Netzer-Agentur macht Fortuna ein Angebot
Der Fußball-Zweitligist will einen berechenbaren Weg in die Zukunft.
Düsseldorf. Seinen Urlaub auf Mallorca hatte sich Fortuna Düsseldorfs Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Kall ganz anders vorgestellt: Statt mit seiner Familie Sonne, Strand und Meer zu genießen, musste Kall sich Anfragen aus der Heimat stellen.
Der Fortuna liegt ein Angebot des Schweizer Vermarkters Infront vor, dort hat Günter Netzer Sitz und Stimme im Verwaltungsrat. Ein Sprecher von Infront bestätigte unserer Zeitung gestern dieses Angebot. Dirk Kall wollte einen Abschluss aber noch nicht bestätigen. Vermarkter Sportfive war dagegen nie ein Thema.
Hans Schwarz, ehemals Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse, wollte mit einer Gruppe aus der Düsseldorfer Wirtschaft bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 25. August die drei offenen der neun Aufsichtsrats-Posten des Fußball-Zweitligisten übernehmen, präsentierte als Antrittsgeschenk einen bereits verhandelten Vertrag mit Vermarkter Sportfive, der eine Anschubfinanzierung "in Millionenhöhe" garantieren sollte. Der Deal ist aber nur eine Luftnummer, weil Vorstand und Aufsichtsrat gar nicht mit Sportfive zusammenarbeiten wollen.
Dirk Kall und seine Mitstreiter im Aufsichtsrat hatten bereits am vergangenen Montag von dem Schwarz-Vorhaben erfahren. "Allerdings sind wir auch nicht untätig, um den Verein zu professionalisieren und haben ebenfalls mit Vermarktern Kontakt aufgenommen", sagte Kall gestern. Auch mit Sportfive.
Der Aufsichtsratschef lehnt aber zum einen eine zehnjährige Abhängigkeit ab ("höchstens fünf Jahre") und findet es andererseits "nicht in Ordnung", dass die Schwarz-Gruppe ohne Auftrag der Fortuna parallel verhandelt habe. "Ich möchte den Mitgliedern nicht eine zehnjährige Bindung antun, nur weil jemand mit vermeintlichen Millionen winkt." Vorstand und Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten schwebt vor, die Vermarkter-Bindung ein Jahr zu testen, um dann nachverhandeln zu können.
Vermarkter Sportfive, der auch Hertha BSC und Hannover 96 unter Vertrag hat, wollte sich für zehn Jahre binden und von den Sponsoring-Abschlüssen mit 20 Prozent profitieren. Offenbar ging es aber nur darum, eine Opposition in Wahlkampf-Stellung für die außerordentliche Versammlung im August zu bringen.
Bei der Jahreshauptversammlung im April war Aufsichtsratschef Reinhold Ernst überraschend zurückgetreten, die turnusmäßigen Wahlen vertagt worden. Ein Insider der Szene fühlte sich vom Sportfive-Angebot an die Sportwelt-Kölmel-Geschichte erinnert und warnte: "Sportfive verpfändet man sich mit Haut und Haaren, und den Erfolg können die auch nicht garantieren."