Nach Fortuna-Coup: Feiern verboten! - Berlin geschockt

Berlin (dpa) - Alle Düsseldorfer wehrten sich mit Händen und Füßen gegen den Begriff Vorentscheidung. Nach dem 2:1 der Fortuna im Relegationshinspiel bei Hertha BSC wurde vor allem Trainer Norbert Meier nicht müde zu betonen: „Heute ist keine Entscheidung gefallen.

Wir haben noch nichts gewonnen.“

Ein Blick in die Gesichter der Spieler beider Teams ließ einen anderen Schluss zu: Während sich die Gäste euphorisiert den Journalisten präsentierten, schlichen die Berliner wort- und fassungslos in die Kabine. „Wir geben noch nicht auf“, sagte Hertha-Coach Otto Rehhagel zwar später. Er klang er aber nicht wie jemand, der noch an den Bundesliga-Verbleib glaubt.

Dabei schien selbst Meier seinem ehemaligen Lehrmeister aus Bremer Zeiten Mut zuzusprechen: „Letztlich werden noch einmal 90 Minuten oder sogar mehr auf uns zukommen.“ So lange sind die Kicker aus dem Rheinland noch von der Rückkehr in die deutsche Eliteliga nach 15 Jahren Wartezeit entfernt. Den Fans könne er die Feier nicht verbieten, wohl aber seinen Spielern, betonte Meier. „Die Mannschaft muss noch einmal ganz konzentriert sein.“

Angesichts der historischen Chance schafften es nicht alle angereisten Düsseldorfer, „den Ball flach zu halten“, wie der 1:1-Torschütze Thomas Bröker vor dem Rückspiel am nächsten Dienstag (20.30 Uhr) forderte. Seine Offensivkollegen klangen forscher. Ken Ilsö sprach von einer „perfekten Ausgangsposition“, für Sascha Rösler ist der in Berlin herausgespielte Vorsprung „überragend“.

Dass die Fortuna aber erstmal in Rückstand geraten musste, um sich nach der Pause die Kontrolle über das Spiel zu erkämpfen, werteten einige als symptomatisch für die zurückliegenden Wochen. „Dass wir nach einem Rückschlag wiederkommen, zeichnet uns schon die ganze Saison aus“, betonte Bröker. Sein Treffer in der 64. Minute nach sehenswertem Solo und haarsträubendem Berliner Abwehrverhalten hatte die Wende in dem Spiel eingeleitet. „Eigentlich wollte ich quer spielen“, berichtete der 27-Jährige, „aber da war keiner da“.

Der Düsseldorfer Jubel nach den beiden Treffern - den zweiten besorgte Berlins Angreifer Adrian Ramos per Eigentor (71.) - war schon fast erstligareif. Nur nach dem Schlusspfiff beließen es die Kicker in rot und weiß bei kurzen Umarmungen und Abklatschen. Aus gutem Grund mahnte Adam Bodzek: „Wenn wir glauben, dass wir schon durch sind, sind wir auf der falschen Fährte.“

Ob sich der frühere Erfolgscoach Rehhagel spätestens nach diesem Tiefschlag im falschen Film wähnt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Dass der Altmeister mit seinem zweiten Abenteuer in Berlin aber schon frühzeitig abgeschlossen hat, darf vermutet werden. „Nächste Woche Dienstag nach dem Spiel ist es für mich zu Ende und dann fahr' ich in den Urlaub“, verkündete Rehhagel auf dem Podium der Pressekonferenz - Manager Michael Preetz, der den Trainer in größter Not an die Spree gelockt hatte, entglitten kurz die Gesichtszüge.

Von den Spielern wollte sich nur Kapitän Lewan Kobiaschwili äußern. Und er übte sich in Zweckoptimismus. „Wir sind in dieser Saison und besonders in der Rückrunde schon oft auf den Boden gefallen“, meinte der Georgier. Kobiaschwili hatte nach dem Führungstor von Roman Hubnik (19.) zu den besten Berliner gehört. „Wir sind immer wieder aufgestanden und haben das Minimalziel erreicht. Jetzt sind wir wieder in der Situation. Wir sind am Boden, aber es steht noch ein Spiel aus und das gibt uns Hoffnung.“