Rhein-Derby: Die verhinderten Helden

Benschop schießt sein erstes Tor für Fortuna, Bolly vergibt die Chance zum Sieg.

Düsseldorf. Fortunas Mathis Bolly wusste es ganz genau: In der 65. Minute hätte er der Held von Düsseldorf werden können.

„Das war eine sehr große Chance. Jeder weiß, dass es ein Tor hätte sein müssen. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagte der 22-jährige Mittelfeldspieler zerknirscht.

Hätte Bolly die exzellente Vorarbeit von Levan Kenia und Andreas Lambertz freistehend vor Kölns Torwart Timo Horn genutzt und auf 2:0 erhöht, wären die Gastgeber wohl nicht mehr zurückgekommen. Aber nur zwei Minuten später fiel der Ausgleich im Sonntagsspiel der 2. Fußball-Bundesliga, und die vergebene Chance hatte sich sprichwörtlich gerächt.

Dabei hatten die Fortunen völlig unbeeindruckt von der gigantischen Derbystimmung bestens in das erste Rheinderby beim 1. FC Köln seit mehr als 14 Jahren gefunden. „Das war eine klasse Atmosphäre“, sagte Charlison Benschop. „Unsere erste Hälfte war richtig gut, wir waren klar besser als die Kölner.“

Und der 23-jährige Stürmer hatte dank seiner Beweglichkeit und Spritzigkeit einen großen Anteil daran — vor allem wegen seines Premierentores für die Fortuna. Das sei einfach Reaktion gewesen, in diesen Ball reinzugehen, sagte Benschop. Horn hatte den Kopfball von Stefan Reisinger nur abklatschen lassen. „Da habe ich einfach reagiert, war im Bruchteil einer Sekunde am Ball.“

Da es noch in der direkten Folge weitere Chancen gab, hätte die Fortuna durchaus auch drei Punkte aus Köln mitnehmen und damit den ersten Sieg in der Domstadt seit 24 Jahren schaffen können. „Wir hätten hier gewinnen müssen, genug Möglichkeiten waren da. Dazu kam das Pech mit dem Schiedsrichter, der uns den Handelfmeter nicht gegeben hat“, sagte Benschop.

Jeder auf dem Feld und im Stadion habe gesehen, dass der Ball in der 60. Minute im Kölner Strafraum an Roman Golobarths Hand war. Aber Benschop ging auch selbstkritisch mit der Leistung seines Teams um: „In der zweiten Hälfte haben wir uns zu sehr zurückfallen lassen, dann auch zu viel Druck bekommen und das Tor kassiert.“ Daher fühle er sich „nicht überragend, aber auch nicht so schlecht“.

Ganz im Gegensatz zu Mathis Bolly, der wie ein Häufchen Elend Richtung Kabine schlich: „Am Ende müssen wir mit dem Punkt leben, und das können wir auch. Ein Sieg und ein Remis zum Saisonstart sind in Ordnung.“ Aber Bolly wusste ganz genau: Es hätten auch zwei Siege sein können — wenn er seine Riesenchance kaltschnäuziger genutzt hätte.