Jörg Albertz: „Lasse Fortuna nicht im Stich“
Mittelfeld-Routinier Jörg Albertz spricht über die aktuelle sportliche Krise und seine persönliche Zukunft bei den Flingernern.
Düsseldorf. Jörg Albertz kam zur Fortuna zurück mit einem Ziel: Er wollte seinem Ex-Verein helfen, in der Fußball-Regionalliga eine gute Rolle zu spielen. Das gelang dem Ex-Nationalspieler im ersten Jahr kaum. Anfang dieser Saison lief es deutlich besser, "Ali" überzeugte mit technischen Fähigkeiten und seinen "Hammer"-Freistößen. Seit einigen Wochen läuft gar nichts mehr. Vor dem Spiel des Drittligisten am Samstag in der Arena gegen den SV Wilhelmshaven (14 Uhr) sprachen wir mit Jörg Albertz. Herr Albertz, nach dem 0:2 gegen Hertha II sind Sie von einigen Fans als "Söldner", "Penner" und mit schlimmeren Worten beleidigt worden. Daraufhin erklärten Sie Ihren Abschied nach der Saison. Bleibt es dabei?Albertz: Ob Schluss ist oder nicht, weiß ich noch nicht. In der Situation war alles sehr angespannt. Da habe ich gemeint, dass ich mir so etwas in der kommenden Saison definitiv nicht mehr antun will. Das habe ich aus dem Bauch heraus gesagt. Nahe gegangen sind Ihnen die Anfeindungen aber dennoch, oder?Albertz: Natürlich, das geht nicht spurlos an einem vorbei. Kritik ist absolut berechtigt nach unserer Leistung. Das war absoluter Mist, das haben wir selbst verbockt. Aber es kommt darauf an, wie es rüberkommt. Verlieren Sie dabei den Spaß am Fußball?Albertz: Ja, wenn man mich so beschimpft, nimmt man mir den Spaß am Job. Klar ist, dass ich selbst nicht zufrieden bin mit mir. Da bin ich genauso sauer drüber wie die Fans. Haben Sie die Lust verloren oder warum kommen Sie nicht aus dem Leistungsloch?Albertz: In meiner ersten Saison hat mir die Umstellung auf den Drittliga-Fußball zu schaffen gemacht. Hier wird mehr Fußball gearbeitet. Diese Saison fing eigentlich prima an. Aber leider bin ich zurzeit auch nicht der Spieler, der die Mannschaft da rausholt. Ich möchte keinem zu nahe treten, aber irgendwie passe ich mich dem Niveau an. Das ist ärgerlich und frustrierend für mich. Wie erklären Sie sich denn diese sportliche Talfahrt der vergangenen Wochen?Albertz: Die individuellen Fehler haben es uns schwer gemacht. Das zieht sich durch die ganze Saison. Wir hatten eine Riesenchance in dieser Liga, selbst als es nicht so gut lief. Und dann kommen so Spiele wie in Dortmund, wo nicht mal Bemühen zu erkennen ist. Es ist sehr ärgerlich, dass wir ausgerechnet unsere Schwächephase zum ungünstigsten Zeitpunkt haben. Sind Sie da nicht als einer der erfahrenen Spieler gefragt?Albertz: Irgendwie fällt es auf uns Ältere wie Marcus Feinbier und mich zurück, schließlich haben wir die sprichwörtlich breiteren Schultern, um mit Kritik umzugehen. Aber es kann doch nicht nur gut laufen, wenn wir gut sind. Das steht in keinem Verhältnis. Die anderen sind genauso gefragt. Wie wollen Sie aus dem Dilemma rauskommen?Albertz: So schnell wie möglich. Wenn wir so weitermachen, rutschen wir noch in den Abstiegskampf. Wir wollen jetzt so gut wie möglich spielen und uns mit ein paar Siegen verabschieden. Ihr Vertrag läuft aus, wie geht es mit Ihnen und der Fortuna weiter?Albertz: Ich kam zurück, um zu helfen, und ich lasse die Fortuna nicht im Stich, weil sie mir am Herzen liegt. Wir hatten uns schon mal zusammengesetzt und überlegt wie mein weiterer Weg aussehen kann. Da war ich im Gespräch für den Job, den jetzt Wolf Werner macht. Mal schauen, ob wir jetzt was anderes auf vernünftige Füße stellen können.