Preußer muss improvisieren
Der Trainer von Fortuna muss auf Jamil Siebert verzichten. Der 19-Jährige wurde fürs U20-Nationalteam nominiert.
Für Christian Preußer bot sich in den vergangenen Tagen die Chance auf einen Tapetenwechsel. Der Berufsverband der Fußballtrainer lud zur alljährlichen Zusammenkunft diesmal nach Köln. „Das ist immer eine ganz nette Abwechslung, wenn man Trainerkollegen trifft, wenn man in den Austausch miteinander kommt. Viele sind in der ersten und zweiten Liga im Job, einige auch nicht“, erzählt Preußer. „Man nimmt da auch immer was mit, aber in erster Linie geht es darum, zusammen zu sein. Eine nette Abwechslung.“
Über den Tellerrand blicken könnte man es vielleicht auch umschreiben, doch Preußer ist auch darum bedacht, seiner Art treu zu bleiben und keine Kopie von X oder Y zu sein. Aber für was steht eben dieser Christian Preußer? Tabellarisch gesehen ist es bislang maximal Mittelmaß, was Fortuna in dieser Saison abgeliefert hat. Die Abstiegsränge kommen näher. Nur noch vier Punkte auf den Relegationsplatz Vorsprung, da der SV Sandhausen noch ein Nachholspiel hat, könnten es sogar nur noch drei mickrige Zähler sein. Dagegen sind es schon jetzt acht Punkte, die man von einem Spitzenplatz entfernt ist.
Preußer muss sich
um einige Brandherde kümmern
Belastet der Ist-Zustand in der Länderspielpause mehr, als er beflügelt, sich aus dem Tal der Tränen herauszukämpfen? Preußer sagt: „Wir blenden das jetzt tatsächlich komplett aus, wir beschäftigen uns zunächst mit dem Testspiel. Nächste Woche Donnerstag und Freitag, wenn es dann in die Vorbereitung auf das Spiel in Dresden geht, werden wir dann auch wieder zurecht mit der Tabelle konfrontiert. Es ist sehr, sehr eng beieinander. Es belastet in der Woche nicht, das blenden wir aus.“
Wie gut das tatsächlich angesichts der Rahmenbedingungen geht, muss vorsichtig abgewartet werden. Anders: man kann sich vieles einreden, wichtig ist am Ende einzig und alleine die praktische Umsetzung.
Und da hat es ja in der bisherigen Saison recht hartnäckig dran gehapert. Die Aufgabenstellung wird für Preußer nicht unbedingt einfach. Denn er hat gleich eine Reihe von Brandherden im Team in den Griff zu bekommen. Keine Flächenbrände, aber mindestens kleinere Glutnester, die man nicht unbeobachtet lassen sollte.
Dazu gesellen sich auch noch die bekannten Lücken im Kader. Die angespannte Lage in der Innenverteidigung spitzt sich immer weiter zu, weil jetzt auch noch ein weiterer Kandidat aktuell mittrainieren kann. Jamil Siebert wurde etwas überraschend für die U 20-Spiele in Frankreich und Portugal nachnominiert. Schön für ihn, Pech für Preußer, der nun noch eine Ecke mehr improvisieren muss.
Wahrscheinlich dürfte sein, dass Florian Hartherz und Adam Bodzek sich als Alternativen bereit halten. Aktuell ist tatsächlich nur Tim Oberdorf (25) greifbar – nur zur Erinnerung: er hat noch nicht einmal einen Profivertrag. Fortunas Trainer Christian Preußer erträgt die sich durch den ausgedünnten Kader ergebenen Probleme noch erstaunlich ruhig und gibt sich tapfer optimistisch. Im Testspiel gegen Heracles Almelo am kommenden Donnerstag wird es allerdings nicht um die Weiterentwicklung seiner Spielphilosophie gehen, sondern vor allem um den Versuch, aus wenig maximal viel zu machen.