Fortuna Düsseldorf Lambertz: Habe nicht alles verlernt

Der 30-Jährige ärgert sich, dass er bei Fortuna keine Chance mehr erhalten hat und bedankt sich bei den Fans.

Vor dem Abschied: "Lumpi" Lambertz.

Vor dem Abschied: "Lumpi" Lambertz.

Foto: Roland Weihrauch

Noch ist nicht klar, wo Andreas „Lumpi“ Lambertz in der kommenden Saison spielen wird, aber der Abschied rückt immer näher. Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Fortunas Identifikationsfigur und Urgestein zu führen.

Herr Lambertz, kommt so langsam die Abschiedsstimmung hoch?

„Lumpi“ Lambertz: Ich habe jetzt schon länger mit dem Thema abgeschlossen, und ich muss sagen die Zeit des Hin und Herr war nicht schön. Als ich mich dann mit dem Gedanken abgefunden habe, den Verein zu verlasen, war es dann okay. Nachdem ich das ganze Jahr über enttäuscht war, weil ich nicht mehr zum Zug kam, wirkt es jetzt wie eine Befreiung. Es hätte letztlich wenig Sinn gemacht.

Woran lag es genau, dass plötzlich das Vertrauen in Ihre Person weg war?

Lambertz: Was soll man machen, der Trainer stellt nun mal auf. Wenn Oliver Reck eine andere Philosophie vom Fußball hat und nicht auf diesen Spielertypen steht, musste ich das hinnehmen und akzeptieren. Er wollte offensichtlich alles spielerisch lösen. Meine Stärken in der Balleroberung und im Umschaltspiel waren eben nicht mehr gefragt. Und ich würde nicht sagen, dass ich in dieser Zeit alles verlernt habe oder alles abhanden gekommen ist.

Haben Sie beim Trainer nachgefragt und mal den Mund aufgemacht?

Lambertz: Ich habe meinen Mund gehalten, weil ich die Entscheidung so hingenommen habe. Es gab dann Verletzungen, Sperren, und es lief nicht optimal. Trotzdem kam ich nicht zum Zuge. Spätestens da habe ich festgestellt, dass die Nachfrage nach mir nicht so hoch gewesen ist. Ich bin nicht der Typ dafür, dann auch Stunk zu machen. Wenn es dann schon nicht läuft, wollte ich nach so langen Jahren nicht derjenige sein, der dann auch noch Unruhe reinbringt. Das hätte uns nicht weitergebracht.

Wie sehr freut Sie die Unterstützung der Fans. Es gibt ja sogar eine eigene Facebook-Gruppe „Lumpi muss bleiben“?

Lambertz: Das finde ich richtig klasse, dass die Leute sich so für mich eingesetzt haben. Und ich stehe auch mit ihnen in Kontakt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das so ein Ding wird.

Hat das denn nicht gereicht, um Sie doch hier zu halten?

Lambertz: Frank Kramer, der neue Trainer, hatte ja jetzt genügend Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen. Und wenn er mit mir geplant hätte, dann er hätte er sich bei gemeldet. Da er sich bedeckt gehalten hat, war das Thema durch.

Welcher Verein kann sich auf Sie freuen?

Lambertz: Es gibt Tendenzen, fix ist noch nichts. So gibt es noch nichts zu verkünden. Aber wir sind relativ weit.

Muss es denn auf jeden Fall 2. Liga sein?

Lambertz: Nicht unbedingt. Das Paket muss passen. Ich hätte auch kein Problem damit, noch etwas aufzubauen. Ich möchte mit meiner Erfahrung weiterhelfen und mich zieht es dahin, wo ich wieder mehr gefragt bin.

Sie gelten als Familienmensch, machen Frau und Kinder alles mit?

Lambertz: Für die Entscheidung ist das irrrelevant. Meine Frau hat von Beginn an gesagt, sie mache alles mit. Die Familie akzeptiert notfalls auch einen Umzug.

Sind Sie sauer auf die Fortuna, dass man Sie nicht unbedingt halten wollte?

Lambertz: Ich weiß nicht, ob man sauer auf den Verein sein kann. Ich bin maßlos enttäuscht darüber, dass ich nicht mehr die Möglichkeit hatte und keine Chance mehr bekommen habe, zu zeigen, was ich kann. Ich habe zum Beispiel am vergangenen Wochenende mit dem Trainer und dem Sportvorstand gesprochen, dass ich es nicht verstehe, zu Beginn auf der Bank zu sitzen. Ich hatte dafür keinerlei Verständnis und musste auch damit umgehen. Den Grund dafür kenne ich nicht. Dass ich einmal gegen den Willen von Taskin Aksoy nicht in der zweiten Mannschaft gespielt habe, dem ist nicht so. Er hatte damals mir die freie Entscheidung überlassen. Ich habe nein gesagt, damit nicht wieder so eine Unruhe in der Öffentlichkeit wie nach meinem Spiel mit der U 23 in Wattenscheid entsteht. Es ging nicht darum, dass ich nicht in der Regionalliga spielen wollte.

Hat Oliver Reck eigentlich mal erklärt, warum er nicht auf Sie setzen wollte?

Lambertz: Das ging Woche für Woche in der Besprechung so, dass ich nicht dabei sei. Ich habe keine Begründung bekommen und habe sie auch nicht erfragt. Es wäre schön gewesen, wenn man mit mir öfter gesprochen hätte. Dass es dann so läuft, davon bin ich nie ausgegangen. Jetzt bin ich mit dem Thema durch und habe mich lange genug aufgeregt.

Wie groß ist dann die Freude, irgendwann zurück zur Fortuna zu kommen?

Lambertz: Darüber denke ich im Moment nicht nach. Im Prinzip war davon eh immer die Rede, und eine Klausel war immer in den Verträgen. Und ich bin mit meinen vier Einsätzen von Anfang an ganz knapp an einer Option vorbeigeschrammt. Mal sehen, wie es dann sein wird.

Geht es denn mit der Fortuna in der nächsten Saison wieder aufwärts?

Lambertz: Im Augenblick kann es ja kaum schlimmer sein. Fortuna kommt nicht um einen Neuanfang herum. Die Stimmung ist ja auch nicht mehr so gut, wie sie einmal war. Unter den Fans rumort es ja auch. Fortuna muss wieder eine Einheit werden. Das bezieht sich auch auf andere Bereiche. Und das hat der Verein ja schon einmal geschafft. Die Möglichkeiten sind ja da. Im Sportlichen bleibt abzuwarten, wer da noch verpflichtet wird. Das Publikum muss wieder begeistert werden, und das klappt nicht mit „Tiki Taka“ oder Hurra-Fußball.

Wie soll es funktionieren?

Lambertz: Es gibt auf jeden Fall in der kommenden Saison die Möglichkeit, das Publikum wieder zu begeistern, indem Fortuna gut startet. Und der Verein hat etwas, worauf man aufbauen kann. In der Mannschaft stimmt es eigentlich, auch wenn du mehr Typen brauchst, wie früher Jens Langeneke oder Sascha Rösler.

Muss der Verein möglichst schnell aufsteigen?

Lambertz: Du musst zwar zunächst gar nichts, es wäre aber hilfreich. Über kurz oder lang sollte Fortuna aufsteigen. Immer wieder oben mitspielen und zu scheitern, ist auch nicht so toll.