Pinto verpasst sich selbst einen Maulkorb
Der Routinier war in Nürnberg einer der besten. Trainer Reck adelten ihn sogar als „General“. Doch drüber reden will er nicht.
Düsseldorf. Warum ist dieser Sergio Pinto eigentlich so grimmig? Nicht etwa nur auf dem Fußballplatz, denn da gehört eine gewisse Aggressivität zu seinem Spiel. Das hat er bei seiner Begrüßung im Fortuna-Kreis angekündigt, das hat er seitdem eingehalten, zuletzt bewiesen mit seiner starken kämpferischen Leistung beim 1. FC Nürnberg am vergangenen Montag (2:0). Das erste Tor mit einer klugen Spielverlagerung eingeleitet, das zweite durch entschlossenes Nachsetzen provoziert und schließlich selbst vollendet.
Warum schimpfte der gebürtige Portugiese aber Minuten nach diesem Triumph in Nürnberg neben dem Platz erst in die TV-Mikrofone, bemühte sogar Verschwörungstheorien: Von außen sei versucht worden, „Unruhe“ bei der Fortuna zu schüren. Er selbst habe die Kritik „genossen und mit Humor genommen“, fügte er fast zynisch hinzu. Erst anschließend analysierte der Routinier die Begegnung, die gelungene Umsetzung des taktischen Vorhabens und die spielerische Dominanz seines Teams beim Bundesliga-Absteiger.
Zudem adelte ihn sein Trainer Oliver Reck, machte ihn zum „General“ des Fortunaspiels: „Sergio kann den Unterschied ausmachen, die Lücke zwischen Defensive und Offensive schließen, nach vorne effektiv sein. Er weiß, wie das funktioniert“, sagte Reck.
So hätte der Mittelfeldspieler auch zum Start der Vorbereitung auf das Sonntagsspiel des Zweitligisten gegen den FC Heidenheim (13.30 Uhr, Arena) am Mittwochvormittag allen Grund gehabt, eher über seinen Anteil am neuen Fortuna-Schwung zu sprechen als grimmig zu sein. Doch der 33-Jährige zog es vor, zu schweigen, wie schon seit einigen Wochen. Pinto-Bekannte vermuten, dass ihn vereinzelte Kritik in den Medien zu persönlich getroffen habe. Wobei der Familienvater und gestandene Bundesligaprofi mit beiden Beinen im Leben steht und eigentlich gar nicht der Typ für eine pauschale Verurteilung zu sein scheint.
Und den Spaß hat Sergio Pinto längst wiedergewonnen, wie sich am Mittwoch zeigte. Erst bei einer entspannten Radtour am Rhein, dann beim Beachvolleyballturnier im Dreierteam mit den beiden Österreichern Michael Liendl und Christian Gartner.
Ob sein Mittelfeld-Team oder die Abwehrriesen Adam Bodzek, Jonathan Tah und Bruno Soares gewinnen konnten, war nicht zweifelsfrei herauszubekommen. „Das war doch Betrug. Die Drei waren doch jeder drei Meter groß“, sagte Pintos Mitspieler Michael Liendl nicht ganz ernst gemeint.
Es wurde viel gelacht am Mittwoch im Spätsommer-Sonnenschein. Und womöglich ist dieser Sergio Pinto auch gar nicht so grimmig, wie er sich in den vergangenen Wochen gegeben hat. Denn für die Fans am Trainingsplatz hat der zweifache Vater immer einen Moment Zeit. Für ein offenes Wort, ein Autogramm oder gemeinsame Fotos. Vielleicht spricht er dann bald auch wieder über Fußball öffentlich. Denn nicht nur das Spiel auf dem Platz, auch das Reden ist nicht zuletzt sein Job — und für den wird er recht ordentlich bezahlt.