Johannes van den Bergh: "Das ist eine ganz andere Liga"
Fortunas Linksverteidiger will aber am Samstag gegen Bayern München Spaß und mit Zählbarem nach Düsseldorf zurückkehren.
Düsseldorf. Johannes van den Bergh war nach dem 1:2 auf Schalke heftig kritisiert worden, weil er gegen Jefferson Farfan nicht gut ausgesehen hat. Eine Woche später zählte Fortunas Linksverteidiger gegen Mainz (1:1) zu den besten Spielern. Am Samstag muss der 26 Jahre alte Profi wohl gegen die Bayern-Stars Thomas Müller und Arjen Robben auf seiner Seite zeigen, wie gut er wirklich ist. Wir sprachen mit ihm.
Herr van den Bergh, ist das Spiel in München etwas ganz Besonderes für Sie?
Johannes van den Bergh: Ja das ist es. Ich hoffe, dass es dann irgendwann in den 90 Minuten auch Spaß machen wird. Im Hinspiel war es nicht so, da sind wir dem Gegner hinterhergerannt. Wir werden sicherlich auch diesmal nicht mehr Ballbesitz haben, aber die Zweikämpfe müssen wir gewinnen.
Das Spiel gegen Mainz war für Sie persönlich ein gutes Spiel. Wie beurteilen Sie das?
van den Bergh: Als Mannschaft haben wir sehr gut gespielt, uns dafür aber nicht richtig belohnt. Die Kritik aus dem Schalke-Spiel war fehl am Platz. Sie kam jedenfalls nicht vom Trainer, er hat mich sogar gelobt. Ich kann diese Beurteilungen von außen aber ganz gut einordnen, ich bin ja keine 18 mehr. Die harte Kritik war also keine Extra-Motivation für mich im Spiel gegen Mainz.
Wie klappt das Zusammenspiel mit ihrem derzeit gut aufgelegten Mitspieler auf der Seite?
van den Bergh: Wenn Axel Bellinghausen gut drauf ist, hilft das natürlich bei unserem Zusammenspiel. Wir beide haben zuletzt viel Druck auf der Seite machen und einige Chancen herausspielen können. Es ist auf jeden Fall gut, wenn man sich untereinander versteht.
Wie seht Ihr die augenblickliche Tabellensituation? Oder konzentriert Ihr Euch nur auf das nächste Spiel?
van den Bergh: Das ist ein Mix aus beidem. Wenn wir sagen würden, wir schauen nicht auf die Tabelle, wäre das gelogen und nicht angebracht. Das gehört einfach dazu, auch wenn wir selbst versuchen, bestmöglich zu punkten. Das heißt aber nicht, wenn beispielsweise Augsburg gewinnt oder verliert, gehen wir in ein Spiel anders herein. Wir müssen hellwach sein, und Punkte holen wir nur, wenn wir in den Spielen nur auf uns schauen. Unverhofft kommt oft. Wer hätte gedacht, dass wir in Dortmund zu einem 1:1 kommen. Es ist in der Liga sehr, sehr eng. Viele Spiel stehen auf des Messer Schneide.
So stehen auch andere Vereine, mit denen man vielleicht da unten nicht gerechnet hätte . . .
van den Bergh: Um uns herum haben viele Mannschaften ähnlich viele Punkte. Das ist vielleicht auch ein gewisser Vorteil für uns, dass wir von Anfang an mit dem Thema Klassenerhalt beschäftigt waren und einige Konkurrenten vielleicht von anderen Dingen geträumt haben. Wenn man dann bei Konkurrenten immer wieder hört, man sei zu gut zum Absteigen, könnte es dann dort ein böses Erwachen geben.
Mit welcher Einstellung geht es in das Spiel gegen die Bayern?
van den Bergh: Diese Spiel in München muss man schon gesondert sehen. Die Mannschaft spielt ganz Europa an die Wand. Das ist eine ganz andere Liga. Wir fahren aber nicht dahin und geben das Spiel freiwillig ab. Das wird eine brutal schwere Aufgabe. Man kann sich auf dem höchsten Niveau messen. Das bringt jeden Spieler in jedem Fall weiter.
Und Wolfsburg wird leichter?
van den Bergh: Die stehen ja hinter uns. Das wird mit Sicherheit ein Spiel, das nicht leicht, aber machbar ist für uns. Auch gegen Leverkusen im Spiel danach ist auch was drin. Der Druck kann aber ganz schnell kommen, wenn die Konkurrenz punktet.
Wie wird denn der Erfolg der Fortuna in ihrem Wohnort Mönchengladbach registriert?
van den Bergh: Fortuna erfährt viel Lob und Anerkennung, auch wenn es Leute gibt, die das anders sehen. Man steht sich ja auch nicht so hasserfüllt gegenüber. Solange es sportlich bleibt, ist das ja eine gesunde Rivalität.
Der Vertrag endet im Juni, wie sieht Ihre Zukunft aus?
van den Bergh: Arbeitslos werde ich nicht. Ich gehe davon aus, dass die Gespräche bald losgehen. Dann werden wir sehen, wo es in Zukunft langgeht. Es gibt in Cristiano Ramirez jetzt erstmals seit längerer Zeit Konkurrenz auf der Linksverteidiger-Position.
Wie ordnen Sie das ein?
van den Bergh: Es ist völlig legitim, dass ein Verein versucht, alle Positionen mindestens doppelt zu besetzen. Der Bedarf war also eigentlich immer da. Er ist ein guter Junge, bei dem die Ansätze stimmen. Mehr interessiert mich nicht, ich muss mich auf meine Leistungen konzentrieren.
Zuletzt kamen die Hereingaben vermehrt und besser, wie sieht es mit dem Flankentraining aus?
van den Bergh: Der Trainer sagt, das kommt alles über die Wiederholungszahl. Dann braucht man im Spiel mal den richtigen Mut und das Glück, dass aus diesen Flanken mal ein Tor resultiert. Ich bin ruhiger geworden und weiß, woran ich noch arbeiten muss.
Wie kommen Sie mit der Systemumstellung und den weiter vorne stehenden Außenverteidigern zurecht?
van den Bergh: Wesentlich besser, ich habe andere Mannschaften so spielen sehen und geradezu danach gelechzt. Man wird anders wahrgenommen, wenn man mehr in der Offensive macht. Und vorher war der Weg in die Offensive weiter. Es hat bisher seit dem Stuttgart-Spiel gut geklappt, aber auch das System muss sich noch verfestigen. Ich kann dann aber auch nichts machen, wenn ich den Raum habe und nicht angespielt werde.
In Deutschland gibt es nicht so viele gute Linksverteidiger. Träumt man da nicht auch mal von der Nationalmannschaft?
van den Bergh: Das ist natürlich ein Traum, aber für mich zählen jetzt erst mal ganz andere Dinge.