Lorenz Günther Köstner: Mit Gefühl und Erfahrung
Lorenz Günther Köstner hat mit der Fortuna viel vor. Bevor er aber über die Ziele spricht, möchte er die Spieler kennenlernen.
Düsseldorf. Am Verhandlungstisch hatten alle teilnehmenden Parteien ein gutes Gefühl. Es passte einfach. Lorenz Günther Köstner hat die Vereinsführung überzeugt, aber auch er selbst war begeistert von der seriösen und respektvollen Art, wie die Düsseldorfen in den Gesprächen mit ihm umgegangen sind. Zudem war dem 61-Jährigen wichtig, dass nichts vorzeitig über die Gespräche nach außen drang und auch keine Vertragsdetails in die Öffentlichkeit gelangten.
Köstner hatte mehrere Anfragen, möchte aber nicht über seine weiteren Gesprächspartner sprechen. Das ist sein Stil, ehrlich und klar sollen die Dinge ablaufen, die sein Leben betreffen. Respekt und gegenseitige Wertschätzung sind Vokabeln, die Köstner gerne benutzt. Und dabei auch glaubwürdig bleibt.
Die Entscheidung für die Fortuna ist nach einer längeren Schaffenspause (frei ist er seit dem 1. Juli 2013) und einer längeren Phase des Nachdenkens gefallen. Auf Reisen mit seiner Frau haben beide festgestellt, dass ihm die Pause zwar gut tut, aber das Feuer in ihm immer noch brennt. So habe er ans Aufhören überhaupt nicht gedacht. Im Gegenteil, der Ehrgeiz und der Antrieb seien noch groß, eine Mannschaft jeden Tag ein Stück weiterzuentwickeln.
„Dazu muss ich allerdings zunächst einmal die Spieler kennenlernen“, sagt Köstner, der mit der Mannschaft sprechen möchte, bevor er sich öffentlich mit sportlichen Zielen der Fortuna auseinandersetzen will.
Er bleibt allgemein, spricht von einer Stabilisierung der Leistung, von dem Ausbau der Stärken seiner neuen Mannschaft — im Wechselspiel mit den Fans, die er für eine ganz wichtige Basis des Vereins hält. Köstner ist kein Diktator oder Tyrann und war als direkter Nachfolger von Felix Magath in Wolfsburg auch deshalb erfolgreich, weil er schnell einen Zugang zur Mannschaft gefunden hat. Das galt genauso für Stars wie Diego, aber auch für die jungen Spieler, ohne die sich die Wölfe nicht aus der damaligen Krise befreit hätten.
Da der neue Fortuna-Trainer zuletzt im süddeutschen Raum (in der Nähe von Hoffenheim) gewohnt hat, konnte er sich auch viele Spiele der 2. Bundesliga etwa in Aalen oder Sandhausen anschauen. Aber Köstner war auch Zeuge der drei letzten Fortuna-Begegnungen und hat eine „willige und „leistungsbereite Mannschaft“ gesehen.
Der 61-Jährige ist der älteste Übungsleiter im deutschen Profifußball. Für ihn selbst ist das überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, er soll sich gefreut haben, als die Verantwortlichen der Fortuna nach seiner Verpflichtung von einer perspektivischen Entscheidung gesprochen hatten. Köstner hat Visionen, die er gerne mit seinem neuen Verein umsetzen möchte. Sein Aufstieg als Trainer mit Unterhaching im Jahr 1999 in die Fußball-Bundesliga kam überraschend. Gegen positive Überraschungen haben auch hier die Fans wenig.
Die Entscheidung für den neuen Trainer ist unter den Anhängern überwiegend als gute Entscheidung kommentiert worden. Zwar hat auch Köstner eine Gladbacher Vergangenheit (er spielte von 1973 bis 1975 am Bökelberg), doch eher wurde Köstner durch seine Tätigkeit im süddeutschen Raum geprägt. Er trainierte außer in Hoffenheim auch in Hof, Reutlingen, Freiburg, Kassel, Karlsruhe, in Stuttgart (Co-Trainer) und bei den Stuttgarter Kickers. Interessant sei aber auch die jeweils „zu kurze Zeit“ bei Rot Weiß Essen und dem 1. FC Köln gewesen. Inzwischen weiß Köstner aber, dass dies Vereine sind, auf die die Düsseldorfer als sportliche Konkurrenten nicht so gut zu sprechen sind — rein vom Gefühl her.