Pokalhit fast ausverkauft: Ist Fortunas Vorverkauf gerecht?
Es geht wohl keine Karte in den freien Verkauf.
Düsseldorf. Am Montag wird Fortuna Düsseldorf wohl melden: Das Pokal-Achtelfinale gegen den Borussia Dortmund am 20. Dezember ist ausverkauft. „Alles andere würde mich überraschen“, sagt Fortunas Vorstandsmitglied Sven Mühlenbeck. Gestern Abend waren nach drei Tagen Ansturm auf die Geschäftsstelle nur noch 2000 Karten übrig. Und noch haben nicht alle Berechtigten ihr Vorkaufsrecht genutzt. Damit steht so gut wie fest, dass keine Karte für den Pokal-Kracher in den freien Verkauf geht, der am 13. Dezember starten sollte. Ein Dauerkarteninhaber und Mitglied konnte maximal fünf Karten erwerben. 5500 Karten gingen nach Dortmund, der Rest an Verbände und Sponsoren.
Hunderte von Anrufen. Von der Ex-Freundin von vor zehn Jahren bis zu längst vergessenen Wegbegleitern, die plötzlich wieder gute Kumpels sein wollen: Das haben Fortunas Verantwortliche, aber auch einfache Mitglieder und Dauerkarteninhaber in den vergangenen Tagen erlebt. Und die Frage nach dem kurzen Gespräch war immer dieselbe: „Kannst du mir Karten besorgen?“
Konnten die meisten nicht — und das ist auch gut so. Das Vorkaufsrecht für Fortuna-Mitglieder und Dauerkarteninhaber ist mehr als gerecht. Es ist der verdiente Lohn für die Fans, die mit dem Klub auch durch die dunklen Zeiten der Viert- und Drittklassigkeit gegangen sind. Der Pokalabend gegen Dortmund gehört ihnen und nicht denjenigen, die gerade erst auf die rot-weiße Euphorie-Welle aufgesprungen sind. Dass ein Mitglied, das auch eine Dauerkarte hat, bis zu fünf Karten kaufen konnte, ist ebenfalls kein Fehler. Denn der Großteil dieser Karten landet bei Familienmitgliedern und Freunden, die Bezug zur Fortuna haben — und nicht auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen.
Dass es keine Karten mehr im freien Verkauf geben wird, ist schade für den ein oder anderen Gelegenheitsfan und auch den Zwängen der Fortuna als Ausrichter geschuldet: Dagegen, dass hunderte Karten an DFB, DFL, die Regionalverbände und Sponsoren gehen, kann sich der Klub nicht wehren. Dass davon abgesehen die treuesten Fans profitieren, ist genau richtig.
Nein. Die große Mehrheit der Düsseldorfer wird von vornherein ausgeschlossen, zum Teil sogar regelmäßige Stadiongänger.
Die Fortuna hat es geschafft. Und zwar ein ausverkauftes Stadion zu einem Flop zu machen. Denn die große Mehrheit der Düsseldorfer hat keine Chance auf eine Karte für das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund. Die Vorverkaufsregularien der Fortuna bevorzugen Dauerkarteninhaber und Mitglieder in viel zu hohem Maße.
Diesen ein Vorkaufsrecht einzuräumen, ist sicher richtig. Aber völlig daneben geht es, wenn Dauerkarteninhaber im Vorfeld gleich drei Karten reservieren dürfen, und als Mitglied sogar noch zwei weitere dazu. Der Verein garantiert also Wenigen ein Anrecht auf je fünf Karten, während er Hunderttausende komplett von der Möglichkeit ausschließt, Tickets zu bekommen. Ein Schlag ins Gesicht ist das vor allem für diejenigen, die auch ohne Dauerkarte oder Mitgliedschaft regelmäßig zu Fortuna-Spielen ins Stadion gehen.
Hinzu kommt: Der Zuschauerschnitt bei der Fortuna liegt aktuell bei rund 28 000. In Gladbach und Köln lag er in der Aufstiegssaison 2007/2008 jeweils bei über 40 000. Bei aller Fortuna-Euphorie, so ganz ist Düsseldorf eben doch noch keine Fußballstadt. Das heißt, der Verein hat sicher nach wie vor ein Interesse daran, neue Fans zu gewinnen. Das könnte natürlich besonders gut bei einem Pokal-Achtelfinale gegen den Deutschen Meister und aktuellen Tabellenführer der Bundesliga gelingen, erst recht vor ausverkauftem Haus. Daraus wird nun leider nichts.