Sahin führt glänzend Regie - Alarmstimmung bei Fortuna
Düsseldorf (dpa) - Der eine saß daheim vor dem Fernseher, der andere zunächst nur auf der Bank. Stattdessen schlüpfte Nuri Sahin in die Rolle des Hauptdarstellers. Sein Kunstschuss aus gut 30 Metern ebnete den Weg zum 2:1 (1:0) von Borussia Dortmund bei Fortuna Düsseldorf.
Damit drängte er die Wechsel-Schlagzeilen über die geschonten Profis Mario Götze und Robert Lewandowski zumindest für kurze Zeit in den Hintergrund. Lächelnd kommentierte Sahin den Sieg der Dortmunder B-Elf beim wankenden Aufsteiger: „Wir haben wieder gezeigt, dass uns nichts aus der Bahn werfen kann. Dementsprechend werden wir am Dienstag beim Rückspiel gegen Real Madrid auftreten.“
Die Frage, ob auch Lewandowski seinem Kollegen Götze schon in diesem Sommer zum FC Bayern folgt, war ausnahmsweise nicht das alles beherrschende Gesprächsthema. Wie schon beim famosen 4:1 im ersten Champions-League-Halbfinale vier Tage zuvor gegen den spanischen Rekordmeister bewies das Team Moral. Nicht nur der Treffer von Sahin (20.), der mit einem sehenswerten Distanzschuss den zu weit vor seinem Tor postierten Fortuna-Torhüter Fabian Giefer überlistete, bestätigte Jürgen Klopp in seiner Entscheidung zur XXL-Rotation von gleich zehn Spielern. Dennoch gab es für Sahin ein Sonderlob vom Trainer: „Das war ein Weltklassetor.“
Ähnlich wie Branchenprimus FC Bayern kann es sich auch der BVB mittlerweile leisten, Stammkräfte für internationale Spiele zu schonen, ohne in der Bundesliga Punkte zu verschenken. Jakub Blaszczykowski (70.) gelang kurz nach seiner Einwechslung das vorentscheidende 2:0. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke fand Gefallen an der Vorstellung der Profis aus dem zweiten Glied: „Es wurde ja wochenlang gesagt, dass es nur einen Club gibt, der rotieren kann und dann trotzdem die Spiele gewinnt. Aber auch wir haben Spieler, die dann ihren Mann stehen.“
Den Arbeitssieg werteten alle Beteiligten als positives Signal für den Showdown gegen Real im Bernabeu. „Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen und vielleicht auch knapp über 50 Prozent Chancen, diesen historischen Finaleinzug zu schaffen“, sagte Watzke bei Liga Total. Doch der Respekt des Geschäftsführers vor dem Gegner ist trotz des 4:1 im Hinspiel noch immer riesengroß: „Das ist eine geballte Ladung Weltklasse. Die werden uns einen ordentlichen Tanz aufmachen - da können wir sicher sein.“
Von solchen Highlights kann die Fortuna nur träumen. Nach nunmehr neun Spielen ohne Sieg ist der zwischenzeitlich üppige Vorsprung auf den 16. Tabellenplatz aufgebraucht. Nur die bessere Tordifferenz trennt den Aufsteiger noch vom Relegationsplatz. Darüber hinaus verheißt das schwere Restprogramm mit zwei Auswärtspartien in Frankfurt und Hannover sowie dem Heimspiel gegen Nürnberg wenig Gutes.
Ungeachtet der anhaltenden Talfahrt, die auch der Anschlusstreffer von Adam Bodzek (88.) nicht stoppen konnte, demonstrierte Trainer Norbert Meier Zuversicht: „Unser Team hat sich gewehrt und dagegen gehalten - das sind Dinge, die mir Hoffnung machen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir mit einem guten Ergebnis nach Hause gehen.“
Es passte ins Bild von einem Abstiegskandidaten, dass es nicht nur an spielerischer Klasse, sondern auch an Glück mangelte. Beim Handspiel von BVB-Innenverteidiger Mats Hummels in der Schlussphase blieb der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Michael Weiner aus. Und beim Kopfball von Martin Latka in der Nachspielzeit verhinderte BVB-Keeper Mitch Langerak mit einer spektakulären Rettungsaktion den Ausgleich. Fortunas Axel Bellinghausen machte aus seinem Frust keinen Hehl: „Täglich grüßt das Murmeltier. Im Moment ist nur Leere da.“