Fortuna gegen BVB: Pokalträume in der Warteschlange
Rund um den Flinger Broich herrschte am Mittwoch Ausnahmezustand. Mehrere tausend Fans standen stundenlang für Pokal-Karten an.
Düsseldorf. Um kurz vor 10 Uhr war Patrick Galla am Ziel. Als sich die Tür der Fortuna-Geschäftsstelle am Flinger Broich öffnete, war seine „Frühschicht“ endlich vorbei. Mehr als sieben Stunden hatten Galla und seine Freunde in der Kälte ausgeharrt. Ihr Ziel: Sie wollten die ersten sein, die zum Start der zweiten Verkaufsphase die begehrten Tickets für das DFB-Pokal-Achtelfinale der Fortuna gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund (20. Dezember) in den Händen halten.
„Wir sind vorher gar nicht erst ins Bett gegangen“, sagte der Düsseldorfer lachend, dessen Freunde sich die lange Nacht mit Kartenspielen und Joggen vertrieben hatten. Und die frühe Anreise hatte sich gelohnt. Bereits gegen 9 Uhr, eine Stunde vor Verkaufsbeginn, standen mehr als tausend Fortunafans vor der Geschäftsstelle. Bis zur Müllverbrennungsanlage zog sich die Schlange hin. „Wer jetzt erst kommt, muss garantiert noch länger warten als wir“, sagte Galla.
Ebenfalls noch im Dunkeln angereist war Rafael Lassak. Seit 6.45 Uhr stand der 53-Jährige vor der Treppe zur Geschäftsstelle und wartete. Und das nicht einmal für sich selbst: „Ich habe meine Karte längst, ich stehe hier für Freunde“, sagte Lassak, der sich nicht zum letzten Mal dort sieht: „Nach Dortmund schlagen wir die Bayern. Im Finale in Berlin hauen wir Kiel weg“.
Während sich Lassak bereits im Europapokal sah, versüßten sich manche die Wartezeit mit Fortuna-Gesängen. Ein Mann hingegen war im Stress: Ordner Dieter Kasper. Seit Jahren kümmert er sich um die Sicherheit bei Fortuna-Spielen. Nun waren er und seine fünf Kollegen seit sieben Uhr damit beschäftigt, den Straßenverkehr am Laufen zu halten. „Wir wussten, dass es voll wird. Aber damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Kasper, während er die Menschenmasse etwas ungläubig begutachtete.
Innerhalb der Geschäftsstelle hatten sich spontan sieben Fans bereit erklärt, das Team der Bar 95 ehrenamtlich zu unterstützen. So auch Student Jan Rossdeutscher, der die Wartenden mit Kaffee versorgte und die Motto-Shirts „Holt den Pokal zum dritten Mal“ verkaufte. „Das ist der Wahnsinn hier. Wie bei einem Jahrhundertspiel.“
Diesen Eindruck kann Fortuna-Präsident Peter Frymuth bestätigen: „Bei mir haben sich hunderte Menschen gemeldet und nach Karten gefragt.“ Aber auch beim Chef gibt es keine Ausnahmen. „Ich verbringe viel Zeit damit, den Leuten das Vorverkaufsprinzip zu erklären“, sagt Frymuth. Sollten alle ihr Vorkaufsrecht voll ausschöpfen, wären etwa 42 900 Karten weg. Dazu kommen 5400 Tickets für die Dortmunder und einige hundert, die für den DFB reserviert sind. Damit blieben für den freien Verkauf etwa 5000 Karten. Die nächste Warteschlange ist am 13. Dezember programmiert.
Gegen 18.30 Uhr lag das Ende der Schlange auf dem Parkplatz. Die Geschäftsstelle musste dennoch Überstunden schieben. Am Ende des Tages waren mehr als 30 000 Tickets verkauft.