Kein Frust im Freudenhaus

Nach dem 1:2 in Hamburg ist Düsseldorfs Ärger schnell verraucht – weil die Pleite auch positive Seiten hat.

Düsseldorf. "Fortuna, Fortuna", hallte es durch das Millerntor-Stadion. Aus dem Düsseldorfer Block, natürlich, und immer wieder auch aus den tausenden Kehlen der St.Pauli-Anhänger.

Längst war das Spiel beendet, 90 Minuten Fußball voll von Emotionen lagen hinter den Fans, da feierten die Anhänger zusammen ein sehenswertes Zweitliga-Spiel.

Norbert Meier hatte das wohl registriert, und der Düsseldorfer Trainer hatte trotz der unglücklichen 1:2-Niederlage in Hamburg Sinn für die Stimmung der Mitgereisten.

"Es war ein Fußball-Spiel, das den Fußball zum Mittelpunkt hatte", sagte Meier angesichts der Ausschreitungen zwischen Hamburgern und Hansa-Fans in Rostock Tage zuvor. "So eine Freundlichkeit wie hier wollen wir im Fußball erleben, dafür lieben wir diesen Sport", sagte Meier, der den Auftritt des Aufsteigers "genossen hat".

Aber auch verloren hat. Ein Makel, der dem Tabellenfünften bei aller Freude zu denken geben muss, weil in der Fremde zu viele Punkte unnötig hergeschenkt werden. "Die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. St.Pauli war einfach klar abgezockter", sagte passend Innenverteidiger Jens Langeneke, der im Freudenhaus der Liga beim 1:1 per Elfmeter kühlen Kopf bewahrt hatte.

Schon in Duisburg, in Fürth und in Berlin war für Düsseldorf mehr drin als die Komplimente, die die Fortuna auch in Hamburg erntete. Sie stehen konträr zur Bilanz: Vier Spiele, kein Punkt. Meier weiß um diese Schwächen, er nennt sie beim Namen, ohne zu nerven. "Wir sind hier aufgetreten wie eine Heimmannschaft", lobte er im Medienraum im Bauch der neuen Südtribüne. Um nachzusetzen: "Wir müssen den Sack früher zumachen."

Lobenswert, dass sich fast kein Düsseldorfer auf den 28-jährigen Schiedsrichter Tobias Stieler aus Oberhausen berief, der sich des Spitzenspiels als nicht würdig erwies. Während Pauli-Trainer Holger Stanislawski moserte, der Schiedsrichter habe "auf beiden Seiten unglaublich viele Fehler gemacht", ließ Meier die Schiedsrichterschelte aus, obwohl er zwei weitere Elfmeter hätte fordern können: "Damit beschäftigen wir uns nicht."

Stattdessen richtet sich der Fokus auf zwei Wochen Trainingsarbeit vor dem Heimspiel gegen Cottbus, in denen sich die Fortuna weitere Grundlagen erarbeiten kann. Denn auch von denen zehrt das Team seit Saisonbeginn.