Robert Palikuca: „Einen Chef gibt es nicht“
Innenverteidiger Robert Palikuca spricht vor dem Spiel gegen die „Zweite“ des HSV über Fortunas aktuelle Defensivstärke.
Düsseldorf. 450 Minuten ohne Gegentor, Tabellenführer - besser könnte es für die Fortuna kaum laufen. Am Samstag steht im Heimspiel gegen die Reserve des Hamburger SV die nächste Hürde an. Wir sprachen vor dem Spiel mit Innenverteidiger Robert Palikuca über die "Zu Null"-Serie der Fortuna und die persönliche Brisanz, die dieses Spiel für den Ex-St. Pauli-Spieler hat. Herr Palikuca, ist das Spiel gegen den Hamburger SV II für Sie als ehemaliger St. Paulianer immer noch etwas besonderes?Palikuca (grinst): Na klar, der HSV ist für mich nach wie vor ein rotes Tuch. Das wird immer ein besonderes Spiel für mich sein. Meinem kleinen Sohn habe ich sogar erklärt, dass man den Namen HSV nicht mal aussprechen darf, weil er ein Schimpfwort ist. Von der Lebenseinstellung her bin ich ja auch eher ein St.Paulianer, als ein konservativer HSVer... Die Fortuna hat noch kein Gegentor kassiert. Bleibt das auch gegen den HSV II so?Palikuca: Mittlerweile ist es für uns fast schon wichtiger, dass die Null hinten steht, als dass wir vorne ein Tor machen. Wenn du kein Gegentor bekommst, kannst du auch nicht verlieren. Ewig kann es ja nicht zu Null weitergehen.Palikuca: Irgendwann wird schon wieder ein Tor gegen uns fallen, aber im Moment läuft es einfach super. Alle arbeiten sehr gut für die Defensive. Wir machen schon im Mittelfeld die Räume so gut eng, dass der Gegner kaum einmal bis zur Abwehr vorkommen kann. Und wenn du als Abwehrspieler nicht ständig unter Dauerbeschuss stehst, kannst du in den Momenten, die du dann klären musst, umso konzentrierter sein. Woran liegt es, dass im Moment die Mannschaft so gut funktioniert?Palikuca: Das Entscheidende war das erste Spiel in Berlin. Da hat keiner mit uns gerechnet. Fortuna hatte seit 13 Jahren kein Auftaktspiel mehr gewonnen. Und dann hat in dem Spiel wirklich alles geklappt, was wir uns vorgenommen haben, da ist im Umfeld und auch in der Mannschaft eine kleine Euphorie entstanden. Die Bank scheint in dieser Saison stärker besetzt, als in der vergangenen. Ist der Konkurrenzdruck gewachsen?Palikuca: Alle geben richtig Gas, wollen in die Mannschaft. Jeder weiß, dass er ersetzt werden kann. Und wenn alle gut drauf sind, ist es auch leichter zu akzeptieren, wenn man mal auf der Bank sitzt. Im ersten Spiel traf es Markus Anfang, gegen Essen war ich zu Beginn draußen. Gibt es mannschaftsinterne Wetten, wie lange die Fortuna noch ohne Gegentor bleibt?Palikuca: Nein. Aber vor dem ersten Spiel bei Union Berlin haben mein Zimmerkollege Jens Langeneke und ich uns geschworen, dass wir den August zu Null spielen. Das haben wir auch geschafft. Auch wenn wir das nötige Glück dazu hatten. Wer ist der Chef in der Hintermannschaft? Sie, Jens Langeneke oder gar Torwart Michael Melka?Palikuca: Einen Chef gibt es nicht. Den brauchen wir auch gar nicht. Wir sind alle sehr laut auf dem Platz und helfen uns gegenseitig. Droht die Gefahr, dass manche Spieler abheben, sollte auch die Partie gegen Hamburg gewonnen werden?Palikuca: Nein, bei uns hebt keiner ab. Wenn nötig, würden ich und andere auch dafür sorgen, dass alle auf dem Boden bleiben. Aber wir haben gar nicht die Charaktere in der Mannschaft, die zu so etwas neigen. Werden Sie am Samstag wegen ihrer gebrochenen Nase wieder mit der Schutzmaske auflaufen?Palikuca: Ich werde es wohl ohne Maske versuchen. Gegen Cottbus habe ich Sie ja auch nach zehn Minuten abgelegt, weil es einfach zu heiß darunter wurde und das Ding meine Sicht behinderte. Im Training trage ich sie aber sicherheitshalber. Nach dem Spiel in Cottbus hat die gesamte Mannschaft ihre Trikots an die Fans verschenkt. War das eine geplante Aktion?Palikuca: Nein, das war ganz spontan. Die 400 Fans sind fast 700 Kilometer gereist, um uns zu sehen und haben uns toll unterstützt. Wir wollten uns einfach bedanken. Sie wären ja auch gefahren, wenn wir dann verloren hätten. Sie haben offenbar ein gutes Gespür für die Fans. Waren Sie selbst einmal in einem Fanclub?Palikuca: Ja, Dinamo Zagreb ist ja mein absoluter Lieblingsverein. Mit meinen Freunden habe ich damals immer in der Fankurve gestanden. Was sagt Ihnen Ihr Gefühl für das Spiel am Samstag? Hält Fortunas Serie an?Palikuca: Das letzte Mal, als ich der WZ ein größeres Interview gegeben habe, ist mir danach in der Partie gegen St. Pauli ein Tor gelungen. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen.