In unserem Interview bestätigt Friedhelm Funkel, dass das bis zum Trainingsbeginn am 27. Juni nicht die letzte Verpflichtung sein wird.

Herr Funkel, die Europameistschaft hat begonnen. Gibt es eine Chance, auch vielleicht einen Spieler zu verpflichten, auf den sie dort aufmerksam werden?

Friedhelm Funkel: Unmöglich ist das nicht. Aber wenn ein Spieler uns auffällt, sind wir bestimmt nicht die Einzigen, die das so sehen. Und dann wird es mehr als schwierig, an solche Spieler heranzukommen.

Die Fans und auch die Medien sind ungeduldig geworden, was die Verpflichtung neuer Spieler angeht. Wie sieht bei Ihnen aus?

Funkel: Ich bin völlig gelassen. Bis zum Trainingsstart am 27. Juni werden wir außer Jerome Kiesewetter weitere Spieler vorgestellt haben. Wir haben viele vorbereitende Gespräche geführt und sind auf einem guten Weg. Jedenfalls lassen wir uns nicht von außen treiben. Sie können sich vorstellen, dass ich gerne mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft antreten möchte. Wir werden die eine oder andere Position aber noch bewusst offen lassen, damit wir reagieren können, wenn sich in der Bundesliga nach den ersten Trainingswochen etwas ergibt. Damit wir dann kurzfristig noch zuschlagen können.

Wie sehen Sie den ersten Neuen Jerome Kiesewetter?

Funkel: Mit seiner Dynamik und seiner Schnelligkeit wird Jerome Kiesewetter eine Bereicherung für unsere Offensivabteilung sein. Es ist kein Zufall, dass er schon in jungen Jahren erste Einsätze im Bundesliga-Team des VfB und in der amerikanischen Nationalmannschaft verbuchen konnte. Wir werden alles daran setzen, seine unbestrittenen Qualitäten weiter zu fördern.

Ist es für Sie besonders schwierig, Spielern sagen zu müssen, dass sie nicht mehr gebraucht werden?

Funkel: Das gehört zwar dazu, aber es nicht wirklich so einfach. Ich kann die Spieler gut verstehen und ihre Gefühle nachvollziehen, weil ich so etwas auch am eigenen Leib erfahren habe. Im Alter von 29 Jahren habe ich in Kaiserslautern erfahren, dass nicht mehr mit mir geplant wird. Das war ein Schock für mich. Es gab dann eine Trotzreaktion von mir, und ich habe bis ins 37. Lebensjahr Profifußball gespielt.

Aber Sie stehen in dem Ruf, den Spielern gegenüber mit offenen Karten zu spielen . . .

Funkel: Natürlich ist das bei dem einen Spieler leichter als bei dem anderen. Deshalb ist die offene und klare Art immer die beste. Aber es liegt an jedem Einzelnen, wie selbstbewusst er eine solche Situation für sich zur Weiterentwicklung nutzt.

Eigentlich hatten Sie ja jetzt einen Urlaub geplant. Können Sie jetzt komplett abschalten?

Funkel: Nein, aber das will ich auch gar nicht. Schließlich gibt es noch sehr viel zu tun.

Aber Zeit, um die Europameisterschaft zu verfolgen haben sie schon noch, oder?

Funkel: Ich freue mich auf die EM und werde besonders die Spiele der deutschen Mannschaft verfolgen.

Und wer gewinnt?

Funkel: Der Favoritenkreis ist für mich eindeutig. Denn kein kleines Team wird sich bis ins Halbfinale spielen können. Frankreich ist der Favorit. Man muss nur abwarten, ob die Mannschaft mit dem Druck als Gastgeber klar kommt. Nahezu auf der gleichen Höhe sehe ich die deutsche Mannschaft. Zum ersten Mal seit langer Zeit zähle ich auch das englische Team zu den Topfavoriten. Diesmal können die Engländer es packen. Spanien ist das vierte Team in diesem illustren Kreis, wozu ich die Belgier übrigens nicht zähle.

Glauben Sie, dass es taktische Neuerungen oder Überraschungen bei der EM geben wird?

Funkel: Das war bei der WM so mit einer Renaissance der Dreierkette. Daran glaube ich diesmal nicht, weil ohnehin fast alle Mannschaft sehr variabel spielen können.

Sind Sie selbst bei einem oder mehreren Spielen dabei, oder fürchten Sie um die Sicherheit bei dem Turnier?

Funkel: Nein, ich bin da völlig angstfrei. Überall kann etwas passieren, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Aber in Frankreich wurden alle Vorkehrungen zur Sicherheit getroffen, so dass ich davon ausgehe, dass nichts passieren wird. Ich selbst fahre nicht nach Frankreich, dafür fangen wir bei Fortuna auch zu früh wieder mit dem Training an.